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Full Text: Tribus, 35.1986,N.F.

TRIBUS 35, 1986 
172 
21 Toea und Kina sind allgemein bekannte 
Motu- bzw. Pidgin-Begriffe für Muschel 
geld in verschiedenen Landesteilen von 
Papua New Guinea. 
22 Einen vergleichbaren Fall, wo im Rahmen 
eines Brautpreises sowohl real vorhande 
ne als auch nicht vorhandene Kühe, Scha 
fe und Ziegen durch Geld zum »ursprüng 
lichen« d.h. längst symbolisch geworde 
nen Umrechnungskurs in Pfunden reprä 
sentiert werden, hat Sansom bei den Pedi 
in Sekhukhuneland (Südafrika) dokumen 
tiert (Sansom 1974). Diese Festlegung er 
folgt unabhängig vom Markt- oder Auk 
tionswert der Tiere. Der Brautpreis der 
Pedi besteht somit aus einer abstrakten 
Summe in einheimischer »Währung«. 
23 Mündliche Mitteilung L. Bragge, Ambun- 
ti 1972. Leider fehlen statistische Anga 
ben, mit denen der persönliche Eindruck 
untermauert werden könnte. 
24 Die vereinfachende Übersetzung als 
»Blut« für das dabei durch die Hände und 
das Werkzeug des Pflanzers (z. B. als 
Schweiß oder als immaterieller Seelen 
stoffpartikel - wie im Text des Mes-Zyklus 
belegt) bzw. durch die Waffe des Jägers 
hinübergleitende pi ist im Sinne der Kwo- 
ma zu wenig präzis. Ich habe leider diese 
Vereinfachung früher selbst verwendet 
(Kaufmann 1972: 192). Nicht jeder (Kör 
perhaft (pd. blut) ist auch im Blut enthal 
ten (vgl. Fox 1971: 240) und umgekehrt 
werden Substanzen als pi klassifiziert, die 
wir unterscheiden würden (ähnlich für die 
Gnau Lewis 1980: 151 ff., 173ff.). Die Sa 
che bedarf für die Kwoma noch näherer 
Abklärung, insbesondere auch wegen der 
Abgrenzung von der Übertragung von 
(männlichen) Seelenpartikeln durch den 
Atem (hi, 1. Feuer, 2. Atem, 3. Wärme, 4. 
Name - vgl. Sequenzen in Film D 1479, 
die das Beleben der Yamssetzlinge zeigen, 
Kaufmann 1983: 21, 23). Williamson 
(1983: 16) verweist ihrerseits auf die Vor 
stellungen von den weiblichen mai-(oder 
mae-?)Körperseelen, von denen gemäß 
meinen Feldnotizen die mail-tmailya- 
Schattenseelen abzugrenzen wären. 
25 Die gedankliche Reduktion des Klanur 
sprungs auf ein Bruder-Schwester-Paar 
hat sich bei der Bearbeitung der Ikonogra 
phie der Iatmul und Sawos für die neue 
Dauerausstellung des Basler Museums 
(eröffnet im Oktober 1985) ergeben. Da 
mit wird aus der Vielfalt sich ergänzender 
Vorstellungen über den Kern der gesell 
schaftlichen Beziehungen (zwischen Va 
ter/Mutter und Kindern, zwischen Ge 
schwistern - einschließlich jener zwischen 
älteren und jüngeren gleichgeschlechtli 
chen Geschwistern - sowie zwischen Ver 
schwägerten) eine Möglichkeit in den Vor 
dergrund gestellt (vgl. auch Mead 1978: 
73). 
Wie Harrison (1984: 393 ff.) richtig vermu 
tet, wird auch bei den Kwoma kombiniert 
in den Kategorien der liniengebundenen 
Abstammung und der allianzhaften, in der 
Dauer beschränkten, Bindungen zwischen 
diesen Linien gedacht und gehandelt. Das 
System ist damit sehr anpassungsfähig. 
Auf der Ebene des Individuums entsteht 
ein dichtes Beziehungsgeflecht, in dem die 
Bindungen an die Vertreter des Klans der 
Mutter und des Muttersbruders emotio 
nell besonders betont werden. Die Ver 
wandtschaftsterminologie der Kwoma 
paßt gut dazu. Die von Bowden (1983b: 
760) festgestellte Anomalie verschwindet, 
wenn man - wie in Saserman notiert und 
in Übereinstimmung mit Whiting and 
Reed 1938/39: 202 nambel auf die Schwe 
ster der Ehefrau (WZ) anwendet, deren 
Mann als yekim (WZH) und die Kinder 
aus dieser Verbindung als nel bezeichnet. 
Nel bezeichnet auch von Ego weiblich aus 
die Kinder des Bruders (BS/BD; Gegen 
bezeichnung yako). Die Brüder der Ehe 
frau werden generell als laka-kumoi. Brü 
der, klassifiziert bzw. im Einzelfall als 
mandala, Bruder, bezeichnet, zusammen 
mit ihren Söhnen (WB, WBS; Gegenbe 
zeichnung mowei für ZH, FZH). Eine 
Heirat schafft somit zwischen nicht ver 
wandten Männern eine Beziehung wie 
zwischen Geschwistern, mit den daraus 
abzuleitenden Ansprüchen auf und Ver 
pflichtungen zu Hilfeleistungen. 
26 Die Gegenüberstellung von wettstreitarti 
gen, oppositionellen Tauschhandlungen 
zwischen Männern aus zwei Zeremonial- 
hälften (wobei als phallisch gedeutete 
Symbole wie Speere, langer Zeremonial- 
yams etc. Verwendung finden) und reli 
giös-integrierendem, den Wert »mütterli 
cher« Leistungen betonendem Tausch 
(von Nahrungsmittlen, Wertgegenständen 
und Frauen), wie sie Forge für die Abelam 
anführt (Forge 1972: 537ff.), trifft in die 
ser Form für die Kwoma nicht zu. Aller 
dings sind wir über das Initiationsgesche 
hen in voreuropäischer Zeit nur fragmen 
tarisch informiert. Eine gewisse Wett- 
streitsituaiton, die auch aggressive Hand 
lungen mit Speeren beinhaltet, besteht 
zwischen den yenama und den mindjama, 
den beiden Gruppen von Organisatoren 
eines sich ergänzenden Paares von Ernte- 
und Kultfesten (innerhalb eines viel um 
fassenderen Zyklus). 
2 Nach Hauser (1985: 527) ist der Brautpreis 
der Iatmul (bestehend aus Molluskenscha 
len- bzw. Papiergeld sowie Fischreusen 
und geflochtenen Körben) »ein Entgelt an 
den Brautvater für die Ablösung der Frau
	        
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