Die Hougieflotteu und die Missionäre in Neuguinea .
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O , wäre doch die Maiblum' ich ,
Wohl au sein Herz dauu drückt er mich !
Vou seinem Schlosse eilt er fort ,
Wenn Schnee bedeckt die Dächer dort .
Ins Frankenland dann zieht er weit ,
Grad wie die Schwalb' zur Winterszeit .
Weuu Grün und Gras auf's Neue sprießt , Im Heimatland er wieder ist .
Kornblum' blüht dann im Weizenfeld Der Wind der Gerste Saaten schwellt .
Die Lerche singt am Himmelssaum , Der Fink und Hänfling auf dem Baum .
Als lieber Gast kehrt er zurück ,
Genießt mit uns der Feste Glück .
Ich wollt' , 's war' Mai das ganze Jahr Und Festtag jede Stund' fürwahr .
Ich wollt' , ich zog von Ort zu Ort Mit meinen lieben Schwalben fort
Und fäh sie fliegen immerdar Um unser Haus das ganze Jahr .
Die Hongiesiotten und die
Obschou die Holländer bereits 1828 von Neuguinea Besitz genommen haben , und ihre Grenzen in neuerer Zeit mit schluß der Ostküste immer weiter ausdehnten , so haben dieselben doch , außer den aufgerichteten Grenzpfählen , eigentlich keinerlei Herrschaft dort , und selbst während der Zeit , daß sie dort eine Colonie besaßen , übten sie fast keinen Einfluß auf die um - liegenden Stämme aus . Die eigentlichen Beherrscher dieses Landes sind die Sultane von Tidore , und schon im 16 . Jahrhundert scheinen sie hier ihre Macht mittelst der berüch - tigten Hongieflotten ausgeübt zu haben . Diese sind eigent - lich uichts als großartige Razzias , die der Sultan von Zeit zu Zeit ausrüstet , um die Küstenvölker zu brandschatzen , Ueberall , wo mau ein Dorf am Straude findet , werden dessen Bewohner theils erschlagen , theils zu Gefangenen gemacht , die Häuser au - gezündet , die Cocosbäume und Anpflanzungen vernichtet und Alles geraubt . Daher flüchten die Bewohner vor den Hongie - flotten , so schuell sie nur können , und geben lieber ihre elenden Hütten und mühselig angelegten Pflanzungen Preis , da sie für sich selber weit Aergeres , nämlich den Tod oder Sklaverei zu erwarten haben . So viel sich auch die Holländer bemühten , diesen Mißbräuchen Einhalt zu thun , so konnten sie bisher die Hongieflotten nie ganz unterdrücken ; denn obwohl mit dem Sultan von Tidore ein Contraet geschlossen wurde , der die Ans - rüstung derselben verbietet , so geschieht es dennoch in der Stille . Der Sultan betrachtet daher auch die Bewohner der Küstenstriche südwestlich bis zum Cap Buru uud nordöstlich bis zu den Arimoainseln als seine Unterthanen , ernennt ihre Häuptlinge und wird sehr gefürchtet , während die Bewohner des Binnen - landes seine Herrschaft keineswegs anerkennen . Es geht dar - aus hervor , wie die Herrschaft der Holländer nur dem Namen nach besteht , und es ist nicht zu verwundern , daß diese Raubzüge noch immer stattfinden ; ja 1849 mußte es sogar der holländische Kriegsschooner „ Circe " ruhig mit ansehen , wie die „ Hongie " uuter ihren Augen alle Schändlichkeiten ausiibte . Jedoch solle» sich in neuester Zeit diese Zustände bedeutend gebessert haben , da die Macht des Sultans vou Tidore sehr gesunken ist und es ihm schwer wird , die ansehnlichen Mittel zur Ausrüstung einer solchen Flotte zu bestreiten .
Jndeß sind die Interessen dieses Fürsten als Muselmann noch von anderer Art . Es liegt ihm nämlich daran , den Islam auf diesen Küsten auszubreiten . Noch ist es ihm nicht ganz gelungen , obwohl alle diese Völkerschaften entschieden mehr . Sympathien für den Islam als für das Christenthum hegen . Jedenfalls verdientes wohlAufmerk - Globus VII . Nr . 12 .
Missionäre in Neuguinea .
samkeit , daß eine Religion , die soviel später als die christliche entstand , sich in verhältnißmäßig kurzer Zeit über die meisten Inseln des indischen Archipels verbreitete , und es ist thatsächlich , daß die mohammedanischen Priester immer mehr Proselyten machten , als die christlichen Missionäre . Hat doch der Islam für Völker , die auf fo niedriger Kulturstufe stehen , schon in der Erlanbniß der Vielweiberei viel Lockendes , uud um die höhere humanistische Tendenz des Christenthums aufzufassen , haben diese Menschen noch viel zu kindische Begriffe , da sie sich oft nicht einmal die Existenz eines höhern Wesens denken . Einen schlagenden Beweis dafür liefern die Bemühungen des eifrigen Geistlichen , der die Erpedition mit dem Schiffe „ Dourga " mitmachte , um die alfurischen Bewohner der Aru - Jnseln zu be - kehren . Er suchte ihnen begreiflich zu machen : „ daß ein großer Geist , Gott , über uns Allen schwebe und jede uusrer Gedanken uud Thatcu kennend , somit auch allgegeuwärtig und allwissend sei " . Diese Erklärung war aber für die Insulaner zu hoch , denn , sagte» sie , „ noch keiner von ihnen habe dieses erhabene Wesen je zu sehen bekommen " . Da erklärte ihuen denn der unermüdliche Missionär , daß dieses Wesen zugleich unsichtbar sei , und nun schien es einem der Schlauesten einzuleuchten . „ O " , sagte er , „ nun weiß ich auch , wo sich euer großer Geist am liebsten aufhält , und von wo er sich uns am meisten zu erken - nen gibt ; in euren Flaschen muß er hauptsächlich sein , denn als ich von dem köstlichen Naß derselben kostete , wurde ich auf einmal so begeistert uud glaubte von zwei Geistern beseelt zu sein . "
Durch bloße Predigten uub Bibelvorlesungen , welche die den doch nicht begreifen , werden noch keine höheren Empfindungen geweckt , und die eben so eifrigen als uneigennützigen Herrn - huter , die ihren Pfleglingen erst Arbeit , Lesen und Schreiben lehre» , beweise» , daß man auf diese Malier jedenfalls nistische Zwecke viel sicherer erreichen kann .
Im Jahre 1855 errichtete die n i e d e r l ä n d i s ch e M i ssi o n s - Gesellschaft eine Station auf Doreh , au deren Spitze die Missionäre Ottow und Geißler , ein Paar vom Zwecke ihres Be - rufs erfüllte Männer , standen . Sie bauten sich selbst Hütten und hatten gleich Anfangs vom Fieber viel zu leiden . Ihre ersten Predigten in malayischer Sprache blieben jedoch gänzlich erfolg - los , uud als sie 1853 in der Papua - Sprache Bibelvorlesungen hielten , versammelten sie nur einige Zuhörer . Bereits 1860 gaben sie ein Gesang - und Lesebuch , das in Macassar gedruckt war , im Papuanischen heraus und unterrichteten in der Schule
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