Jahn: Jamund bei Cöslin.
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am Dreifaltigkeitssonntage auf einen hohen Berg steigt und vor Sonnen¬
aufgang auf der Spitze ist, da sieht man statt einer Sonne drei Sonnen
aufgehen: Gott Yater, Gott Sohn und Gott heiligen Geist!"
Nein, davon haben wir nichts gehört. Haben Sie das gesehen?
„Ich bin nicht zukommen." —
„Scheint der Mond, wenn er abbricht (abnimmt), in eine Kost, so dass
man den Mondschein mitisst — wird man schwer krank." Will man recht
herrisch reden, so nennt man den Muhne (Mond) Mahn.
Auf dem Brenner waren die letzten Tage im August 1890 keine guten.
Zu Regen, Wind, Gewitter und drohendem Bergrutsch gesellten sich bren¬
nende Bauernhäuser in der Nähe des mit Fremden überfüllten Hotels
Grröbner in Gossensass. Der Blitz soll das Feuer angeschürt haben?
Aber wie ist das, — ,das wilde Feuer' ist nicht mit Wasser zu löschen
und sie haben es gelöscht!
Ein fremder Handwerksgeselle soll beim ,Plündern' (Ausräumen)
gestohlen haben! Seile Fremden, das will ich Ihnen sagen, sind nicht
zu ergründen.
Gossensass, den 31. August 1890.
Jamund bei Cöslin.
Mit Berücksichtigung der Sammlungen des Museums für deutsche Volks¬
trachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes zu Berlin.
Von Ulrich Jahn und Alexander Meyer Cohn.
Das im Herbst des Jahres 1889 in Berlin unter dem Vorsitz Rudolf
Virchows eröffnete Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse
des Hausgewerbes (C., Klosterstrasse 36) birgt unter sonstigen Schätzen
auch eine komplette Sammlung von Bauernaltertümern aus zwei hinter-
pommerschen Ortschaften, dem schon in der ersten Hälfte des 14. Jahr¬
hunderts urkundlich erwähnten Kirchdorfe Jamund und der Nachbargemeinde
Labus. Beide Ortschaften sind infolge ihrer geographischen Lage seit
alten Zeiten durchaus auf einander angewiesen. Ihre Feldmarken stossen zu¬
sammen, und das beiderseitige Gebiet wird im Norden von dem grossen,