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Buchbesprechungen
auch hier zahllose Beispiele für Unrichtigkei
ten anführen.
Die Abbildungen, die manchmal interessante
und unbekanntere Stücke bringen, sind viel
fach gut, aber in keiner Weise mit dem Text
koordiniert, so daß z. B. Bilder aus dem Süd
westen Nordamerikas und den Prärien im
Text über die Nordwestküste stehen.
Insgesamt erfüllt das Buch keineswegs die
selbstgestellte Aufgabe, die am Anfang der
Besprechung wiedergegeben wurde. Im Gegen
teil, es dürfte den interessierten Laien eher
verwirren, und man sollte es daher einem sol
chen keineswegs in die Hand geben. Für den
Fachmann ist vielleicht dieses oder jenes Bild
interessant. Das lohnt aber keineswegs die
Anschaffung. w Haberknd
JOHANN GEORG KOHL:
Kitschi-Gami oder Erzählungen Vom Obern
See. Einleitung Eva Lips. Graz: Akademi
sche Druck- und Verlagsanstalt. 1970.
XXVIII*, VIII, 328 u. 272 S., 2 Bde. in
einem Bd.
Mit der Aufnahme des vorliegenden Berich
tes in die Nachdruckserie „Klassische Reise
bücher“ hat die Akademische Druck- und Ver
lagsanstalt Graz einen überaus guten Griff ge
tan. „Kitschi Gami“ ist in ethnologischer Sicht
die bedeutendste Ausbeute Kohls von seinem
vierjährigen Aufenthalte in Nordamerika in
den Jahren 1854—1858. Bietet das Buch doch,
wie das Geleitwort von Eva Lips festhält,
„eine fast komplette Völkerkunde des Ojib-
wagebiets am Oberen See“ (XIII*). Die an
schauliche Ausdrucksweise, das offensichtliche
und gelungene Bemühen um situationsgerechte
Darstellung ohne jede Effekthascherei, die
treffenden, z. T. humorvollen Schilderungen
eigener oder mitgeteilter Erlebnisse — man
lese nur die köstliche, aber auch nachdenklich
stimmende Geschichte „Von einem Indianer,
der recht indolent war“ (Bd. II: 259—262),
die in Umkehrung der Ankündigung die „In
dolenz“ dem weißen Gesprächspartner zu-
schiebt — machen diese Reiseerzählung in
Briefform für jeden Liebhaber dieser Litera
turgattung anziehend und lassen auch einen
Völkerkundler, auf der Suche nach ethnogra
phischen Details, den zweckgebundenen Cha
rakter seiner Lektüre vergessen. Die 1859 in
Bremen erschienene Originalausgabe ist nur
in wenigen Bibliotheken greifbar, ebenso wie
die erste englische Publikation aus dem Jahr
1860, deren Zweitherausgabe (Minneapolis,
Minnesota, 1956) auf 1500 Exemplare be
schränkt blieb.
Die dem Nachdruck der Originalausgabe
vorangestellte Einleitung aus der Feder von
Eva Lips, einer hervorragenden Kennerin der
Ojibwa, bietet dem Leser eine echte Orientie
rungshilfe, deren Nützlichkeit durch Bei
fügung einer Kartenskizze hätte erhöht wer
den können. Der Schilderung des Lebens des
Autors folgt eine knappe, einprägsame Wür
digung Kohls als reisender Literat, ein Abriß
der Gliederung dieser Reiseerzählung sowie
eine Systematik der in den verschiedenen Brie
fen verstreuten, teils minutiös beschriebenen,
teils angerissenen ethnographischen Themata.
Zahlreiche Hinweise auf die originalen Text
stellen machen eine rasche Auffindbarkeit
möglich. Die Schreibweise Kohls indianischer
Bezeichnungen wird der heute eingebürgerten
gegenübergestellt. Die von Lips vorgenom
mene kritische Sichtung der ethnographischen
Informationen, die für das materielle Kultur
inventar — nicht ganz den Proportionen der
behandelten Themen entsprechend — umfang
reicher ausfällt als für die geistigen Bereiche,
fordert wenig Widerspruch heraus. Allein die
vorgenommene, eindeutig nur wirtschaftlich
determinierte Zuordnung des Midewiwin-
Geheimbundes zum Reiserntekomplex (XII*)
bleibt schon aufgrund der Verbreitung dieser
Institution unbefriedigend.
Darüber hinaus erscheint der Rezensentin
der Hinweis angebracht, daß der Reisebericht
wesentliche Rückschlüsse auf das interethnische
Zusammenleben in der ersten Hälfte des 19.
Jahrh. zuläßt: die nachbarlich-freundschaft
liche Beziehung zwischen Indianern und fran
zösischen Voyageuren, die politische Rolle ein
flußreicher Pelzhändler und das Verhältnis
zwischen amerikanischen Regierungsinstanzen
und Indianern werden mehrfach angeschnitten
(so z. B. Bd. 1:5 f., 37 ff., 77 ff., 96 ff., 157 ff.,
179 ff., 232 ff.,; II: 197 ff., 204 ff., 259 ff.).
R. Preise
MARK NAGLER:
Indians in the City. A Study of the Urbani-
zation of Indians in Toronto. Canadian
Research Centre for Anthropology, Saint
Paul University. Ottawa 1970. XV + 107 S