AUSBLICK
10. Historische Erzählungen. Geschichtspolitische
Interventionen. Produktion von Lokalität
Im Januar 2006 begann der »Rückbau« des Palasts der Republik — begleitet von Protes-
ten und letzten Versuchen, das Gebäude zu erhalten.! Abgeschlossen wurde der Abriss
im Dezember 2008. Noch an der Baustelle eröffnete die Senatsbaudirektorin im April
2006 eine Ausstellung und eine Aussichtsplattform, zeitgleich wurde eine Website
freigeschaltet. Dazu heißt es in der Presseerklärung:
»Berliner und Berlinerinnen verfolgen den Rückbau des Palasts der Republik mit großer
Aufmerksamkeit. Auch Besucher der Stadt wollen wissen, was hier an diesem Ort einmal
stand und was hier in Zukunft entstehen wird. Mit Bauzaunausstellung, Aussichtsplattform
und einer Website informiert die Palastschaustelle über die Geschichte des Ortes, den
Ablauf des Rückbaus und die Planungen für das künftige Humboldtforum — rechtzeitig
zum Beginn der Besuchersaison. Denn die Bewohner der Stadt und die Gäste aus aller Welt
sind neugierig, was sich hinter dem Bauzaun tut.«
Vor Ort oder mit Hilfe stündlich aktualisierter Web-Cam-Bilder konnte der Abbau des
Gebáudes verfolgt werden. Die Ausstellung am Bauzaun wie auch die Internetseiten
präsentierten in sechs Kapiteln die dominant gewordene Lesart des Schlossplatzes
und der jahrelangen Auseinandersetzungen. Kurze Statements, zu denen die Schloss-
platzdebatte geronnen ist, dirigierten nun die Deutung dieses Orts. Unter der Über-
schrift »Demokratische Entscheidung« firmiert die Arbeit der Internationalen Exper-
tenkommission, erwähnt werden die Ausstellung Historische Mitte Berlin und die
Öffentliche Anhörung, als besonderes Datum erscheint der 17. April 2002, die Über-
gabe der Empfehlungen, zuletzt werden deren Kernpunkte benannt:
Getragen wurde der Protest von einem »Bündnis für den Palast«, in dem die BI Pro Palast und die
Zwischennutzungsinitiative zusammenarbeiteten; zzz 21.11.2005 (Apin: Volkes Stimme pfeift);
Tagesspiegel 20.11.2005 (Aufgestanden für Ruinen); tzz 13.12.2005 (Wenn die Patentante
Geschenke bringt). Bei einer Umfrage des Tagesspiegels stimmten 2/3 der Leser/innen für den
Abriss, Tagesspiegel 22.11.2005 (Mehrheit für den Abriss). Bau- und Kulturausschuss des Bundes-
tages waren nicht zu einem Moratorium bereit (Tagesspiegel 15.12.2005).
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/pressebox/ archiv. volltext.shtml?arch. 0604/
nachricht2223.html (Zugriff 3.2009).