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Full Text: Tribus, 26.1977 N.F.

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Buchbesprechungen 
weis auf die Sammlung, aus der es stammt, 
eine Anmerkung hinsichtlich von Parallel 
stücken im eigenen Museum und Literatur 
hinweise. Wo bekannt, wird auch die Verwen 
dung des betreffenden Instruments angegeben. 
Die Beschreibungen sind, wie zu erwarten, von 
unterschiedlicher Ausführlichkeit, je nach der 
Informationslage. Sie sind teilweise mit Zeich 
nungen illustriert. 
Im Anschluß daran gibt es einige beson 
dere Themenbereiche: die Instrumente aus der 
Sammlung des Rajah Sir Sourindro Mohun 
Tagore, Musikinstrumente im Zusammenspicl, 
Musikinstrumente des alten Amerika, Instru 
mente im „sakralen Königtum“ Afrikas, In 
strumente in ekstatischen Kulten Nordostafri 
kas, klingendes Spielzeug, tönender Schmuck, 
Klangwerkzeuge im Wirtschaftsleben, Schall 
signalinstrumente, Einflüsse des Abendlandes, 
Ethnophilatelie, sind die Inhalte der einzelnen 
Kapitel. 
In jüngerer Zeit haben einige Völkerkunde 
museen und Phonotheken ihre Bestände an 
Schallaufnahmen bekanntgemacht, wenngleich 
wir von vielen Institutionen derartige Kata 
loge noch erwarten. Es wäre erfreulich, wenn 
weitere Institute dem Beispiel der Wiener 
folgen und Kataloge ihrer Musikinstrumenten- 
bestände publizieren würden. 
Wolfgang Laade 
E. Haaf / J. Z wernemann: 
Geburt — Krankheit — Tod in der afrika 
nischen Kunst. Stuttgart-New York: Schat- 
tauer. 1975. 108 S., 76 Abb. (z. T. farbig), 
1 Karte. 
Bücher und Kataloge über afrikanische 
Kunst sind in letzter Zeit immer häufiger auf 
dem Markt anzutreffen. Fast allen diesen Wer 
ken gemeinsam ist die Auswahl der dargestell 
ten Objekte nach ästhetischen Gesichtspunkten, 
die gewisse europäische Geschmacksrichtungen 
ansprechen sollen, und das Fehlen einer aus 
führlichen Beschreibung des sozio-religiösen 
Kontextes, ohne den afrikanische Kunst nicht 
denkbar ist. 
Die Veröffentlichung von FIaaf und Zwer- 
nemann stellt hier eine angenehme Ausnahme 
dar. Denjenigen, der nur Darstellungen des 
„exotisch Schönen“ sucht, wird das Buch sicher 
nicht lange beschäftigen. Andere aber, die die 
künstlerische und religiöse Bewältigung der 
afrikanischen Realität interessiert — und diese 
ist nun eben an Geburt, Krankheit und Tod 
gebunden, stärker wahrscheinlich als in Eu 
ropa —, werden in dem Buch einen ersten 
Einstieg in diesen Problemkreis finden. 
Nach einer allgemeinen Einführung wird 
im ersten Kapitel der Beginn des Lebenszyklus 
behandelt: Schwangerschaft und Geburt. Der 
Beschreibung über Vorstellungen von der Ent 
stehung des Lebens, am Beispiel der Kussasse 
von Nordghana ausführlicher dargestellt, wer 
den Darstellungen des Zeugungsvorganges, von 
Schwangeren und der Entbindung, die meist 
hockend oder sitzend erfolgt, gegenübcrgestellt. 
Das zweite Kapitel ist den wichtigsten 
Krankheiten gewidmet (Pocken, Lepra, Him- 
beerpockenkrankheit, Schlafkrankheit, Chro 
nisches Lymphödem, Kinderlähmung, Nabel 
brüche usw.). Bei den Abbildungen werden 
hier für jede der Erkrankungen jeweils das 
Foto eines Patienten der künstlerischen Dar 
stellung eines Erkrankten gegenübergestellt. 
Der dazugehörige Text bringt die medizinische 
Beschreibung der Erkrankung, die wohl durch 
den Arzt (Haaf) erfolgte, sowie die Erläute 
rung afrikanischer Vorstellungen über Ursache 
und Heilpraktiken der Krankheit, die wohl 
vom Ethnologen (Zwernemann) aufgenommen 
wurden. 
Ein weiteres Kapitel mit künstlerischen 
Darstellungen einheimischer medizinischer 
Praktiken ist speziell der Krankenbehandlung 
gewidmet. 
Am Ende des Lebenszyklus, doch nicht — 
nach afrikanischer Vorstellung, wie sie das Buch 
beschreibt, — am Ende der Existenz, 
steht der Tod, mit dem auch das vor 
liegende Werk schließt. Es folgt noch ein 
Glossar über die behandelten Ethnien und 
deren Wohngebiete sowie eine Karte über die 
„Nord- bzw. Südgrenze der plastischen Kunst 
im Schwarzen Afrika“. Über die verallgemei 
nernde Grenzziehung dieser Karte — sie stimmt 
mit den von W. Fagg vorgenommenen Ab 
grenzungen überein — ließe sich streiten: Es 
gibt, obschon weniger häufig, auch plastische 
Kunst nördlich und südlich der beiden Grenz 
linien. Doch diese Fragestellung berührt nicht 
mehr den Sinn und Anspruch der vorliegen 
den Publikation. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß 
das Buch künstlerische Gestaltung aus einem 
neuen, realitätsbezogeneren Blickwinkel be 
trachtet als die übrigen Zusammenstellungen 
afrikanischer Kunst, wobei man nur wünschen 
kann, daß diese Art der Darstellung auch bei 
Veröffentlichungen über andere Kontinente und 
bei weiteren sozialen Realitäten außer Geburt, 
Krankheit und Tod Anwendung finden möge, 
Rupert Moser
	        
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