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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

Firla/Forkl: Afrikaner und Africana am württembergischen Herzogshof 
Abb. 5 Wie Abb. 3. Detail; Trompeter 
ten, nach dem Essen »noch ein mäßel mit einander aus zu trincken«, und gingen 
gegen 19.00 Uhr abermals in die Besenwirtschaft von Lengeier sen. Um 19.30 Uhr 
kam noch ein Pfalzgräflich-Sulzbachischer »Edelman«, der mit beiden trank »und 
von Kriegs-sachen, wie es mit trompetern und paukern gehalten werde, discurrirte« 
(ibid.). Das Thema der Unterhaltung entsprach also Reals beruflicher Tätigkeit und 
auch der seines Pauker-Kollegen Johannes Lengeier jun., der möglicherweise eben 
falls anwesend war 40 . Und da ein Trompeter wie Real in Kriegszeiten einem Offizier 
in gewisser Hinsicht gleichgestellt war, ist es auch nicht verwunderlich, daß ein 
>Edelmann< mit ihm zusammen am Tisch trank und diskutierte. Gegen 24.00 Uhr 
machten sich Real und Brandshagen auf den Heimweg. Und Reals entsprechende 
Aussage enthält ein besonders schönes Beispiel für seine Integration in die Stuttgar 
ter Gesellschaft, denn er berichtet, »der Lengeier habe ihnen wollen heim zünden 
fheimleuchten; M. F] lassen, er (Real; M. F.) habe es abgewendet mit vermelden, er 
seye nun über 12 iahr in Stutgart, iederman kenne ihn, und begehre er niemand nichts 
zu thun, sie wollen den weg schon finden. Lengler habe ihnen biß an das eck nach 
gezündet« (ibid.; Qu. 1). Dies bedeutet, Real war als Trompeter und zweifellos auch 
als Afrikaner stadtbekannt (1648 hatte Stuttgart - bedingt durch die hohen Kriegs 
verluste -4500 Einwohner; Hartmann 1886:100) und fühlte sich gerade deshalb voll 
kommen sicher, obwohl die Stuttgarter Straßen nachts damals nachweislich als unsi 
cher galten (Sauer 1993 II: 280). Lengeier sen., eine Generation älter als Real, und 
angesichts der nächtlichen Unsicherheit vorsichtiger, ließ es sich nicht nehmen, sei 
nen beiden Gästen persönlich ein Stück Weges zu beleuchten, was seine Besorgtheit 
um Real und Brandshagen verdeutlicht. 
Das »eck«, bis zu dem Lengeier sen. mitging, ist nicht exakt zu lokalisieren. Doch 
befand es sich ohne Zweifel innerhalb des Areals südlich der heutigen Büchsen 
straße, begrenzt von der südlichen Hälfte der heutigen Kronprinzstraße, da der fol 
gende Weg der beiden, wie auch der der Täter, die Real überfielen, und der Ort des 
Überfalls auf Grund topographischer Angaben in den Gerichtsakten unter Zuhilfe 
nahme von Wais (1951) zu verifizieren sind (s. Abb. 6 u. 7) 41 . 
Real und Brandshagen waren nicht mehr nüchtern, Brandshagen »etwas beraüscht« 
(HStAS A 210 III Bü 43: Qu. 2), Real gar »zimlich beraüschert« (ibid.: Qu. 1). In der 
Kronprinzstraße, kurz vor der Kreuzung zur Büchsenstraße (von Süden her), mußte 
Brandshagen austreten und blieb deshalb ein wenig zurück, während Real (wohl aus
	        
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