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fullscreen: Anthropos, 47.1952

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Besprechungen 
Stoffülle und Problemvielfalt, vor allem aber mit konzeptionellen Fragen ringen mußte. Kompli 
zierend wirkte wohl vor allem der Umstand, daß er sich noch mitten im Prozeß des Nachdenkens 
über den marxistisch-leninistischen Kulturbegriff befand, ja, seine Auseinandersetzung mit neuesten 
Erkenntnissen der Kulturtheorie gerade erst begonnen hatte (S. 213 ff.). Da er es als problematisch 
empfand, Kultur auch als Lebensweise zu begreifen, traten viele kulturrelevante Lebensprozesse und 
klassenspezifische kulturelle Erscheinungen kaum oder nur sporadisch in sein Blickfeld. Verwiesen 
sei etwa auf Arbeits- und Organisationskultur, Freizeitprozesse, Wohnkultur, Geschlechterverhalten 
und andere Sphären menschlicher Lebenstätigkeit und Daseinsbewältigung. Die dialektische Abhän 
gigkeit der Kulturprozesse und des Kulturverhaltens der Individuen, Klassen und Gruppen von 
den grundlegenden sozialen Prozessen einer Gesellschaft wird nur zum Teil deutlich. Unscharf bleibt 
auch die Kulturgeschichte der Arbeiterklasse mit ihren klassenspezifischen kulturellen Leistungen, 
ebenso die sozialistische Kulturrevolution als Prozeß tiefgreifender qualitativer Veränderungen in 
den Lebensbedingungen, der Lebensweise und der Persönlichkeitsentwicklung der Werktätigen in der 
Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus und bei der Gestaltung der entwickelten 
sozialistischen Gesellschaft. 
Als sein vordringliches Anliegen hat es Streisand betrachtet, „die eigene Fragestellung des Histo 
rikers, seinen spezifischen Gesichtspunkt“ (S. 11) in die wissenschaftliche Analyse kultureller Er 
scheinungen und Entwicklungen einzubringen. Das gelang vorwiegend in den Passagen, wo das 
Buch von Kulturpolitik und geistesgeschichtlichen Zusammenhängen handelt. Weitergeführt werden 
sollten beispielsweise Streisands Forschungen über den Rang der Geschichte im geistig-kulturellen 
Leben der DDR sowie seine Gedanken über das Bild des Historikers in der schönen Literatur. Mit 
diesen Untersuchungen war er zu einer wichtigen und interessanten Forschungsproblematik vorge 
stoßen, die wesentliche Auskünfte über das kulturelle Selbstverständnis der Arbeiterklasse und der 
sozialistischen Gesellschaft ingesamt vermitteln kann. 
Trotz der erhobenen Einwände ist das Buch ein anregender und lesenswerter Beitrag zur Kultur 
geschichte der DDR. Dimension und Gedankenreichtum der Studien erheischen Respekt. Belesen 
heit und Vielseitigkeit des Autors sollten beispielgebend sein. 
Der Band Kulturrevolution in der DDR entstand am Lehrstuhl Kulturpolitik an der Parteihoch 
schule Karl Marx beim ZK der SED. Auch seine Autoren befassen sich vorrangig mit „der Analyse 
geistig-kultureller Prozesse, ihrer wesentlichen Inhalte und ihrer Beziehungen zu den materiellen 
Prozessen der sozialistischen Gesellschaft“ (S. 7). Der von ihnen untersuchte Zeitraum umfaßt 
vor allem die Jahre nach dem VIII. und IX. Parteitag der SED. Zugleich erbringen sie mannig 
fache Beweise dafür, wie eng die sozialistische Kulturrevolution und das geistig-kulturelle Leben 
in der DDR mit den Traditionen der revolutionären Arbeiterbewegung verbunden sind. Die gesamte 
Thematik wird vorrangig unter zwei Aspekten behandelt, „einmal unter dem der Führungstätigkeit 
der Partei, die auch in bezug auf die kulturellen Prozesse vor allem politisch-ideologische Aufgaben 
beinhaltet“. Zum anderen wird die Aufmerksamkeit darauf gerichtet, daß „im Prozeß der Weiter 
führung der sozialistischen Revolution die revolutionäre Umwandlung auf geistig-kulturellem Gebiet 
immer deutlicher als eine wichtige zentrale Aufgabenstellung“ zu erkennen ist (S. 7). 
Die Verf. gehen von einem auf die gesamte Lebensweise bezogenen Kulturbegriff aus, wenden ihn 
auf die sozialistische Kulturrevolution als Ganzes an und setzen ihn auch in Beziehung zur Kunst- 
und Bildungspolitik im Sozialismus. Es gelingt ihnen, wesentliche dialektische Zusammenhänge 
in der Kulturentwicklung der DDR sichtbar zu machen und die „Komplexität der Bedingungen“ 
zu verdeutlichen, „von deren Beherrschung die Kulturrevolution bestimmt wird“, nämlich „die 
Beseitigung der materiell-technischen Unterschiede in der Arbeit, der sozial-klassenmäßigen und der 
kulturellen Unterschiede der Menschen“ (S. 20). Auf der Grundlage ihrer weiten Kulturkonzeption 
vermögen sie die Auseinandersetzung um kulturelle Fragen wirkungsvoll zu führen, insbesondere 
die Auseinandersetzung um die Frage Kultur und Nation und um die Funktionen von Kunst und 
Bildung in unserer Gesellschaft. Kulturschöpferische Leistungen der Arbeiterklasse und ihrer 
revolutionären Vorhut in Vergangenheit und Gegenwart werden in Umrissen verdeutlicht. Die objektiv 
begründete Widersprüchlichkeit dieser Prozesse ist erkennbar. 
Sowohl Kunst- als auch Bildungspolitik zeigen die Verf. als Teil der Gesamtpolitik der Partei, 
verdeutlichen aber auch die relative Eigenständigkeit dieser Bereiche der geistigen Kultur. Sie 
legen informative Aussagen über die Unersetzbarkeit der Kunst und über die Rolle der Bildung
	        
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