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Full Text: Tribus, 35.1986,N.F.

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Buchbesprechungen Allgemein 
Schmuck< der Oraon-Frauen« wählte. Der durch Kontra- 
stierung alter und neuer Exponate zum Ausdruck ge 
brachte Kulturwandel sollte die kulturelle Dynamik bei 
den Oraon, die sich nur linguistisch von den Ho unter 
scheiden, veranschaulichen. Um Verknüpfungen mit an 
deren Lebensbereichen aufzuzeigen, wurde die themati 
sche Vitrine um einen sogenannten Orientierungsapparat 
ergänzt, der dem Besucher die Möglichkeit bot, sich 
durch »orientiertes Lernen« weiter zu informieren. In 
drei Schubladen befanden sich Objekte und Kurztexte zu 
den Themen »Vogelfangtechnik«, »Betelkauen« und 
»Schmuck«, auf vier Tafeln wurde mit Karten, Photos 
und Übersichten auf Land und Leute, das Problem des 
Kulturwandels und die Expedition 1927-1928 im Oraon- 
Gebiet eingegangen; eine Tafel blieb zunächst leer, da 
ihre Gestaltung nach der ersten experimentellen Phase 
und einer Forschungsreise des Verfassers vorgesehen 
war. 
Mittels Fragebögen, Beobachtungsstudien und »zentrier 
ten Interviews« sollten die Reaktionen der Besucher auf 
diese Forschungsausstellung innerhalb der Abteilung 
Süd- und Ostasien erfaßt werden. Es stellte sich heraus, 
daß der Orientierungsapparat erst nach imperativen Hin 
weisen genutzt und seine Funktion anfänglich nicht er 
kannt wurde. 
Das Gupta stellte etwas überrascht fest, daß sich die 
Besucher besonders für Inhalte und Prozesse des Kultur 
wandels interessierten, räumt dann allerdings ein, daß 
die Vorgänge, die sich hinter dem kulturellen Wandel 
verbergen und ihn bedingen, nicht dargestellt wurden. In 
Anbetracht des zentralen Themas »Kulturwandel >am 
Beispiel Kleidung und Schmuck< bei den Oraon-Frauen« 
ist es keineswegs verwunderlich, daß die Besucher nach 
den Wirkungszusammenhängen fragen. Sicherlich ent 
wickelten gerade Frauen ein besonderes Interesse, sich 
über die Vitrinenausstellung hinaus zu informieren und 
waren dann enttäuscht, daß der Orientierungsapparat 
ihre Erwartungen nicht erfüllte. Dies könnte ein Grund 
für die relativ negative Beurteilung der Texte seitens der 
Besucherinnen gewesen sein. Zwar wurde die Bereitstel 
lung weiterführender Informationen und die Möglichkeit 
zur selektiven Vertiefung einzelner Themen befürwortet, 
dennoch wurde der inhaltliche Beitrag zum besseren 
Verstehen der Oraon gering bewertet. Diese Einstellung 
deutet darauf hin, daß die Ausstellung in der Vitrine und 
die begleitenden Informationen zu wenig aufeinander 
bezogen waren und keine Einheit bildeten. 
An die erste Besucherbefragung schloß sich eine didakti 
sche Umgestaltung an. Um den aktuellen Bezug zu den 
Sammlungsobjekten herzustellen, unternahm Das Gupta 
1978 eine Studienreise in das Oraon-Gebiet. Seine Er 
gebnisse dokumentierte er auf der noch freien Informa 
tionstafel im Orientierungsapparat. Die Vitrinenausstel 
lung wurde dahingehend modifiziert, daß der Vergleich 
»Oraon-Frauen 1927« und »Studentinnen 1978« erwei 
tert wurde auf »Oraon-Frauen 1927 und 1978«, Gruppen 
fotos von Frauen die Einzelfotos ersetzten und alle Text 
tafeln aus der Vitrine entfernt wurden. In der veränder 
ten Vitrine fand der Besucher dann einen Hinweis auf 
einen Karteikasten, der Erläuterungen zur Ausstellung 
enthielt. Leider fehlt eine genauere inhaltliche Beschrei 
bung des Informationsmaterials, welches sich in diesem 
am Orientierungsapparat fest montierten Karteikasten 
befand. 
