Grashoff's Reise von Buenos Ayres durch die argentinischen Pampas und über die Cordillere nach Copiapo in Chile .
hoss's Reisebeschreibnng , welche wir als Unterlage und Leit - faden für die nachfolgenden Darstellungen nehmen . Wir vervollständigen aber dieselben aus anderen Quellen , die wir namhaft machen .
Vor allen anderen wollen wir iu dieser Beziehung ein Werk hervorheben , von welchem wohl nur wenige Exemplare nach Deutschland gekommen sind ; wir meinen : Vida de Facundo Quiroga i aspecto fisico , costumbres i Mbitos de la repiiblica arjentina , seguida de apuntes biogräficos sobre el jeneral Frai Felix Aldao . Por el autor de Arjiropolis . Santiago 1851 . Der Verfasser ist Herr Sarmiento , der geistreichste Schriftsteller , welchen Südamerika aufzuweisen hat . Sein Buch gewährt einen Einblick in die Verhältnisse des argentinischen Landes wie kein , auderes , es schildert eiu - gehend die Gesittuugszustände jeuer Region , und die zelnen Darstellungen typischer Charaktere , zum Beispiel des
Wir siud aus dem Wege da und dorthin und noch so und so viele Leguas von der Estancia N . N . entfernt . Oft will es Alle bedünken , daß z . B . die Richtung nach Süden ein - geschlagen werden müsse und doch nimmt der Baqneano eine ganz entgegengesetzte , ohne sich an Einwendungen zu kehren . Oft ist die Dunkelheit aus den Pampas undurchdringlich und man kann buchstäblich fetne Hand vor Augen sehen . Dann rauft der Führer an mehreren Stellen Gras ans , beriecht Wurzeln und Erde , kauet beide , wiederholt das mehrmals und weiß nun sicher , ob eiu salziger oder süßer Bach in der Nähe ist ; danach findet er sich zurecht .
Manchmal kommt es vor , daß der Baqueauo Reisende über solche Strecken in den Pampas zu führen hat , durch welche überhaupt keiu Weg führt * . Der Baqueauo sinnt eine Weile hin und her , betrachtet sich den Horizont , prüft den Boden , faßt einen bestimmten Punkt in's Auge und schießt
Gaucho - Portrait ? .
Baqueauo , des Rastreador und des Gaucho malo sind wahre Meisterstücke . Doch wir wenden uns zu unserem Reifenden .
Von Buenos Ayres aus nahm Grashoff zunächst seinen Weg nach Eordoba . Ihm schlössen sich noch mehrere Ge - fährten uitb unter diesen ein deutscher Bergmann au . Sie mietheten im November 1852 zusammen eine gerade nicht stattliche , aber doch große und bequeme Galera , einen Wagen , der von fünf Pferden gezogen wird . Auf jedem derselben saß ein Reiter , Cnartero . Der älteste unter ihnen , ein Mann von sehr entschlossenem Wesen , machte den Anführer . Es war der Baqueauo . Das Wort bedeutet eigeutlich einen Kuhtreiber , einen Rindviehhirteu . Viehzucht war von jeher die Hauptbeschäftigung der Argentiner in den weiten Steppen ; dort waren die Hirten zu Haufe und kannten Weg und Steg . So verstand es sich von selbst , daß sowohl die Wagenkarawanen wie Soldatenzüge Baqueanos zu Führern nahmen . Allmälig ward der Ausdruck gleichbedeutend mit Geleiter , Führer , Lootse , und in derThat ist er der eigentliche Pilot der Pampas .
Der Baqueano weiß , wohin ein beliebiger Psad führt , ob zn einem Wasserplatze oder nicht ; er kennt die Wege , welche durch den Morast ziehen und zu welcher Jahreszeit sie zu passiren sind . In dunkler Nacht , ans freier Ebeue , in dichten Wäldern findet er sich allemal zurecht und verirrt sich nie . Im Nothfall untersucht er die Bäume , steigt vom Pferde , läßt die Pflanzen durch seine Hände gehen und sagt :
wie ein Pfeil auf seinem Renner in's Weite . Plötzlich schlägt er eine neue Richtung ein , galoppirt fast ununter - brocheil Tag und Nacht und kommt richtig an .
Nachdem Grashoff 23 Leguas ( eine Legua ist etwa dreiviertel deutsche Meilen ) zurückgelegt hatte , nahm er in dem kleinen Orte Easto sein zweites Nachtquartier . Vor dein Rancho , einer elenden Hütte , saß ein improvisirender Gaucho , welcher die Gesellschaft mit feinem Guitarrenspiel unterhielt . Es gibt viele Payadores , Improvisatoren , unier den Gauchos . Gewöhnlich finden sie sich in einer besuchten Schenke ein . Mit besonderer Aufmerksamkeit horchen die Gäste gespannt auf den Vortrag und Niemand wagt deu Payador zu stören . Unser Gaucho besang den Reichthum eines der Reisegefährten , welcher große Berg - werke besaß . Jede Strophe endete mit einem Tremolo , in welches der Chor näselnd einfiel .
Es kann nicht fehlen , daß die eigentümliche großartige Natur den Gaucho poetisch anregt und in der That hat er seine Volkspoesie ; auch musikalisch ist er . Sein Lieblings - instrnment , die Gnitarre , hat er von den Spaniern über - kommen . Die Pampas haben ihre Barden , Sänger , Troubadours , welche die verschiedenen Estancias und Ort - schaffen besuchen . Sie singen von den Helden der Eiu öde , die vor der Gerechtigkeit flohen , vom Schmerz der Witwe , der die Indianer jüngst ihren Sohn geraubt und dergleichen mehr . Der Sänger aber hat keine feste Behausung , er legt