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Objekt: Zeitschrift für Volkskunde, 63/64.1967/68

Volkslied - Schlager - Folklore 
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und eine modifizierende und assimilierende Entwicklung könnte sie im 
Laufe der Zeit auch von einem Kunstlied zum stilechten Volkslied werden 
lassen. 26 Das wäre z. B. möglich bei den ausländischen Volksliedern, die 
durch die Jugendbewegung des Wandervogels und durch den internatio 
nalen Liedaustausch heutiger Jugendgruppen, den Klüsen untersucht hat, 
in die schriftlichen und mündlichen Repertoires bestimmter Gruppen ge 
langt sind. Aber nach unseren bisherigen Erfahrungen werden die Folk 
lore-Lieder nur von wenigen vor vielen vorgetragen, und damit gehören 
sie letztlich zu den deutschen Volkslieddarbietungen auf Feiern und 
Schallplatten, die in ihren bearbeiteten Sätzen das Lied zum schönen, 
aber toten Museumsstück machen. 27 Sie sind ein Dekorationsstück, das 
nicht nur den Reiz des Fremdländischen bis Exotischen besitzt, sondern 
auch als Repräsentation alter Volkskulturen gilt. Diese Dinge gelten auch 
bei vielen Älteren, z. B. in der Möblierung ihrer Wohnungen, als chic und 
als Zeichen für die eigene Kultur, während bei der Jugend sicher die von 
Bose beobachtete Abwehr von der schablonenhaften Welt der Schlager 
hinzukommt. 
Während diese Frage einigermaßen anhand von Fakten beantwortet 
wurde, kann meine Beantwortung der ersten nur auf hypothetischem 
Grund erfolgen. Der Vortrag von Folklore-Liedern ist in seiner jetzigen 
Form sicherlich keine Äußerung unseres Volkslebens, sondern eine beson 
dere Art konzertanter Kunstdarbietung. Die in Nordamerika damit eng 
zusammenhängenden Protest-Songs haben bei uns fast keine nennenswer 
ten Nachfolger gefunden, da sie in unserer verkrampften politischen 
Atmosphäre anscheinend nicht gedeihen können. Gerade in diesen hätte 
jedoch eine Chance gelegen, daß im weiteren Rahmen neue eigenständige 
Lieder entstehen, die eine Verbindung zu den älteren Volksliedern auf 
weisen. Nun vermögen wir jedoch auf dem Gebiet des Liedes weder im 
voraus zu sagen, welche zur Zeit vorhandenen Lieder vom Volk aufge 
nommen werden, noch können wir für die Vergangenheit erklären, wieso 
gerade bestimmte Lieder volksläufig wurden, andere aber nicht. Da sich 
heute unsere Volkskultur in einem sehr weitgehend rezeptiven Stadium 
befindet, erscheint es notwendig, die Fülle des Angebots einschließlich der 
,remakes c der Volkskunst zu registrieren und zu analysieren. Denn vieles 
übt selbst dann, wenn es im weiteren Verlauf nicht zum Tragen kommt, 
durch die momentane Intensität doch eine Wirkung auf das vom Volk 
zur Zeit Gesungene aus (z. B. Auswahl und Bevorzugung bestimmter 
Melodien oder Texte) und beeinflußt sicher auch direkt oder indirekt das 
zukünftige Liedgut. Obwohl ich also in den angesprochenen Liedern keine 
Äußerung unseres Volkslebens zu sehen vermag, erscheint mir ihre Beach 
Vgl. dazu z. B. meinen Aufsatz über Herrn Oluf, in: Märchen, Mythos, Dichtung. 
Festschrift zum 90. Geburtstag Fr. von der Leyens, München 1963, S. 213-230. 
Vgl. dazu den Schluß meines in Anm. 25 zitierten Aufsatzes.
	        
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