Baessler-Archiv, Neue Folge, Band XIII (1965)
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ALTPERUANISCHE UNECHTE PARTIALGEWEBE
MIT PLANGIMUSTERUNG
DIETER EISLEB und RENATE STRELOW, Berlin
In letzter Zeit wurden von verschiedenen Autoren plangigemusterte, unechte
Partialgewebe veröffentlicht, bei denen neben echter Plangimusterung auch ein
zelne Teile mit einer Farbkombination Vorkommen, die durch normale Plangi-
Technik nicht hergestellt werden konnte. Es handelt sich dabei jeweils um die
Musterung Rot auf goldgelbem bis goldbraunem Grund, d. h. also um das Auf
trägen einer hellen Farbe auf eine dunkle.
Ina Van Stan 1 beschrieb als erste dieses Phänomen anhand zweier Gewebe aus
der Sammlung Uhle. Bei der Frage, wie bei diesen die Farbkombination Rot auf
Goldgelb erreicht wurde, vermutet sie, daß hierbei eine batikähnliche Technik
zur Anwendung kam.
Dagegen kommt Wolfgang Haberland 1 2 bei der Veröffentlichung zweier sol
cher Gewebe des Hamburgischen Museums für Völkerkunde zu einem anderen
Ergebnis. Auf Grund eingehender Untersuchungen der betreffenden Gewebe
teile ist er der Meinung, daß die Farbkombination Rot auf Goldgelb durch
direkte Bemalung erstellt wurde.
In den Sammlungen der Abteilung Amerikanische Archäologie des Berliner
Museums für Völkerkunde befinden sich drei solche Gewebe, von denen zwei
das Phänomen des „imitierten Plangi“ (Haberland) aufweisen, während bei
einem die goldgelben Gewebeteile keine rote Musterung zeigen.
Bei der Untersuchung dieser Gewebe glauben wir festgestellt zu haben, daß
bei der Herstellung der problematischen Farbkombination Rot auf Goldgelb
eine dritte Methode zur Anwendung gekommen sein könnte. Diese soll nach
der folgenden systematischen Gewebebeschreibung dargestellt und zur Diskus
sion gestellt werden.
1 Van Stan, Ina: 1. „Ancient Peruvian Textile Arts: Patchwork and Tie-dye from
Pachacamac“, Expedition, Vol. 3, No. 4, Philadelphia 1961. 2. A Problematic
Example of Peruvian Resist-Dyeing. American Antiquity, Vol. 29, No. 2, 1963.
2 Haberland, Wolfgang, „Gewebe mit unechtem Plangi von der zentral-peruanischen
Küste“. Baessler-Archiv. N. F. Bd. XII (1964).