Ein Bericht ci
daß zwei Schiffe , deren Volk sich in mündlicher Rede nicht verständigen könnte , mit einander vermittelst der Zeichen reden .
Der Signalcodex hat als Zeichen hauptsächlich Flaggen , Stucke Tuch , mit Abtheilungen in verschiedenen Farben . Jeder der 18 Consonanten , welche als Schriftzeichen , Charaktere , der Universalsprache gewählt worden sind , wird durch eine besondere Flagge bezeichnet , welche für alle seefahrenden Völ - ker genau eine und dieselbe ist . Diese Flaggen gruppirt mau über einander ; sie sind an einem Hißtau befestigt , so wie die Consonanten in der Combination , welche angezeigt werden soll , gruppirt werde« . Das augesprochene Fahrzeug liest also das Signal in ähnlicher Weise , wie es eine auf Papier ge - schriebeue Mittheiluug leseu würde .
Diese Flagge» , die eiusachsteu Schristzeicheu des Codex , werden angewandt , so weit die Entfernung zweier Schiffe es erlaubt . Auf einer Entfernung , bei welcher man die Farben nicht mehr zu unterscheiden vermag , muß man sich dann an - derer Zeicheu bedienen . Zusammenstellungen von Kugeln , Dreiecken und Vierecken vertreten dann die 18 Charaktere . Fehlen dergleichen Sachen , so treten an ihre Stelle ein Ata - trosenhnt , ein Stück Holz , das man wagerecht hält , und ein Taschentuch . Eiu einziger Seemann , der etwa ans Land ge - schickt wird , um dort etwas auszurichten , kann mit seinem Schisse sich verständigen , wenn er sich nur uach dem Forum - lare richtet . Achtzehn Stelluugeu oder Bewegungen reichen zur Bezeichnung der Consonanten aus .
Bei Nacht hat der Verkehr gleichfalls kerne keit ; vermittelst Laternen von verschiedenen Farben , deren Licht abgeschwächt oder verstärkt wird , und durch Feuerwerk kann man sich verständigen . Bei Nebel giebt man Zeichen durch Kanonen - und Flintenschüsse , Pfeifen , Anschlagen an Glocken und Hörnerblasen . Auch so bezeichnet man die 18 Consonanten .
Von den 78 , 642 Combinationen , welche dnrch Flaggen gebildet werden , kommen etwa 53 , 000 ausschließlich auf die Bezeichnung der Schisssuameu . Man erkennt ohnehin an der Flagge , welcher Nation ein Fahrzeug augehört .
Alle euglifcheu , französischen und uordamerikanischeuSchiffe siud bereits mit einem Signalcodex versehen , vermittelst dessen man Namen des Schisses , Tonnengehalt , Pferdekraft und Heimathsort mittheilt .
Die 25 , 000 anderen Zeichen werden zur Znsammensetzung aller möglichen Mittheilungen benutzt ; man kann vermittelst derselben reden , geographische Name» , eine Anzahl von staben bezeichne» und Eigennamen Herbuchstabiren . Das ganze Lexicon der Seesprache zerfällt in zwei Theile . In dem einen sucht der Capitain oder Steuermann oder wer sonst den Werth , also die Bedeutung des Zeichens aus , welches ihm gegeben wird . Will er seinerseits eine Mittheilung machen , so findet er die Zeichencombination dafür im zweiten Theile . Reicht
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ein Zeichen nicht aus , so zieht er mehrere auf , ganz in der Reihenfolge , wie im gewöhnlichen Gespräche Redensarten oder deren Theile folgen .
Der Schiffer befindet sich z . B . im Stillen Ocean und begegnet dort einem andern , der nach Valparaiso in Chile will und noch keine Kunde von dem Kriege zwischen Spanien und Chile hat . Er will ihm zu wissen thun , daß die chile - nischen Häsen von spanischen Schiffen blockirt seien ; es werde also zweckmäßig sein , nach Pern zn segeln , wo die Fracht - Verhältnisse günstig wären . Zu diesem Zwecke zeigt er fol - gende Signale :
J N Krieg zwischen BGYT Spanien BNSQ Chile
C L 0 P Du wirst vou Blockadeschisseu angehalten werden MOB Du thust besser zu segeln nach BNRM Callao
N R Q Dort sind gute Frachten .
Vermittelst der 7 Signale , von denen 3 geographische Namen bezeichnen , giebt er dem andern Fahrzeug eine höchst wichtige Nachricht , durch welche dasselbe jedenfalls Zeit , also Geld erspart , und sich nicht der Unannehmlichkeit aussetzt , vou Blockadeschisseu angehalten zu werden .
Noch ein Beispiel , das nun keiner weitern Erörterung bedarf :
Borystheues H N J S
ist gescheitert bei B1 ) G
Orau BJWP
Passagiere gerettet BMG
Ladung verloren NLR
Verdient nicht , wieder flott gemacht zu werden LI ) T
Aus Vorstehendem wird man abnehmen können , wie es sich mit dieser allgemeinen Seesprache verhält . Ihre An - Wendung muß für Schifffahrt und Handel von nnberechen - barem Nutzen werden . Sie kann viele Gefahren abwenden , macht Mittheilungen möglich , die bisher nicht gegeben werden konnten . Auf hoher See kann der Schiffer nur mit einem an - dern Schiffer reden , wenn er sich aber der Küste nähert , kann er auch mit dieser correspondiren . Man hat , abgesehen von den Lenchtthürmen , an manchen Stellen weithin sichtbare Land - marken errichtet mit optischen Telegraphenstationen ( die Fran - zosen sagen Sernaphores ) , welche am Tage dieselben Dienste leisten , wie die Leuchtfeuer bei Nacht . Diese haben jetzt den Signalcodex erhalten und können nun viel einfacher mit den Schiffen auf See sich unterhalten . Sie stehen mit den Tele - graphendrähten aui Land in Verbindung und befördern mittelst derselben oder auch brieflich jede Nachricht , welche das Schiff ihnen giebt , an die Adresse .
Somit ist dem Verkehr wieder eine neue , wohlthätige und einflußreiche Einrichtung gewonnen worden .
Ein Bericht aus Neuseeland * ) .
Wenn man die Geschichte aller bekannten Länder überblickt , jo wild man finden , daß kein einziges — etwa mit Ausnahme von Kalifornien und Australien — in so kurzer Zeit solche be - deutende Fortschritte in Kolonisation , Selbstverwaltung , wirk - lichcnt Wohlstände , freisinniger Regierung und ernster Eivili -
' ) Aus einem Briefe , datirt Lyttleton den 2 . April 1867 , von einem dort ansässigen Schweden .
sation gemacht hat , wie dasjenige , aus welchem diese Zeilen geschickt werden — Neu - Seeland . Die Behauptung ist kühn ; doch ich will in aller Kürze die Wahrheit derselben zu beweisen suchen .
Uni uns nicht in trockenen , statistischen Einzelheiten zu wickeln , nehmen wir an — was sich ja nicht bestreiten läßt daß in ganz Neu - Seeland vor 30 Jahren nicht mehr als hoch - stens 500 Europäer ansässig waren , und daß von diejen drei