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Volltext: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 1.1891

Zur Einleitung1. 
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und alt sind, eine sorgfältige Sammlung, in treuer Aufzeichnung und mit 
genauer Angabe der Standorte der Namen. 
Endlich gedenken wir der Namen, die leblosen Dingen gegeben wurden, 
welche zum Menschen im Verhältnis von Freunden in der Not stehen. 
Schwert und Spiess wurden als Kampfgenossen durch Namengebung geehrt. 
5. Poesie. 
Wir können uns hier kurz fassen, da es sich um bekannte Gattungen 
dichterischer Erzeugnisse handelt: um das lyrische und das epische Volks¬ 
lied, das volkstümliche meist geistliche Schauspiel, den Spruch und das 
Sprichwort, das Rätsel, die geschichtliche Sage, das Märchen und den 
Schwank. 
Viele Sammlungen sind diesen Überlieferungen bereits gewidmet. 
Das Kinderlied und das Kinderspiel (soweit es nicht neue kinder¬ 
gärtnerische Früchte sind) fallen auch hierher. Beide werden nicht bloss 
von der Melodie (Weise) begleitet, gleich dem weltlichen und geistlichen 
Liede und der Ballade, sondern auch durch rythmische Bewegungen getragen. 
Die uralte Vereinigung von Wort, Weise und rythmischer Körper¬ 
bewegung in diesen Kinderliedern machen sie interessant; zuweilen auch 
der Inhalt. Manche von ihnen deuten auf sehr alten Ursprung. Zugleich 
zeigen sie, dass auch 
6. Musik und Tanz in der Volkskunde einen Platz fordern. 
Wie bei der Poesie, wird das Verhältnis des Volkstümlichen\zu dem 
rein Kunstmässigen dabei erwogen werden müssen. 
7. In Poesie, Musik und Tanz äussert sich der Geschmack des Volkes; 
aber auch im Formen- und Farbensinn. Die künstlerische und technische 
Anlage muss beobachtet werden. Man wird eine Ästhetik bestimmter 
Stämme oder Völker entwerfen und dieselbe auch geschichtlich ausführen 
können. 
Unsere Zeitschrift will der Volkskunde in den hier umrissenen Grenzen 
dienen. Sie wird ebensowohl Stoff sammeln als Verarbeitungen des Stoffes 
bringen. 
Der Stoff kann aus der lebendigen mündlichen Überlieferung geschöpft 
sein; er kann aber auch schriftlichen älteren und neueren Quellen ent¬ 
nommen werden. Wir wollen ungedruckte ältere Aufzeichnungen bringen 
und mitunter auch aus alten gedruckten Büchern besonders wichtiges 
ausheben. 
Unser Verein hat seinen Sitz in Berlin und wird daher vor allem die 
deutsche Volkskunde zu fördern streben; deutsch im Arndtschen Sinne: 
so weit die deutsche Zunge reicht. 
Aber wir wollen uns nicht auf das deutsche Sprach- und Volksgebiet
	        
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