Das Gupta führte die zweite Besucherbefragung metho 
disch analog der ersten durch, wobei er das Problem 
anspricht, daß die veränderte Ausstellung eigentlich 
durch die gleichen Rezipienten hätte bewertet werden 
müssen, seine Vorgehensweise, mit neuen »Probanden« 
zu arbeiten, halte ich jedoch für vertretbar. - Im wesent 
lichen bestätigte die zweite Befragung die Sichtweise der 
Besucher, die an der ersten Befragung teilnahmen. Dar 
über hinaus zeigte sich, daß die Erläuterungen in dem 
Karteikasten den Vitrinentext nicht ersetzen konnten. 
Das Gupta zieht den berechtigten Schluß, daß sich eine 
Evaluationsstudie von Ausstellungen nicht allein auf sta 
tistische Daten stützen darf, vielmehr ein kombiniertes 
Instrumentarium eingesetzt werden sollte. Anstelle der 
allgemein gehaltenen Diskussion museumsdidaktischer 
Fragestellungen hätte ich mir gewünscht, daß Das Gupta 
die zu Beginn der Studie angestellten theoretischen 
Überlegungen in seiner Schlußbetrachtung aufgreift und 
am konkreten Beispiel überprüft, vielleicht wäre dann 
auch seine eigene kritische Auseinandersetzung und Be 
wertung mit der Ausstellungspräsentation und Rezeption 
deutlicher zum Ausdruck gekommen. 
Die Untersuchung lenkt die Aufmerksamkeit auf ein 
grundlegendes Problem der Museumsdidaktik, nämlich 
kulturelle Zusammenhänge in einer Ausstellung so dar 
zustellen, daß sie sich den unterschiedlichen Besucher 
gruppen erschließen. Die Beschäftigung mit Das Guptas 
Forschungsausstellung regt an, überlieferte Konzepte der 
Ausstellungsgestaltung zu überdenken, auch ausgetrete 
ne Pfade zu verlassen und neue Wege zu erkunden, die 
eine bessere Vermittlung gewährleisten. 
Sonja Schierle 
Farrington, I. S. (Hrsg.): 
Prehistoric Intensive Agriculture in the Tro 
pics. British Archaeological Reports, Inter 
national Series, Band S-232, 2 Bde., Oxford 
1985. IX & 881 Seiten, viele Abbildungen 
und Tabellen. 
Im Sommer 1981 wurde an der Australischen National 
Universität in Canberra eine Konferenz veranstaltet, in 
der weniger die so oft diskutierten Aspekte des vorge 
schichtlichen Landbaues, die Domestikation von Pflan 
zen und Tieren im Vordergrund standen, sondern die 
Bewässerungssysteme, Feldsysteme, Werkzeuge sowie 
die sozialen und umweltspezifischen Bedingungen für 
den Landbau in den tropischen Zonen. Die »Tropen« 
sind hier als Begriff weiter gefaßt und schließen die 
gemäßigten Breiten Neuseelands ebenso ein wie die ari 
deren Gebiete des amerikanischen Südwestens, wohin 
der tropische Bodenbau eingeführt und den jeweiligen 
Verhältnissen angepaßt worden war. 
Aus den Beiträgen dieser Konferenz, die organisiert 
wurde, um die Forschungsrichtungen in Nordamerika 
und Australien zusammenzubringen, ist nun dieser hier 
zu besprechende Doppelband entstanden. Fast sämtliche 
Beiträge wurden für die Publikation überarbeitet. 
Die von insgesamt 54 Autoren verfaßten 44 Beiträge 
umspannen in der regionalen Perspektive die beiden
	        
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