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Full Text: Tribus, 50.2001,N.F.

213 
Buchbesprechungen Südsee 
Hierbei handelt es sich um Zusammenfassungen von 
früher Geschriebenem unter etwas geänderten Gesichts 
punkten. Interessant ist insbesondere der letztgenannte 
Abschnitt. Lourandos zieht hier Vergleiche zur Besie 
delung der „Alten Welt“, womit er Kleinasien und Eu 
ropa meint. Es wird nicht recht klar, ob er mit „Er 
scheinen“ (des Menschen) nur die erste Besiedelung der 
genannten Großräume meint, oder ob er in sein „Er 
scheinen“ auch den anthropologischen Aspekt einbe 
zieht. Auf Seite 330 muss die angegebene Quelle 
„Gamble 1986a“ (nicht 1986b) heißen. Gefährliches 
Terrain betritt der Verfasser, wenn er anthropologische 
Ähnlichkeiten zwischen den Neandertaler-Sapiens- 
Mischformen der Levante (dieses Thema ist zudem noch 
nicht endgültig abgehakt) aus der Zeit der australischen 
Erstbesiedelung und den pleistozänen Australiern sieht 
(330). Exakt spricht er kurz darauf von morphologisch 
„gemischten“ Populationen für Australien zwischen 
40.000 und 35.000 v.h. (331). Es sind besonders diese Fel 
der, in unserer Zeit teilweise emotional besetzt, die weite 
rer Forschungen bedürfen. 
Je mehr wir mit immer entwickelteren Methoden, und 
dies lässt sich für alle wissenschaftlichen Disziplinen be 
haupten, in die Welt der historischen, anthropologischen, 
kulturellen Zusammenhänge eindringen, desto mehr wird 
sichtbar, dass ein vorschnelles Zurückgreifen auf angeb 
lich „zurückgebliebene“ Ethnien (und seien sie auch von 
der weltgeschichtlichen Entwicklung über große Zeit 
räume abgeschnitten gewesen), um sie als Vorbilder oder 
Anschauungsmaterial urgeschichtlicher Gegebenheiten 
in Europa zu benutzen, nachdrücklich zurückgewiesen 
werden muss. Der in der urgeschichtlichen Forschung 
noch immer herumgeisternde Begriff der „ethnologi 
schen Parallelen“ sollte nun endlich ad acta gelegt werden 
und einer sehr diffizilen Beurteilung der Vorgehensweise, 
zum Beispiel mit Hilfe der Voraussetzungen des Ethno 
logisch-Prähistorischen Vergleichs, Platz machen. 
Lourandos hat ein hochinteressantes, umfassendes, ja in 
terdisziplinäres (geografisch, archäologisch, ethnolo 
gisch) Werk vorgelegt, das sicherlich Standardcharakter 
besitzt und zahlreiche Anregungen zu weiteren For 
schungen, in vielen Bereichen ein Erfordernis, bietet. Es 
sollte in jeder Fachbibliothek vertreten sein. 
AXEL SCHULZE-THULIN 
STEPHENSON, NIGEL A.: 
Kastom or Komuniti. A Study of Social 
Process and Change among the Warn People, 
East Sepik Province, Papua New Guinea. 
(Basler Beiträge zur Ethnologie, Band 40). 
Basel: Ethnologisches Seminar der Universität 
und Museum der Kulturen in Kommission bei 
Wepf & Co. AG Verlag, 2001. 460 Seiten, 27 
SW-Fotos, 15 Diagramme, 8 Tabellen, 4 Kar 
ten. 
ISBN 3-85977-202-3 
Die Publikation besteht aus zwei Teilen: einer Dar 
stellung der sozialen Organisation der Warn (Social Or 
ganisation) und der Beschreibung sozialen, wirtschaftli 
chen und kulturellen Wandels in Warengeme, einem der 
Wam-Dörfer (The Village in Change). In der Darstellung 
traditioneller sozialer Formen und gesellschaftlicher Pro 
zesse bezieht Stephenson sich auf Giddens Theorie der 
Struktur bzw. Strukturiertheit (structuration) sozialer Sys 
teme. Er betont deren räumlich-zeitliche Dimension, die 
in der sozialen Praxis durch die Handlungen einzelner 
Akteure verändert, geformt und aufrechterhalten werde: 
„Action, or agency, is not only ongoing, a continuous flow, 
it is also recurrent, i.e. it is patterned into habitual shapes 
or forms and, through this, activities become social prac- 
tices.“ (428). Zentrales Thema seiner Ethnographie ist so- 
ziokultureller Wandel, insofern liefern Giddens akteur 
zentrierter Ansatz und dessen Betonung der zeitlichen 
Dimension einen brauchbaren theoretischen Rahmen für 
Stephensons Untersuchung. 
Kastom or Komuniti ist in erster Linie eine Ethnographie 
und hier liegt auch die Stärke der Arbeit. Es ist weniger 
die Darstellung des Verwandtschaftssystems, männlicher 
Initiationsriten und dadurch geschaffener Beziehungen 
oder des formalisierten Tauschs, also der traditionellen 
Pfeiler der Wam-Gesellschaft, die das Buch interessant 
macht. Die Stärke liegt im zweiten Teil, in dem der Autor 
sehr detailliert die Verzahnung eines Wam-Dorfes mit der 
weiteren es umschließenden (encapuslating) postkolonia 
len Gesellschaft Papua-Neuguineas und des Weltsystems 
beschreibt. 
Es sind vor allem zwei Elemente, von Stephenson als 
change movements bezeichnet, die für den Wandel sozia 
ler Beziehungen und der Machtverteilung im Dorf sowie 
für die dominante Definition von ‘Entwicklung’ von Be 
deutung sind. Einerseits ist es eine millenaristische Be 
wegung, die von der New Apostolic Church (NAC) auf 
gesogen wurde, andererseits sind es die, von Stephenson 
als bisnis movement bezeichneten, wirtschaftlichen Akti 
vitäten der Warn. 
Die New Apostolic Church trat in der östlichen Sepik 
Provinz 1977 das erste Mal in Erscheinung, zu einem Zeit 
punkt als eine frühere millenaristische Bewegung, die 
Peli-Bewegung, in dem untersuchten Wam-Dorf durch 
eine heftige Auseinandersetzung zwischen Anhängern 
und Gegnern ein abruptes Ende gefunden hatte. Viele sa 
hen das Kommen der NAC zu diesem Zeitpunkt als 
Zeichen, dass die Kirche die Nachfolge - der Peli-Be- 
wegung antreten würde. Ehemalige Anhänger wurden 
Mitglieder, und Gegner schlossen sich eher der pragmati 
schen ö/sn/s-Bewegung an, die um einige einflussreiche 
Männer herum entstanden war. 
Nach dem Krieg führten bisnis lida, innovative Männer, 
die meist längere Zeit außerhalb des Dorfes gelebt und 
gearbeitet hatten, den Anbau von cash crops (zunächst 
Reis, dann Kaffee, zuletzt Kakao) ein und gründeten er 
ste Kooperativen. In Warengeme gibt es sowohl individu 
elle wirtschaftliche Aktivitäten einzelner Männer und 
den Mitgliedern ihres Haushalts als auch kollektive Un 
ternehmen, die von mehreren Haushaltsvorständen bzw. 
einer ganzen Gruppe getragen werden. Diese legen 
Ressourcen und Arbeitskraft zusammen und beginnen 
ein Geschäft, machen einen Laden auf, organisieren den 
Weiterverkauf von second /mnd-Kleidung aus Australien 
oder den Transport von cash crops in die nächste Stadt.
	        
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