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Full Text: Globus, 5.1864

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Ein Ausflug nach Brussa in Bithynien . Besteigung des Olympos . 
vonGhovel , im Staate Chiapas , gefunden worden ist . Dieser war mit einer dicken Stalagmitenlage überzogen , gehört in eine weit entfernt liegende Zeit und gleicht genau den keilförmigen Schädeln in Florida und Peru . — 
Gosse und Broca wollen nun daraus die Gewißheit herleiten , daß vor vielen Jahrhunderten ein Wandervolk , das abwechselnd zu Land und zur See reiste , deu uugeheuern Raum von Florida über Euba und durch das südliche Meriko , nach Peru gelangt sei . Uns scheint für eine solche Annahme ein bündiger Beweis zn fehlen , auch wenn die genannten Gelehrten sich auf ferungen und archäologische Dokumente berufen , welche Bras - seur de Bourbourg erwähnt . Dieser ist bekanntlich gar kein kritischer Kopf und nur mit großer Vorsicht zu benutzen . Das ist namentlich der Fall mit seiner Einleitung zum heiligen Buche Centralamerika's , dem Popol Vnh , auf welche Broca großen Werth zu legen scheint . Der Abbe will aus dem verhältniß - mäßig neuen Buche , das keinen eigentlich historischen Charakter trägt , ermittelt haben , daß vorder christlichen Zeit das Volk der Nahoas von Euba , überhaupt von den großen Antillen , 
nach Mexiko hinübergeschifft und in der Nähe des heutigen Tampico gelandet sei . Von dort sei es gen Süden gezogen , habe an der Terminoslagnne Halt gemacht , das alte Reich Tibalba erobert und Ghovel gegründet , das nur drei Leguas von der Höhle liegt , iu welcher der obenerwähnte Schädel gefunden wurde . Nach einer Zeit des Gedeihens , deren Dauer wir nicht wissen , wurden diese Nahoas , 174 n . Chr . , in Folge einer natio - nalen Revolution vertrieben uud mußten andere Wohnplätze suchen ; ein Theil sei über die Laudeuge von Panama gegangen und habe sich in Peru niedergelassen . „ So hat dasselbe Volk , die Nahoas , auf seinen snccessiven Wanderungen alle Regionen inne gehabt , wo die keilförmige Entstellung des Schädels im Gebrauche war ; und hier liegt eine Aufklärung der Anthropo - logie durch die Geschichte uud eine Bestätigung der Anthropo - logie durch die Geschichte vor . " 
So sagt Broca . Aber Bonrbonrg's Angabeil lassen Zweifel zu und sind selber unbewiesen ; man kann auf sie nichts Sicheres gründen uud am allerwenigsten aus ihnen eine ganz zuverlässige Schlußfolgerung ziehen . A . 
Ein Ausflug nach Brussa in Bithynien . Besteigung des Dlympos . 
Von Karl Remeis . 
Während der Dauer meines Aufenthaltes in Konstantinopel hatte ich oft Gelegenheit , die gewaltigen schneebedeckten Gipfel des Olymps , welche in der durchsichtigen Luft ganz nahe schienen , zu bewundern , uud Lust bekommen , einen Ausflug auf diese Höhen und nach dein am Fuße des Olymps gelegenen Brussa zu macheu . 
