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Buchbesprechungen Allgemein / Afrika
bei der Liste der Dynastie der früheren Qin (S. 1148)
auffallen, daß es zwei Kaiser mit dem Namen Fu Jian
gibt, und sie werden sich fragen, warum der zweite nicht
als Fu Jian II. bezeichnet wird. Tatsächlich handelt es
sich aber um zwei verschiedene Namen, die man im
vorliegenden Falle durch Tonalzeichen oder direkt durch
die chinesischen Charaktere hätte unterscheiden können:
also Fü Jian (im Wörterbuch von Mathews Nr.
1922 + 854, r. 350-355) und Fü Jiän (Mathews: Nr.
1922 + 825, r. 357-385). Gleiches gilt für die Song-Kaiser
(s. S. 1160) Zhäo Xü (Mathews: Nr. 244 + 2859, r.
1067-1085) und Zhäo Xü (Mathews: Nr. 244 + 2831, r.
1085-1100). Ähnlich gut dokumentiert ist Japan, und
dies trifft im Grunde genommen für das ganze Buch zu.
In Zentralasien (wozu auch die Himälaya-Staaten rech
nen) sind nicht nur alle nomadischen Herrscher und
Reiche (sofern bekannt) aufgeführt, sondern auch die
russischen Gouverneure und die Sowjetführer der Teilre
publiken. Nicht so gut repräsentiert ist Tibet, wo man auf
die Werke von Karl-Heinz Golzio (Kings, Khans and
other rulers of early Central Asia, Bonn 1984, und Re
gen ts of Central Asia since the Mongol Empire, Bonn
1985) verweisen sollte, was aber Truharts Leistung kei
nen Abbruch tut.
Überwältigt ist man auch von den Listen Südasiens und
Südostasiens, wo auch die Herrschaften der Shan-Für-
sten in Burma nicht fehlen. In Indien kann man beson
ders für die vorchristliche Zeit bei den Datierungen
einige Fragezeichen anbringen. In Einzelfällen sind Da
ten zu korrigieren wie etwa beim nepalischen Malla-
König Jayasthitimalla (S. 1024: hier die Korruptel Jayä-
sithi Malla) das vorgegebene Todesdatum (+ XII. 1395 /
I. 1396) in 5. IX. 1395 (siehe dazu D[illi] R[aman]
Regmi, Medieval Nepal, Part I, Calcutta 1965 und Lucia
no Petech, Mediaeval History of Nepal [c. 750-1482],
Roma 1984). Trotz einiger kleiner Mängel wie die Frag
würdigkeit mancher Datierungen indischer Herrscher
der Vor-Maurya-Zeit (d.h. vor 321 v. Chr.: es sei hier
insbesondere auf die in diesem Zusammenhang relevante
neu aufgeflammte Kontroverse um die Lebensdaten des
historischen Buddha verwiesen) bietet das Werk auch für
Südasien die meines Wissens bisher umfassendste und
genaueste Liste. Es soll an dieser Stelle nochmals er
wähnt werden, daß Truhart auf den Tag genau (wenn
bekannt) die Regierungs- und Lebensdaten der Regen
ten angibt. Es erübrigt sich fast zu sagen, daß auch
Westasien ähnlich gut abgedeckt ist. Das trifft ebenso für
die Herrscher des alten Zweistromlandes, des antiken
Kleinasien, des alten Iran und Altarabiens wie für die
islämische Staatenwelt zu. Dabei sei als eine der außeror
dentlichen Leistungen die Auflistung der diversen Für
stentümer der je nach politischer Lage »Arabische Pira
tenküste«, »Arabische Vertragsstaaten« oder heute
»Vereinigte Arabische Emirate« genannten Region so
wie der des Süd-Yamän (heute Volksrepublik Yamän)
herausgestellt. Auf Grund solcher Detailgenauigkeit
wagt der Rezensent es kaum, die Liste der Oasenstadt
Hatra im nördlichen Träq (s. S. 1799) mit nur zwei
Herrschern als etwas dürftig zu bezeichnen. Pharnakes
II. (s. S. 2144) als realen Herrscher von Pontos anzuge
ben (seine Niederlage bei Zela 47 v. Chr. veranlaßte
Caesar zu seinem berühmten veni, vidi, vici) ist auch
etwas verfehlt, da er faktisch in den Jahren 63 bis 47 v.
