Einleitung.
Blick umfassen zu können. Dabei war es natürlich sehr einfach, z. B. alle Zähne mit Flechtbändern zu-
sammenzulegen, oder alle großen rund gegossenen Figuren uSW., aber sehr bald ergaben sich die ja auch
sonst bei jeder Art von schematischer Einteilung unvermeidlichen Schwierigkeiten und Kollisionen. War
es selbstverständlich, unter den Platten zunächst die mit Europäern zu einer Gruppe zu vereinigen, SC
erschien es fast als unmöglich, die vielen Hunderte von Platten mit Eingeborenen in logischer Weise in
eine Anzahl von Gruppen zu verteilen. Ich entschloß mich schließlich, dies rein mechanisch nach deı
Zahl der dargestellten Personen zu tun und dann die so erhaltenen Gruppen je nach den Kopfbedeckungen
oder nach einzelnen Attributen weiter zu gliedern.
So bin ich schließlich zur Aufstellung von 64 Hauptgruppen gelangt, denen nun ebensoviele Kapitel
dieses Buches entsprechen werden. Ich habe mich nicht leichtsinnig zu einer solchen rein schematischer
Einteilung des Buches entschlossen, sondern mit heißem Bemühen verschiedene andere Wege versucht,
sie aber schließlich immer als ungangbar wieder verlassen müssen. Besonders hatte ich gehofft, mich be:
der Anordnung, wenn schon nicht der Zettel, so doch bei der des Buches mehr nach dem Inhalt der einzelnen
Altertümer, als nach ;hrer Form und ihrem Material richten zu können. So wäre es z. B. sicher das vor
vornherein logisch Gegebene, alle Altertümer sacralen oder religiösen Inhalts als solche zusammenzufassen ;
aber jeder Versuch dazu scheiterte an der Lückenhaftigkeit unserer bisherigen Kenntnisse über das innere
Leben der Bewohner von Ober-Guinea. Selbstverständlich ist der Mann, der Welse statt der Beine hat
und daher von zwei Begleitern gestützt werden muß, ein dämonisches Wesen — aber von dem Manne,
der zwei Welse in den Händen hält, nicht anders als ob er sie verkaufen wollte, kann das Dämonische
höchstens nur aus seiner Tracht geschlossen werden, die mit der des anderen, sicher dämonischen, Mannes
übereinstimmt, und so würde es auch hier bei dem vollständigen Mangel einer Tradition nicht ohne große
Unsicherheit abgegangen sein. In ähnlicher Weise bin ich z. B. nicht imstande, für die mehrfach vor-
kommende Darstellung einer Schlange, die einen Menschen verschlingt, auch nur mit einiger Sicherheit
zu erkennen, ob €S sich bei diesem Motiv um eine rein naturalistische Beobachtung handelt oder um die
mythische Vorstellung einer Höllenschlange, bei der man obendrein noch an europäische Beeinflussung
zu denken haben würde. Derartige Schwierigkeiten wiederholten sich so oft, daß ich schließlich doch bei
der rein mechanischen Gruppierung verblieb.
Auch die Zahl der Gruppen, oder richtiger die engere oder weitere Fassung der einzelnen Gruppen
ist, wie offen eingestanden werden soll, eine ganz willkürliche. So ist hier eine Gruppe von Platten mit
je drei Eingeboreneh aufgestellt worden; es wäre vielleicht logischer gewesen, von vornherein die Platten,
auf denen die drei Leute ungefähr gleichgroß und gleichbedeutend dargestellt sind, von jenen zu trennen,
bei denen es sich eigentlich nur um einen Würdenträger handelt, der von zwei kleinen Leuten oder von
zwei Knaben begleitet wird. Ebenso könnte man bei den Platten mit je zwei Eingeborenen solche, be:
denen die zwei Leute »gleichstehend« erscheinen, und andere, auf denen eigentlich nur ein Mann mit
einem Begleiter (Schwertträger usw.) dargestellt ist, von vornherein trennen. In ähnlicher Art ist natür-
lich auch die GruppP® anfechtbar, in der alle »hohen« Armbänder zusammengefaßt sind ; man hätte gerade.
sogut in eine Grupp® nur die gegossenen, in eine andere nur die genieteten, in eine dritte nur die aus Elfen-
bein einreihen können; ebenso Ist es sicher ganz unlogisch, in die Gruppe der niedrigen Armbänder auch
das große Ringgeld mit einzubeziehen — ich habe es trotzdem getan, weil es auch kleine Geldringe gibt.
die sich von wirklichen Armringen nicht unterscheiden lassen. So sind vielfach im Laufe der Arbeit ein-
zelne Gruppen sehr viel umfassender geworden, als sie ursprünglich gedacht waren; sie sollen im Texte
des sie behandelnden Abschnittes nach Bedarf wieder in Untergruppen zerlegt werden; für die allgemeine
Einteilung schien € mir richtig, die Zahl der Hauptgruppen und demgemäß die der Abschnitte des Buches
nicht allzusehr anschwellen zu lassen. Jede weitere noch erwünschte Gliederung kann dann in der Art
von Untergruppen USW. leicht durchgeführt werden.
Auf S. 12/13 gebe ich hier eine tabellarische Gesamtübersicht, die nach Museen und nach Gruppen
geordnet ist. Sie 1ißt auf den ersten Blick erkennen, wie viel Stücke von einzelnen Typen oder Gattungen
im ganzen und in den einzelnen Museen vorhanden sind. Auf diese Übersichtstabelle habe ich keine ge-
ringe Mühe verwendet — sie ist trotzdem nicht ganz einwandfrei. So einfach es scheint, die Anzahl der
in den verschiedenen Museen befindlichen Stücke jeder einzelnen Gruppe genau anzugeben, SO unmög-
lich wird das, sobald da auch nur eine geringe Zahl von Bruchstücken mit in die Rechnung zu setzen kommt,