Meine drei Reisegefährten uud ich nahmen eines jener leich - ten und eleganten Boote ( Kaiken ) , welche sich bei dem geringen Widerstaiide , den die Leichtigkeit ihrer Bauart dem Wasser bietet , zwar außerordeutlich - schuell fortbewegeu lassen , aber ebendeshalb auch dem Umschlagen sehr ausgesetzt sind uud beim Einsteigen , sowie bei jeder Beweguug der auf dem Boden des Schiffchens sitzenden Passagiere viele Vorsicht erfordern . Schnell führten uns die beiden Ruderer durch das Gewühl von Dampfbooten , schiffen und Barken , welche die Flutheu iiach allen Richtungen durchschneiden , aus dem goldenen Horn , an der Spitze des Serails vorüber , hinaus in das tiefblaue , spiegelglatteMarmara - Meer . Die Sonne stieg glänzend aus dem Wasser empor uud gab uns für den Rückblick die schönste Beleuchtung . Tausende von schlanken Minarets uud majestätischen Kuppeln , eine nnab - sehbare Menge von Palästen , Moscheen und Häusern längs des Meergestades und an Hügeln hingestreckt , deren Spitzen dunkle Cypressen uud blühende Gärteil krönen , ein weiter Hafen , bedeckt mit Schiffen , Segeln und Masten , iit der Ferne , die blauen Flutheu des Bosporus und gegenüber das schimmernde Gestade von Scutari — das ist Konstantinopel ! Längs der schen Küste ruderteil wir an dem großen , über eine halbe Stunde laiigen Begräbiiißplatz von Scutari und an Kadi - Köi — dem ehemaligen Chalcedon — vorüber uud näherten nus bald der Gruppe jeuer reizenden Eilande , welche den Namen Prinzen - Inseln aus der Zeit des byzantinischen Reiches tragen , wo sie häufig als Verbannungsort für Glieder der kaiserlichen Familie dienten . 
Deutlich koiiuteu wir auf deu beiden größten dieser Inseln , Ehalki und Prinkipo , schöne Höhenzüge , anmuthige Thäler , Oelbaumpflauzuiigen , Klöster uud Dörfer wahrnehmen uud 
genossen nochmals das prächtige , wunderbar klare Panorama von Konstaiitinopel , Scutari Uiid der asiatischen Küste . 
Nun wurde auf eiu Vorgebirg losgesteuert , und , nachdem wir dieses umschifft , kam in einer Bucht Mudania , ein großes , beinahe im Wasser stehendes Dorf zum Vorschein , wo wir nach kurzer Zeit — im Gauzeu nach zehnstündiger Fahrt — landeten . 
Wir suchten uns uuter einer ziemlich großen Anzahl voii Pferden , welche fämmtlich türkische Sättel und zum Schutz vor dem bösen Blick Amulets in Roseukrauzsorm trugen , die verhält - uißmäßig guteu aus , luden unser Gepäck auf die Rosinanten der beiden Knechte und setzteil uns rasch in Bewegung . Der Weg führt anfangs dem Meere entlang , dann bergan durch Weiu - gärteu uiid Manlbeerpflanznngen bis anf eine Anhöhe , von der sich eine weite , schöne Ruudficht auf ein grünes , in Wellen - linieil hinziehendes Thal öffnet , in welchem Waldparthien oder einzelne Bäume in anmuthigen Grnppirungen , bisweilen brochen von Wieseil und Flüssen , hervortreten . Im Hinter - gründe , dicht am Abhang des Olymps , dessen Höhenzüge das Thal umrahmen , geben einzelne Hänser , zwischen Bäumen ver - steckt iliid terrassenförmig an einander gelehnt , die erste Kunde voil Brussa . Ein schneller Ritt brachte uns aii gewaltigen Eichen - , Oliveu - und aii Maulbeerpflanzungen , welche die mäch - tige Ausdehnung des Seidenbaues erkennen ließen , vorüber , immer das von der Abendsonne vergoldete Brussa vor uns — nach einigen Stuudeu zu der Furt des Odryses , welche wir , bis an deu Kopf der Pferde im Wasser , passirteu . Am andern Ufer , in der Nähe einer Hütte irnd unter riesigen , dichtbelanbten Eichen wnrde eine kurze Rast gehalteil , der Inwohner der Hütte , der seines Amtes zugleich Straßenwächter und Wirth war , brachte ganz vorzüglichen Kassee . 
Die Straße ist ziemlich belebt : Fnßgänger , einzelne Reiter , Frauen , die iiach Männerart zn Pferde sitzen , Karawanen niid laiige Züge von Zigennern , welche als Taglöhner wandern , schlechte holprige Wageil mit dichtverschleierten Frauen besetzt , dazwischen Heerden von Schafen und Eseln , ziehen in bunter Abwechselung des Weges entlang uud lasseil auf deu
	        
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