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Full Text: Tribus, 20.1971 N.F.

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Buchbesprechungen 
auch hier zahllose Beispiele für Unrichtigkei 
ten anführen. 
Die Abbildungen, die manchmal interessante 
und unbekanntere Stücke bringen, sind viel 
fach gut, aber in keiner Weise mit dem Text 
koordiniert, so daß z. B. Bilder aus dem Süd 
westen Nordamerikas und den Prärien im 
Text über die Nordwestküste stehen. 
Insgesamt erfüllt das Buch keineswegs die 
selbstgestellte Aufgabe, die am Anfang der 
Besprechung wiedergegeben wurde. Im Gegen 
teil, es dürfte den interessierten Laien eher 
verwirren, und man sollte es daher einem sol 
chen keineswegs in die Hand geben. Für den 
Fachmann ist vielleicht dieses oder jenes Bild 
interessant. Das lohnt aber keineswegs die 
Anschaffung. w Haberknd 
JOHANN GEORG KOHL: 
Kitschi-Gami oder Erzählungen Vom Obern 
See. Einleitung Eva Lips. Graz: Akademi 
sche Druck- und Verlagsanstalt. 1970. 
XXVIII*, VIII, 328 u. 272 S., 2 Bde. in 
einem Bd. 
Mit der Aufnahme des vorliegenden Berich 
tes in die Nachdruckserie „Klassische Reise 
bücher“ hat die Akademische Druck- und Ver 
lagsanstalt Graz einen überaus guten Griff ge 
tan. „Kitschi Gami“ ist in ethnologischer Sicht 
die bedeutendste Ausbeute Kohls von seinem 
vierjährigen Aufenthalte in Nordamerika in 
den Jahren 1854—1858. Bietet das Buch doch, 
wie das Geleitwort von Eva Lips festhält, 
„eine fast komplette Völkerkunde des Ojib- 
wagebiets am Oberen See“ (XIII*). Die an 
schauliche Ausdrucksweise, das offensichtliche 
und gelungene Bemühen um situationsgerechte 
Darstellung ohne jede Effekthascherei, die 
treffenden, z. T. humorvollen Schilderungen 
eigener oder mitgeteilter Erlebnisse — man 
lese nur die köstliche, aber auch nachdenklich 
stimmende Geschichte „Von einem Indianer, 
der recht indolent war“ (Bd. II: 259—262), 
die in Umkehrung der Ankündigung die „In 
dolenz“ dem weißen Gesprächspartner zu- 
schiebt — machen diese Reiseerzählung in 
Briefform für jeden Liebhaber dieser Litera 
turgattung anziehend und lassen auch einen 
Völkerkundler, auf der Suche nach ethnogra 
phischen Details, den zweckgebundenen Cha 
rakter seiner Lektüre vergessen. Die 1859 in 
Bremen erschienene Originalausgabe ist nur 
in wenigen Bibliotheken greifbar, ebenso wie 
die erste englische Publikation aus dem Jahr 
1860, deren Zweitherausgabe (Minneapolis, 
Minnesota, 1956) auf 1500 Exemplare be 
schränkt blieb. 
Die dem Nachdruck der Originalausgabe 
vorangestellte Einleitung aus der Feder von 
Eva Lips, einer hervorragenden Kennerin der 
Ojibwa, bietet dem Leser eine echte Orientie 
rungshilfe, deren Nützlichkeit durch Bei 
fügung einer Kartenskizze hätte erhöht wer 
den können. Der Schilderung des Lebens des 
Autors folgt eine knappe, einprägsame Wür 
digung Kohls als reisender Literat, ein Abriß 
der Gliederung dieser Reiseerzählung sowie 
eine Systematik der in den verschiedenen Brie 
fen verstreuten, teils minutiös beschriebenen, 
teils angerissenen ethnographischen Themata. 
Zahlreiche Hinweise auf die originalen Text 
stellen machen eine rasche Auffindbarkeit 
möglich. Die Schreibweise Kohls indianischer 
Bezeichnungen wird der heute eingebürgerten 
gegenübergestellt. Die von Lips vorgenom 
mene kritische Sichtung der ethnographischen 
Informationen, die für das materielle Kultur 
inventar — nicht ganz den Proportionen der 
behandelten Themen entsprechend — umfang 
reicher ausfällt als für die geistigen Bereiche, 
fordert wenig Widerspruch heraus. Allein die 
vorgenommene, eindeutig nur wirtschaftlich 
determinierte Zuordnung des Midewiwin- 
Geheimbundes zum Reiserntekomplex (XII*) 
bleibt schon aufgrund der Verbreitung dieser 
Institution unbefriedigend. 
Darüber hinaus erscheint der Rezensentin 
der Hinweis angebracht, daß der Reisebericht 
wesentliche Rückschlüsse auf das interethnische 
Zusammenleben in der ersten Hälfte des 19. 
Jahrh. zuläßt: die nachbarlich-freundschaft 
liche Beziehung zwischen Indianern und fran 
zösischen Voyageuren, die politische Rolle ein 
flußreicher Pelzhändler und das Verhältnis 
zwischen amerikanischen Regierungsinstanzen 
und Indianern werden mehrfach angeschnitten 
(so z. B. Bd. 1:5 f., 37 ff., 77 ff., 96 ff., 157 ff., 
179 ff., 232 ff.,; II: 197 ff., 204 ff., 259 ff.). 
R. Preise 
MARK NAGLER: 
Indians in the City. A Study of the Urbani- 
zation of Indians in Toronto. Canadian 
Research Centre for Anthropology, Saint 
Paul University. Ottawa 1970. XV + 107 S
	        
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