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Richard Mohr
aber auch erinnern an die Symbolik von rot = Kraft und an die roten Streifen um
den dschangau, die Bäume und Türmchen auf dem megalithischen Platze.
In Architektur und Lehmornamentik sieht man große Leistungen in diesem ver
lorenen Winkel von Afrika. Ich wies schon auf Steinbogen hin. Ferner wird die Säule
als tragendes Element bei Verandavorbauten verwendet (Abb. 8). Überall herrscht
ein Gefühl für Proportion, besonders auch an den kleinen, zierlichen Hüttchen, die man
häufig sieht (Abb. 8). Unter dem Dach haben diese meist ein umlaufendes, vorsprin
gendes Gesims, auf dem Knochen von Tieren liegen. Auch die verbrannten Blitzlicht-
birnchen legte der ram dorthin.
Was mich aber geradezu frappiert hat, das waren ein paar Gebäude auf der Spitze
eines Felsenhügels, die in Architektur und ausbündiger Lehmornamentik das Eigen
artigste waren, was ich je in Afrika gesehen habe. Leider hatte ich keinen Film mehr
für eine Aufnahme, und ein tropisches Unwetter zwang uns zu schleuniger Flucht.
Über die Verwendung der vielen Ritualbauten konnte ich kaum etwas erfahren.
Es ist alles strenges Geheimnis der eingeweihten Männer. Wenn der ram mit dem
Abb. 8. Architektur in Scha.
Abb. 9. Mangam-Maske (Schallet).
Dolmetscher darüber sprach, tat er das nur flüsternd und schaute dauernd ängstlich
um, ob auch keine Frau in der Nähe sei. Das besonders, als er uns in einer Flütte eine
Maske zeigte. Sie ist ein in Westafrika nicht ungewöhnlicher Typus, ein Kleid aus
Streifen von Palmblättern, das den ganzen Körper einhüllt, darauf der hölzerne Kopf
eines gehörnten Tieres (Abb. 9). Nach den Hörnern zu urteilen, stellt die Maske eine
Antilope dar.