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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

Amborn: Von der Stadt zur sakralen Landschaft 
Abbildung 5: Errichtung eines esa-Zeichens 
Ideal im Bewußtsein festhalten? Die Burji werden nie mehr zu ihren überlieferten 
Lebensformen zurückkehren, allein schon deshalb nicht, weil es bei ihnen - anders 
als bei manchen Nachbarvölkern - keine auch nur halbwegs einheitliche Entwick 
lung gegeben hat. Die verschiedenen, räumlich weit voneinander entfernten Burji- 
Gemeinden zwischen Addis Ababa und Mombasa haben verschiedenartige Wege 
eingeschlagen oder waren von außen her unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt. Es 
könnten sogar Zweifel aufkommen, ob man die Burji überhaupt noch als eine zusam 
mengehörige Gruppe im Sinne einer Ethnie ansehen kann (cf. Amborn 1994). Die 
einzelnen Gemeinden sind auch im Innern keineswegs homogen. Und dennoch 
schwingt nicht nur Nostalgie mit, wenn unter Burji die Rede auf böohee Burji 
kommt. Dieser heute so unscheinbare Ort ist für die jetzt lebenden Burji unter ver 
änderten Gesichtspunkten von zentraler Bedeutung. Wenn auch das alltägliche 
geschäftige Leben verschwunden ist, so haben doch die Zeremonialplätze, die Grab 
stätten der Ahnen, die Bäume, unter denen sich die ersten Siedler ausruhten und all 
die vielen Orte der Landschaft, die mit der Geschichte des Volkes und ihrem Welt 
bild verbunden sind, nichts an ihrer Bedeutsamkeit verloren. Von einigen Plätzen 
mag der ursprüngliche Sinngehalt in Vergessenheit geraten sein oder sich mit der 
Vorstellung um andere Orte vermischt haben, doch kommt dies keiner Profanisie- 
rung gleich, sondern bewirkt im Gegenteil, daß die einstige und die noch vorhandene 
Kulturlandschaft um Burji-Stadt als Ganzes einen sakralen Charakter erhält. Das 
karge Bergland ist von einem Wirtschaftsraum zur sakralen Landschaft geworden, 
die sich markant von ihrer Umgebung abhebt. Dies wird u. a. daran deutlich, daß
	        
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