Ein unzuverlässiges Kriterium hei der Mutmaßung von Fälschungen
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3a 3b
Ahh. 3 a,h Tänzmasken „kpelie“ mit seitlich angefügten Gliedmaßen eines Vogels.
Senufo, Elfenheinküste.
Die Senufo an der Elfenbeinküste schnitzen weibliche Masken, „kpelie“ genannt,
mit runden, eckigen und zapfenförmigen Anfügungen am Rand (Abb. 3). Ich konnte
diese schließlich als Gliedmaßen eines Vogels deuten (1965 b). Das hatte mir aber keiner
der vielen Senufo-Schnitzer, die ich danach gefragt hatte, sagen können. Ich sah viel
mehr eines Tages auf einem Markt im nördlichen Senufo-Lande zwei Frauen, deren
Haupthaar in der Gestalt eines Vogels frisiert war. Nun wurde mir klar, daß diese
Masken nichts anderes darstellten als eine Frau mit einer solchen Frisur, auf die eine
Ebene der flachen Maske projiziert. Offenbar ist diese Frisur nur in einer bestimmten
Gegend des Fandes üblich, während jener Maskentyp weite Verbreitung fand. Die
Künstler wissen also nicht, was die Anfügungen, die sie an diese Masken schnitzen,
bedeuten, obgleich die Vorbilder zur zeitgenössischen Kultur ihres Stammes gehören.
Die Folge ist, daß den meisten dieser Masken die Hauptsache dieser Frisur fehlt:
der Kopf des Vogels! Die Schnitzer fügen stattdessen oben an die Maske Hörner oder
Figuren von Menschen und Tieren an.