Chr. nur im Bosporanischen Reich (das Gebiet um die
heutige Krim-Halbinsel) herrschte, wo wir ihm im Band
III von Truhart mit Sicherheit wiederbegegnen werden.
Diese dem Rezensenten fast beckmesserisch erscheinen
den Hinweise sollen in keiner Weise die große Leistung
des Werkes schmälern, die auch in den Übersichten
Australiens, Neuseelands und der Inselwelt Ozeaniens
zum Ausdruck kommt.
Klaus Rauwolf
Literatur
Mathews’ Chinese-English Dictionary, revised American
Edition. Cambridge: Harvard University Press, 1943.
Braukämper, Ulrich:
Die Kambata. Geschichte und Gesellschaft
eines südäthiopischen Bauernvolkes. Wies
baden: Steiner Verlag 1983.
Der Verfasser hat mit dieser Arbeit erneut den Versuch
unternommen, die Geschichte einiger der noch immer
recht wenig bekannten Ethnien Südäthiopiens aufzu
zeichnen. Behandelt werden vier ehemalige Staatswesen
mit Völkern gleicher Sprache und Kultur, jedoch unter
schiedlichen Ursprungs, die zur Gruppe der Kambata-
Völker zusammengefaßt werden: die »eigentlichen«
Kambata, die Dubamo, Donga und Tembaro. Zusam
men zählen sie heute ca. 300000 Mitglieder.
Das Buch besteht aus zwei großen Teilen: einem chrono
logischen Abriß ihrer Geschichte seit Beginn des 15.
Jahrhunderts bis zur Revolution von 1974 und einem
Überblick über Staat und Gesellschaft, wobei der
Schwerpunkt innerhalb des zweiten Teils auf der Darstel
lung von Königtum und sozio-politischer Organisation
vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse liegt.
Eher kursorisch sind demgegenüber die Abschnitte über
>Lebenszyklus< und >Religion< abgehandelt. Ganz ausge
lassen wurden die Bereiche Wirtschaft und Technologie,
die einer späteren Arbeit Vorbehalten bleiben. Aufgrund
der Aussparung dieser beiden Teilaspekte ist das Buch
keine Monographie im herkömmlichen Sinne, für die -
wie Braukämper meint - »die Zeit längst dahin« ist
(Vorwort). Fraglich bleibt allerdings, ob die Bearbeitung
der übrigen Kulturbereiche nicht immer noch mehr ist,
als in einem einzigen Buch bewältigt werden kann.
Die Untersuchung beruht auf den Ergebnissen eines
längeren Feldforschungsaufenthaltes in Äthiopien, der
im Rahmen eines Projektes des Frankfurter Frobenius-
Instituts zur Erforschung der Geschichte und Kultur der
südäthiopischen Völker durchgeführt wurde. Die Arbeit
bei den Kambata erfolgte jedoch mit zahlreichen Unter
brechungen. Sie erstreckte sich über insgesamt knapp 12
Monate zwischen 1970 und 1973. Ziel war es, ein mög
lichst zusammenhängendes Bild der Geschichte der
Kambata in den vergangenen 500 Jahren zu entwerfen.
Zu diesem Zweck wurden 34 Genealogien aufgenommen
- einige davon sind im Anhang aufgeführt - neben Bio
graphien, Dynastielisten und Schilderungen historischer
Ereignisse. Wo immer möglich wurde das gesammelte
Material mit den vorhandenen schriftlichen Quellen ver
glichen, doch war der Autor vorwiegend auf mündliche