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Buchbesprechungen Allgemein
Schmuck< der Oraon-Frauen« wählte. Der durch Kontra-
stierung alter und neuer Exponate zum Ausdruck ge
brachte Kulturwandel sollte die kulturelle Dynamik bei
den Oraon, die sich nur linguistisch von den Ho unter
scheiden, veranschaulichen. Um Verknüpfungen mit an
deren Lebensbereichen aufzuzeigen, wurde die themati
sche Vitrine um einen sogenannten Orientierungsapparat
ergänzt, der dem Besucher die Möglichkeit bot, sich
durch »orientiertes Lernen« weiter zu informieren. In
drei Schubladen befanden sich Objekte und Kurztexte zu
den Themen »Vogelfangtechnik«, »Betelkauen« und
»Schmuck«, auf vier Tafeln wurde mit Karten, Photos
und Übersichten auf Land und Leute, das Problem des
Kulturwandels und die Expedition 1927-1928 im Oraon-
Gebiet eingegangen; eine Tafel blieb zunächst leer, da
ihre Gestaltung nach der ersten experimentellen Phase
und einer Forschungsreise des Verfassers vorgesehen
war.
Mittels Fragebögen, Beobachtungsstudien und »zentrier
ten Interviews« sollten die Reaktionen der Besucher auf
diese Forschungsausstellung innerhalb der Abteilung
Süd- und Ostasien erfaßt werden. Es stellte sich heraus,
daß der Orientierungsapparat erst nach imperativen Hin
weisen genutzt und seine Funktion anfänglich nicht er
kannt wurde.
Das Gupta stellte etwas überrascht fest, daß sich die
Besucher besonders für Inhalte und Prozesse des Kultur
wandels interessierten, räumt dann allerdings ein, daß
die Vorgänge, die sich hinter dem kulturellen Wandel
verbergen und ihn bedingen, nicht dargestellt wurden. In
Anbetracht des zentralen Themas »Kulturwandel >am
Beispiel Kleidung und Schmuck< bei den Oraon-Frauen«
ist es keineswegs verwunderlich, daß die Besucher nach
den Wirkungszusammenhängen fragen. Sicherlich ent
wickelten gerade Frauen ein besonderes Interesse, sich
über die Vitrinenausstellung hinaus zu informieren und
waren dann enttäuscht, daß der Orientierungsapparat
ihre Erwartungen nicht erfüllte. Dies könnte ein Grund
für die relativ negative Beurteilung der Texte seitens der
Besucherinnen gewesen sein. Zwar wurde die Bereitstel
lung weiterführender Informationen und die Möglichkeit
zur selektiven Vertiefung einzelner Themen befürwortet,
dennoch wurde der inhaltliche Beitrag zum besseren
Verstehen der Oraon gering bewertet. Diese Einstellung
deutet darauf hin, daß die Ausstellung in der Vitrine und
die begleitenden Informationen zu wenig aufeinander
bezogen waren und keine Einheit bildeten.
An die erste Besucherbefragung schloß sich eine didakti
sche Umgestaltung an. Um den aktuellen Bezug zu den
Sammlungsobjekten herzustellen, unternahm Das Gupta
1978 eine Studienreise in das Oraon-Gebiet. Seine Er
gebnisse dokumentierte er auf der noch freien Informa
tionstafel im Orientierungsapparat. Die Vitrinenausstel
lung wurde dahingehend modifiziert, daß der Vergleich
»Oraon-Frauen 1927« und »Studentinnen 1978« erwei
tert wurde auf »Oraon-Frauen 1927 und 1978«, Gruppen
fotos von Frauen die Einzelfotos ersetzten und alle Text
tafeln aus der Vitrine entfernt wurden. In der veränder
ten Vitrine fand der Besucher dann einen Hinweis auf
einen Karteikasten, der Erläuterungen zur Ausstellung
enthielt. Leider fehlt eine genauere inhaltliche Beschrei
bung des Informationsmaterials, welches sich in diesem
am Orientierungsapparat fest montierten Karteikasten
befand.
Das Gupta führte die zweite Besucherbefragung metho
disch analog der ersten durch, wobei er das Problem
anspricht, daß die veränderte Ausstellung eigentlich
durch die gleichen Rezipienten hätte bewertet werden
müssen, seine Vorgehensweise, mit neuen »Probanden«
zu arbeiten, halte ich jedoch für vertretbar. - Im wesent
lichen bestätigte die zweite Befragung die Sichtweise der
Besucher, die an der ersten Befragung teilnahmen. Dar
über hinaus zeigte sich, daß die Erläuterungen in dem
Karteikasten den Vitrinentext nicht ersetzen konnten.
Das Gupta zieht den berechtigten Schluß, daß sich eine
Evaluationsstudie von Ausstellungen nicht allein auf sta
tistische Daten stützen darf, vielmehr ein kombiniertes
Instrumentarium eingesetzt werden sollte. Anstelle der
allgemein gehaltenen Diskussion museumsdidaktischer
Fragestellungen hätte ich mir gewünscht, daß Das Gupta
die zu Beginn der Studie angestellten theoretischen
Überlegungen in seiner Schlußbetrachtung aufgreift und
am konkreten Beispiel überprüft, vielleicht wäre dann
auch seine eigene kritische Auseinandersetzung und Be
wertung mit der Ausstellungspräsentation und Rezeption
deutlicher zum Ausdruck gekommen.
Die Untersuchung lenkt die Aufmerksamkeit auf ein
grundlegendes Problem der Museumsdidaktik, nämlich
kulturelle Zusammenhänge in einer Ausstellung so dar
zustellen, daß sie sich den unterschiedlichen Besucher
gruppen erschließen. Die Beschäftigung mit Das Guptas
Forschungsausstellung regt an, überlieferte Konzepte der
Ausstellungsgestaltung zu überdenken, auch ausgetrete
ne Pfade zu verlassen und neue Wege zu erkunden, die
eine bessere Vermittlung gewährleisten.
Sonja Schierle
Farrington, I. S. (Hrsg.):
Prehistoric Intensive Agriculture in the Tro
pics. British Archaeological Reports, Inter
national Series, Band S-232, 2 Bde., Oxford
1985. IX & 881 Seiten, viele Abbildungen
und Tabellen.
Im Sommer 1981 wurde an der Australischen National
Universität in Canberra eine Konferenz veranstaltet, in
der weniger die so oft diskutierten Aspekte des vorge
schichtlichen Landbaues, die Domestikation von Pflan
zen und Tieren im Vordergrund standen, sondern die
Bewässerungssysteme, Feldsysteme, Werkzeuge sowie
die sozialen und umweltspezifischen Bedingungen für
den Landbau in den tropischen Zonen. Die »Tropen«
sind hier als Begriff weiter gefaßt und schließen die
gemäßigten Breiten Neuseelands ebenso ein wie die ari
deren Gebiete des amerikanischen Südwestens, wohin
der tropische Bodenbau eingeführt und den jeweiligen
Verhältnissen angepaßt worden war.
Aus den Beiträgen dieser Konferenz, die organisiert
wurde, um die Forschungsrichtungen in Nordamerika
und Australien zusammenzubringen, ist nun dieser hier
zu besprechende Doppelband entstanden. Fast sämtliche
Beiträge wurden für die Publikation überarbeitet.
Die von insgesamt 54 Autoren verfaßten 44 Beiträge
umspannen in der regionalen Perspektive die beiden