Buchbesprechungen
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Gruppe D (Blatt 61—76) schließlich be
ginnt wieder mit einem vollständigen tonalpo-
hualli zu 20X13 Tagen, mit Wochenregenten,
Nebenfiguren und Beizeichen. Es folgen die
Darstellung der 13 Vögel, gruppiert um den
Sonnengott, vor dem Sonne, Mond und Erd
rachen abgebildet sind, dann vier von Schlan
gen eingcrahmtc Gottheiten mit abgekürztem
tonalpohualli und wieder ein Doppelbild von
Quetzalcoatl und MIctlantecutli, deren Kör
perteile Tageszeichen zugeordnet sind. Das
nächste, sehr beschädigte Blatt bringt je 20 um
zwei Figuren gruppierte, z. T. mit Körper
teilen verbundene Tageszeichen. Auf den bei
den Schlußblättern endlich ist noch einmal
ein abgekürztes tonalpohualli in Verbindung
mit kultischen Szenen zu sehen.
Die Gruppen A, C und D, die weitgehend
Kalendermantik enthalten, haben partienweise
Entsprechungen (Parallelstellen) in den ande
ren Handschriften der Borgia-Gruppe, auf die
jeweils im Kommentar hingewiesen wird.
Der Kommentar, mit Zusammenfassungen
in Englisch, Französisch und Spanisch, ist, wie
bei einem so ausgezeichneten Kenner der Mate
rie nicht anders zu erwarten ist, sehr sachlich
gehalten und frei von Spekulationen, zu denen
diese Handschriften bekanntlich gern verleiten.
In einzelnen Fällen würde man allerdings ein
etwas näheres Eingehen auf bestimmte Fragen
begrüßen. Es ist zu hoffen, nicht zuletzt dank
dieser vorzüglichen Borgia-Ausgabe, daß ver
feinerte Methoden und objektivere Analysen
in Zukunft weitere Informationen aus diesen
so wertvollen Dokumenten erschließen.
Bodo Spranz
Codex Ixtlilxochitl:
Bibliothèque Nationale, Paris. (MS. Mex.
65—71.) Reproduktion des Manuskriptes
im Originalformat. Kommentar Jacqueline
de Durand-Forest. ln: Fontes rerum mexi-
canarum, hrsg. v. Ferdinand Anders, Vol.
9. Graz: Akademische Druck- u. Verlags
anstalt. 1976. S. 93—122, Kommentar 36 S.
Neben den eigentlichen mexikanischen Bil
derhandschriften in der Reihe „Codices selecti“
veröffentlicht die Akademische Druck- u. Ver
lagsanstalt in Graz unter dem Titel „Fontes
rerum mexicanarum“ kleinere vorkolumbische
und kolonialzeitliche Schriftdenkmäler, wie
Licnzos, Anales, Tributlisten, Pläne usw., die
wertvolles Qucllcnmaterial für die Forschung
bilden. Als erste Publikation liegt jetzt der
als 9. Band dieser Reihe vorgesehene Codex
Ixtlilxochitl vor.
Die unter der No. 65—71 der Collection
Goupil-Aubin in der Bibliothèque Nationale
in Paris aufbewahrte Handschrift wird Don
Fernando de Alva Ixtlilxochitl aus dem
Fürstenhaus der Acolhua in Tetzcoco zuge
schrieben, dem Verfasser der „Obras Históri
cas“ (1568—1648 oder 1575—1658). Mit an
deren Dokumenten kommt der Codex um
1680 über seinen Nachkommen Don Juan de
Alva Ixtlilxochitl an Sigüenza y Gongora
und nach dessen Tod in die Bibliothek des
Jesuitenkollegs San Pedro y San Pablo in
Mexico. Später erwirbt ihn Boturini, und
danach geht die Handschrift in den Besitz von
Aubin über, der sie um 1840 mit nach Paris
nimmt. Kurz vor seinem Tod verkauft Aubin
seine wertvolle Sammlung mexikanischer Do
kumente an Goupil, dessen Witwe sie schließ
lich 1898 der Bibliothèque Nationale in Paris
vermacht.
Die aus vier Teilen bestehende, auf euro
päischem Papier geschriebene und illustrierte
Handschrift ist ein Fragment. Das gilt zumin
dest für den ersten Teil, dessen Paginierung
mit Blatt 94 beginnt.
Der erste Teil besteht aus den Blättern 94
recto bis 104 verso. Auf ihnen sind in Bild und
Text die 18 Jahresfeste dargestellt, mit Aus
nahme des 3. (tozozontli-)Festes, das ohne Bild
im Text des 2. (tlacaxipeualitztli-)¥estes mit
erwähnt wird. Auf verschiedene Abweichungen
zu den Listen der 18 Monatsfeste in den Co
dices Vaticanus 3738 (Vaticanus A) und Tel-
leriano-Remensis hat Seler schon hingewiesen
(Seler, „Gesammelte Abhandlungen“, I:
145 ff. Berlin 1902).
Es folgen, in gleicher Anordnung von Bild
und Text, zwei Seiten (103 r und v) mit Bil
dern des Quetzalcoatl und zwei Seiten (104 r
und v) mit Darstellungen von Bestattungsriten.
Teil 1 ist den Codices Magliabechiano und
Tudela verwandt. Die spanischen Kommentare
sind allerdings unterschiedlich. Dazu bringt
Ixtlilxochitl außer den Nahuatl-Bezeichnungen
der Feste noch solche in Otomi und in einem
unbekannten (Lehmann), dem Maya (Sou
stelle) oder dem Huaxtekischen (Caso) ver
wandtem Idiom. Die Verwandtschaft der Liste
der Jahresfeste in den drei Handschriften läßt
Anders in seinem Kommentar zum Codex
Magliabechiano die Existenz eines (verscholle
nen) Proto-Magliabechiano vermuten, auf den
diese drei Codices zurückzuführen sind.
Teil 2 (105 r—108 r) ist einseitig mit vier
Personendarstellungen bemalt: Tocuepotzin
(Adliger aus Tetzcoco), Neçahualcoyotzin (4.
König von Tetzcoco), Quauhtlatzacuilotl (Ad