A. Lissauer: Verwaltungsbericht für 1905. J
Ich scheide mit schwerem Herzen aus einer Amtstitigkeit, in der ich
mich durch lange Jahre der wertvollsten und für das Museum für Vólker-
kunde förderlichsten Beziehungen zu der Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte zu erfreuen gehabt habe. Ich kann mir nicht
versagen, nochmals meinen wärmsten Dank für das mir vielfach bewiesene
Vertrauen und für die einsichtige und opferwillige Unterstützung zum
Ausdruck zu bringen, die unsere Verwaltung allezeit bei Ihnen ge-
funden hat.
Mit der Bitte um ein freundliches und nachsichtiges Gedenken
in vorzüglichster Hochachtung
An ganz ergebenst
den Vorstand der Gesellschaft (1. s.) Schone.
fir Anthropologie, Ethnologie
und Urgeschichte
hier.
Der Vorstand hat dem hochverehrten Mann den würmsten Dank für
das der Gesellschaft stets bewiesene Wohlwollen in einem besonderen
Antwortschreiben ausgesprochen. Wir können nur wünschen, dass. wir
auch fernerhin das gleiche, verständnisvolle Entgegenkommen bei der
K. General-Verwaltung finden möchten, dessen wir uns bisher rühmen
durften!
(5) Der Vorsitzende erstattet den statutenmässig vorgeschriebenen
Verwaltungsbericht für das Jahr 1905.
Wiederum ist ein Jahr verflossen, das dritte bereits, seitdem uns der
grosse Meister entrissen wurde, der die Gesellschaft mit starker Hand von
ihrer Gründung an geleitet und sie zu jener Höhe geführt hatte, die wir
heute nur mit grösster Mühe zu behaupten vermögen. Nun ist ihm auch
der ideale Begründer unserer Gesellschaft, Adolf Bastian, in den Tod
gefolgt. Wie früher Rudolf Virchow, so haben wir auch ihm durch eine
besondere Gedächtnisfeier am 11. März d. J. unsere Dankbarkeit und
Anerkennung bezeugt.
Der Personalbestand der Gesellschaft hat auch sonst zahlreiche Ver-
änderungen erfahren.
Unsere 4 Ehrenmitglieder sind uns in voller Tätigkeit erhalten ge-
blieben. Dagegen verloren wir durch den Tod 2 korrespondierende Mit-
glieder, die Herren Stolpe und Wheeler und wählten neu den Grafen
Bobrinskoy. Somit ist die Zahl unserer korrespondierenden Mitglieder
von 112 im Jahre 1904 gegenwürtig auf 111 gesunken.
Bei den ordentlichen Miteliedern ist die Zahl der immerwührenden 5
unverändert geblieben. Dagegen sind von den jährlich zahlenden‘ Mit“
gliedern 15 gestorben: Bastian, Bauer, V. Brand, Brecht, Croner,
Ewald, Fláschendrüger, partsch, Fritsche, Hartmann, Laehr,
v. Leuthold, Rabl-Rückhard, v- Richthofen, Wetzstein.
Dafür sind neu aufgenommen 58. Da jedoch 29 ausgetreten oder
wegen Zahlungsverweigerung gestrichen worden sind, so beträgt die jetzige
977