Das interdialektale Sprachverhalten zwischen
seßhaften Balese-Hackbauern und nomadisierenden
Efe-Pygmäen (Ituri-Region, Ost-Zaïre)
Anton Vorbichler
Inhalt:
I. Einleitung
II. Verwendete Lautschrift
III. Das Zwiegespräch zwischen Uboitedu und Apacidi
IV. Vergleichende Analyse
\ I. Einleitung
Im folgenden soll ein Zwiegespräch zwischen dem Efe-Pygmäen Uboitedu
und dem Neffen des Balese-Häuptlings von Pawanza, Apacidi, analysiert wer
den. Es fand im Frühsommer 1959 in Biasa, einem von der belgischen Verwal
tung eingerichteten Strafgefangenenlager in der Nähe von Nduye, 64 km
nördlich von Mambasa, statt. Apacidi (22), mit Kingwana-Namen Aramazani,
und Uboitedu, alias Marabo (50), hatten mir während meines ersten Forschungs
aufenthaltes unter den Balese und Efe im Winterhalbjahr 1954-55 als Haupt
interpreten wertvolle Dienste geleistet. Nun befand sich Aramazani, zu zwanzig
Jahren Zwangsarbeit verurteilt, in dem erwähnten Strafgefangenenlager, weil
er als Neffe des Häuptlings von Pawanza irgendwie an der Ermordung des
Uroßhäuptlings Ndungi beteiligt gewesen war. Ndungi hatte zuvor ein Mitglied
der Sippe von Pawanza getötet, und nach dem Gesetz der Blutrache ent
sprechend der Rechtstradition der Balese mußte Pawanza Ndungi beseitigen.
Die belgische Kolonialregierung konnte diese Art von Rechtschaffung nicht
billigen, und so waren etwa zwanzig männliche Mitglieder der Sippe von
Pawanza im Gefängnis, Pawanza selbst in eine andere Gegend relegiert.
In der Folgezeit wurde es mir dank meiner Freundschaft mit dem bel
gischen Administrateur André Pirmez und durch das freundliche Entgegen
kommen des Gefängnisdirektors von Biasa, Herrn Derochette, ermöglicht, zu-