Skip to main content
Page Banner

Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

175 
Firla/Forkl: Afrikaner und Africana am württembergischen Herzogshof 
Abb. 13 Blashorn, Länge 69 cm, Elfenbein, Sapi-portugiesisch (Sierra Leone), spätestens 
seit 1692 in Stuttgart. Württembergisches Landesmuseum, Inv.-Nr. KK 124. Photo: Württem- 
bergisches Landesmuseum 
Anschließend sehen wir den Abtransport der Beute: Der Jäger mit Spieß geht hinter 
einem mit dem Hirsch beladenen Pferd her, darunter trottet sein Hund. Doch vor die 
sem Hund hat gerade ein Löwe mit Krönchen einen Mann in europäischer Tracht zu 
Boden geworfen. 
Auf der rechten Seite folgt nach den drei genannten umlaufenden Bändern ein Jäger 
in europäischer Tracht mit Spieß und Jagdhorn im Angriff auf zwei Wildschweine 
(nicht Keiler, wie Bassani/Fagg 1988: 115 meinen), deren Hinterteile durch das dop 
pelte umlaufende Spiralband vom übrigen Rumpf getrennt sind. Mit Pfeil und Bogen 
greift ein Jäger in europäischer Tracht zusammen mit seinem Hund die beiden Wild 
schweine von der anderen Seite aus an. 
Auf das breite Band mit dem mehrfachen geschlossenen Umlauf folgt ein von zwei 
Männern in europäischer Tracht gehaltenes Wappen mit der Spitze nach oben, das 
von Federn (Helmzier) gekrönt ist. Durch Perlbänder in sechs Felder aufgeteilt, fin 
det sich in deren jedem das gleiche Motiv: ein Kreuz im Kreis (Schild?), umgeben 
von einem Strahlenkranz (Verfremdung des portugiesischen Wappens?). 
Auf der konvexen Seite erkennen wir in Höhe der Hirsch- bzw. Wildschwein-Jagd 
eine Maria mit dem Kinde. Den Abschluß bilden umlaufende Bänder in Form einer 
Perlenreihe, von Weinranken, einer weiteren Perlenreihe und der schräg gezackte 
Rand. 
Bassani und Fagg (1988: 57, 60-61, 97) kommt das Verdienst zu, auf Grund portu 
giesischer Berichte vom Beginn des 16. Jahrhunderts und stilistischer Vergleiche als 
Schnitzer dieser, wohl als Jagdhörner bestellten, Auftragsarbeiten für portugiesische 
Kunden die alten Sapi im heutigen Sierra Leone auszumachen, die Vorfahren der 
rezenten Sherbro, Temne und Kissi (ibid.: 44). Die dargestellten Jagdszenen erinnern 
an entsprechende Themen auf spätgotischen Miniaturen und Teppichen der franzö 
sisch-flämischen Schule des späten 15. und des frühen 16. Jahrhunderts (ibid.: 97), 
die Spiral- und Perlbänder an die manuelinische Architektur Portugals der gleichen 
Zeit (ibid.: 109), das Mundstück in Form eines Tierkopfes und die zoomorphen Ösen 
(»Delphine«) an europäische Feuerwaffen des frühen 16. Jahrhunderts, und auch das 
Blasloch ganz am Anfang weist auf Anfertigung für die Ausfuhr nach Europa hin 
(ibid.: 95). Als Vorlagen dürften den Sapi in ihren Werkstätten nach Sierra Leone 
gebrachte Abzeichnungen europäischer Drucke gedient haben (ibid.: 111). Die Szene 
der Wildschwein-Jagd auf dem Stuttgarter Stück ist mit der Illustration eines 1505 in 
Parma von Francesco Marzalis gedruckten Buches zu vergleichen (ibid.; 115). Afri 
kanisch mutet auf unserem Elfenbein-Horn eigentlich nur die uns ungewohnte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.