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Volltext: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 1.1891

Kleine Mitteilungen. 
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grossen Kornfeld schneiden. Der Papst geht zum Antichrist über. Der letzte 
Papst wird Petrus heissen und der dreihunderste sein, er wird mit Kaiser Rotbart 
den Antichrist vertreiben. Zuletzt wird die Welt verbrennen. 
Weisse Hausmäuse sollen Seelen sein, daher sie nicht sollen getötet werden. 
Wenn man sich morgens nicht wäscht, begleitet einen der Schutzengel nur 
bis 9 Uhr, dann hat der Teufel die Vorhand. 
Einen Fliehenden verraten, werde in der Hölle mit heisse Steine lecken 
bestraft, wie das Lügen. 
Im Jahre gebe es 32 Unglückstage. Wenn man Jemanden Montags Vormittag 
besucht, bringe man ihm Unglück ins Haus. Wenn man bei einem Besuche das 
Haus der Besuchten schnell wieder verlässt, so nimmt man ihnen den sanften Schlaf. 
Wenn man zu Weihnachten im Zorn die ThLiren sehr laut zuschlägt, hätte 
man sich im Sommer vor dem Blitz zu fürchten. 
Zu Weihnachten mondhelle Nächte, zu Ostern liebte (leere) Stadel. 
Leute, welche an einem Sonntag, wo eben Neumond eintrat, geboren sind, 
hätten einige prophetische Gaben und würden weit mehr als andre von den 
Geistern angefochten. 
Sitten und Gebräuche bei Sterbefällen in Meiderich 
(Reg.-Bez. Düsseldorf). 
Mitgeteilt von Carl Dirksen. 
Sobald in Meiderich jemand stirbt-, werden die Notnachbarn davon in Kenntnis 
gesetzt. Notnachbarn heissen die nächsten Hausnachbarn, doch können auch andere 
nahe wohnende Familien dazu genommen werden. Die Notnachbarn sind durch 
stilles Abkommen verpflichtet, sich in allen freudigen und ernsten Ereignissen des 
Lebens treu zur Seite zu stehen und hilfreiche Hand zu leisten. 
Bei einem Todesfalle haben sie nun zunächst die Trauerbotschaft den übrigen 
Nachbarn, zu welchen man die Bewohner der nächsten 12 bis 15 Häuser rechnet, 
zu übermitteln. Sämtliche Nachbarfrauen versammeln sich darauf im Sterbehause, 
um die Arbeiten unter sich zu verteilen. Es steht ein- für allemal fest, dass die 
Notnachbarn das Waschen und Ankleiden der Leiche, das Einsargen und das 
Bedienen bei dem nach dem Begräbnis stattfindenden Kaffeetrinken zu besorgen 
haben; Pflicht der übrigen Nachbarn dagegen ist, den Verwandten und Bekannten 
des Verstorbenen, auch den auswärts wohnenden, die Nachricht persönlich und 
Mündlich zu überbringen und dieselben zum Begräbnis einzuladen. Da hier nicht 
selten 100—150 Haushaltungen geladen werden, die, abgesehen von den auswärtigen, 
oft in verschiedenen Teilen des über eine halbe Quadratmeile umfassenden Ortes 
zerstreut wohnen, so bestimmen die Frauen unter sich durchs Los, welche Ein¬ 
ladungen jede einzelne zu machen hat. Die Lose sind gleich nach dem Eintritt 
des Sterbefalles von den Anverwandten geschrieben worden. Ist die Zahl der ein¬ 
zuladenden Personen eine verhältnismässig geringe, so dass nicht sämtliche Nachbar¬ 
frauen in Anspruch genommen zu werden brauchen, so lässt man einige Zettel 
unbeschrieben und sind die Personen, welche diese ziehen, von jeder Dienstleistung 
befreit. \ 
An dem Leichenzuge nehmen auch die Frauen, tief in Schwarz gekleidet und 
das Gesicht mit einem über den Kopf geschlagenen Tuch fast ganz verhüllt, teil. 
Am offenen Grabe hält der Pfarrer nach Einsenkung des Sarges eine kurze Leichen-
	        
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