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Walter Hirschberg
der sozialen, politischen und auch religiösen Verhältnisse, mit der Angleichung des
Geschmacks an ein neues Käuferpublikum und nicht zuletzt auch im Zusammenhang
mit einem gewissen Niedergang des technischen Könnens und mit dem Bestreben, mög
lichst rasch und gewinnbringend die Ware an den Mann zu bringen, hat sich ein tief
greifender Wandel der Erzeugnisse vollzogen, wobei diese Entwicklung durchaus
Abb. 4. Ausstellungsraum.
Jede Werkstätte besitzt auch
ihren Ausstellungsraum. Ein
ganzes Warenlager verschie
denster Kunstprodukte, die
durch barocke Überladung
sinnentleerter Symbolik aus
gezeichnet sind, wartet auf
seine Käufer.
nicht etwa als abgeschlossen bezeichnet werden kann. Alte Formen wurden vergessen,
oft sind neue, den neuen Bedürfnissen entsprechende Formen an ihre Stelle getreten.
An Stelle der alten Tikar-Glocken, die einst als Ehrenzeichen galten, werden heute in
Foumban Tischglocken mit der Bamumschlange als Handgriff hergestellt, an die Stelle
der hohlen Knäufe für die Trinkhörner der Häuptlinge sind Messingknäufe für Spa
zierstöcke aus Bambus getreten. Tischglocken und Spazierstöcke werden von den
weißen Touristen gerne als Andenken erstanden. Wurde früher der milde Glanz der
Gußstücke durch Scheuern mit Sand oder Asche erzielt, so geschieht dies jetzt mit
Drahtbürste und Feile. Beide Werkzeuge stammen aus Europa. Von den alten
Schmuckornamenten (halbe und ganze Spirale, Schnurverzierung u. a. m.) ist nur mehr