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Das Werk, welches ich, nach erhaltener Genehmigung des Herrn Reichskanzlers, im
Verein mit den mir in meiner Amtstätigkeit zur Seite gestellten Mitgliedern und Hülfs-
arbeitern, den deutschen Aerzten hiermit entgegenbringe, enthält die Ergebnisse einer Reihe
von Untersuchungen, welche das Kaiserliche Gesundheitsamt seit seiner Ausrüstung mit einer
technischen Arbeitsstätte ausgeführt hat.
Meine im Jahre 1878 vor dem hohen Reichstage vertretene und vielseitig getheilte
Ueberzeugung, dass die Leistungsfähigkeit des Kaiserlichen Gesundheitsamtes wesentlich von
seiner Ausrüstung mit einer solchen Arbeitsstätte abhängen werde, stützte sich vorzugsweise
auf die an anderen. Stellen gemachte Erfahrung, dass die Forschungsresultate derjenigen
Wissenschaften, aus welchen die Hygiene ihr Begründungsmaterial schöpft, nicht immer
die erforderliche Abgeschlossenheit und stellenweise auch nicht die zu wünschende Zuver
lässigkeit darbieten, um für eine unmittelbare Verwendung zu amtlichen Zwecken brauch
bar zu sein.
Was mir bei diesem Ausspruche als Resultat theoretischer Erwägungen vorschwebte,
hat sich durch die thatsächliche Erfahrung bestätigt, denn das Kaiserliche Gesundheitsamt
ist seit seiner Giündung fortdauernd mit der Bearbeitung von Aufgaben beschäftigt gewesen,
ftü welche, da das erforderliche Begründungsmaterial für dieselben nicht vorhanden war,
sich die Ausführung aui den Einzelfall hinzielender chemischer, physikalischer, physiologischer
und pathologischer Versuche als nothwendig erwies.
Wenn ich durch die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Versuche das Kaiserliche
Gesundheitsamt scheinbar in Concurrenz treten lasse mit anderen für die Verfolgung lediglich
wissenschaftlicher Ziele gegründeten Lehr- und Versuchsanstalten, so bin ich mir vollkommen
bewusst, dass es keineswegs Aufgabe dieser Behörde ist, Untersuchungen für den Zweck
der Bereicherung der Wissenschaft anzustellen, sondern dass diese vielmehr jenen genannten
Anstalten durchaus Vorbehalten bleiben müssen. Auf der anderen Seite aber glaube ich, dass
man es, im Hinblicke auf einen bereits vielfach eingebürgerten Gebrauch, von mir fordern
kann, dass ich das bei den praktischen Arbeiten des Gesundheitsamtes als Nebenerzeugniss
zu Tage tretende wissenschaftliche Erfahrungsmaterial der Oeffentlichkeit nicht entziehe.
Untersuchungs-Methoden bilden und vervollkommnen sich vorzugsweise an der Hand
der praktischen Erfahrung: Es ist daher naheliegend, dass bei den Versuchsarbeiten des