Bibliographia
Ex orbe religionum. Studia Geo Widengren XXIV mense apr. MCMLXXII quo
die lustra tredecim féliciter explevit oblata ab collegis, discipulis, amicis, collegae magistro
amico congratulantibus. 2 Vol. (Studies in the History of Religions [Supplements to Nu-
men], 21 and 22.) 1 : vn-479 pp. - 2: vn-464 pp. in 8°. Leiden 1972. Brill. Price: 120 Gld.
Die Festgabe, die Kollegen, Schüler und Freunde Geo Widengren zum 65. Ge
burtstag überreichen, wird ein einzelner Rezensent schwerlich adäquat beurteilen können.
Der Titel ist nicht übertrieben; schon die Hauptüberschriften des Inhaltsverzeichnisses
lesen sich wie der Katalog eines großen religionskundlichen Museums: „Studia ex Proximo
Oriente Antiquo, Studia Judaica et Christiana Antiqua, Studia Graeca et Romana, Studia
Hellenistica Syncretistica ...“. Wie bei den weitgespannten Interessen des Jubilars nicht
anders zu erwarten, wechseln Philologen, Historiker, Völkerkundler, Phänomenologen und
Religionspsychologen einander in der langen Reihe der Gratulanten ab. Der beschränkte
Raum verbietet es, ihre nahezu 90 Beiträge in vier Sprachen einzeln vorzustellen. Da
die folgende Auswahl notgedrungen subjektiv ausfallen wird, enthält sie kein Werturteil.
Die Artikel behandeln in der überwiegenden Mehrzahl geschichtlich-philologische
Fragen. Im ersten, dem Altertum gewidmeten Band, ist dies schlechterdings unvermeid
lich. Dennoch wird der Leser dieser Zeitschrift auch hier wertvolle Anregungen finden.
So deutet H. te Velde die Schwalbe auf dem Bug des Sonnenschiffes in der altägypti
schen Ikonographie als Vorboten der Dämmerung, des hereinbrechenden Lichtes (26-31).
M. Leibovici gelangt zu dem Schluß, daß „le dieu suprême dans les religions du Proche
Orient ancien est une divinité qui habite le ciel, et qui de par sa nature ou ses fonctions
appartient à la classe des divinités célestes" (52). F. Rundgren spürt den Konsequenzen
des bekannten syrischen Fischtabus in semitischen Sprachen nach (72-80). Die verbreitete
Ansicht, rot sei in Ägypten Symbol für die negative Seth-Natur, wird von J. Gwyn
Griffiths präzisiert (81-90).
Aus der stattlichen Zahl teilweise vorzüglicher Beiträge zum (nachexilischen)
Judentum und frühen Christentum erwähnen wir nur M. Philonenko (254-265). Nach
seiner Meinung widerstreiten die bekannten Entsprechungen zwischen dem Jakobusbrief
(1,26 f. ; 3,1-6) und Ashokas 12. Felsenedikt der landläufigen Überzeugung, der Buddhis
mus spiele in den hl. Schriften der Christen keine Rolle. Mag sich indes der schwer zu
deutende Ausdruck xov rpoyov tt]ç ysvéoecoç auch tatsächlich auf das samsara-cakra bezie
hen, so muß man aber, soll das èyitpaTriç yXwaarjç bei Sirach und Josephus auf Zusammen
hänge hinweisen, indische Einflüsse auf das Essenertum voraussetzen, ein Postulat, das
jedenfalls durch die erwähnten Arbeiten Dupont-Sommers kaum als erwiesen gelten darf.
Zwei Beiträge zum klassischen Altertum beschäftigen sich mit den eleusinischen
Weihen. U. Bianchi sucht nach neuen Wegen, um Sinn und Gehalt des Initiationsrituals
zu erfassen, ohne mit seiner Umschreibung der „Glaubensschau“ freilich in wirkliches
Neuland vorzustoßen (277-286). Demgegenüber läßt H. Ludin Jansen (287-298) die
Interpretationen, die das wichtigste Quellenmaterial bisher erfahren hat, Revue passieren