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Aus allen
Erdtheilen .
sollten . Dort wohnen jetzt zwischen 60 , 000 bis 80 , 000 Deutsche in Wohlstand und unbeeinträchtigt in ihrem nationalen Leben . Was ihnen fehlt , das sind jährlich 10 , 000 bis 20 , 000 deutsche Zukommtinge , denn Raum ist sür Millionen . Sie werden nicht von Steuern gedrückt wie in Nordamerika , nicht von Fiebern geplagt wie dort in den westlichen Gegenden , und vor Unbilden von Seiten der Vankees , welche das Schimpfwort „ Damned Dutchmen " auf der Lippe führen , sind sie gleichfalls sicher . Dazu kommt , daß sie in Santa Catharina und in Rio Grande in K ü st e n Provinzen wohnen .
Herr v . Koseritz schreibt in der „ DeutschenZeitung " , welche zu Porto Alegre erscheint , in der Nummer vom 8 . Februar 1868 : Südbrasilien ist das Land , welches den Emigranten ans den heimischen Gauen die größten Vortheile bietet ; es ist auch das einzige , wo dieselben nicht für Deutschland verloren gehen . Denn hier pflanzt sichdasdeutscheElement ungemischt fort und geht nicht im eingeborenen aus . Die hiesige Einwan - derung bleibt Deutschlands Abnehmer und Lieferant , und das wird glänzend schon jetzt bewiesen durch die EntWickelung , welche der deutsche Großhandel in Südbrasilien genommen hat . — Endlich ist das Eis des Vorurtheils durchbrochen worden , weil die Thatsachen lautes Zengniß geben . Dahin gehören das rasche Emporblühen der deutschen Colonien in ganz Südbrasilien , die lebensfähige EntWickelung des dortigen Deutschthums , die Be - richte der beiden letzten preußischen Gesandten ( v . Eichmann und v . Bunsen ) , die Zeugnisse aller Reisenden . Jüngst hat sich auch Dr . Reinhold Hensel in einer besondern Schrift zu Gunsten der Einwanderung nach Rio Grande und Santa Catharina er - klärt , und Dr . H . Lange ( der bekannte Kartograph ) hat in der wissenschaftlichen Beilage zur „ Leipziger Zeitung " eine „ Mah - nung an die Presse , sich der Deutschen in Brasilien mehr anzu - nehmen , " ergehen lassen . — In Südbrasilien erscheinen drei dentsche Zeitungen : die „ Germania " in Petropolis unweit Rio Janeiro ; — die „ Coloniezeitung , Anzeiger sür Donna cisco und Blumenau " zu Joinville , und die „ Deutsche Zeitung " zu Porto Alegre . Aus den beiden letztgenannten Blättern , die uns seit Jahren regelmäßig zukommen , haben wir , wie die Leser des „ Globus " wissen , sehr oft Auszüge mitgetheilt .
Kuliauswanderung aus China . Bis in die jüngste Zeit hat die Art und Weise der Anwerbung und Verschiffung chine - sischer Arbeiter sehr oft genau denselben Charakter gehabt , wie der Sklavenhandel an der afrikanischen Küste . Menschenraub war an der Tagesordnung , namentlich in Macao , wo die portugie - fischen Behörden gar nichts thaten , um dem Unfuge zu steuern . Die Engländer remonstrirten von dem benachbarten Hongkong aus sehr nachdrücklich , aber vergebens , bis sie endlich mit energi - schen Maßregeln droheten . Jetzt ersehen wir aus der „ Overland China Mail " ( vom 1 . Februar ) , daß sich in Macao die Dinge zum Bessern gewandt haben und die portugiesische Regierung den Menschenraub nicht ferner duldet . Sie hat über Anwerbung und Verschiffung eine Controle angeordnet ; ob dieselbe wirksam und ernstlich gemeint ist , wird die Zukunft lehren . Vom 8 . Februar 1867 bis zum 11 . Januar 1868 sind von Macao aus 12 , 259 chinesische Arbeiter verschifft worden in 29 Fahrzeugen . Davon waren 11 nach Callao in Peru bestimmt ; sie hatten 5135 Kulis an Bord ; die übrigen wurden nachHavana befördert , um dort auf den Plantagen'verwandt zu werden . Es wäre zu wün - schen , daß die Auswanderung und Anwerbung der chinesischen Kulis in ähnlicher Weise zwecknuißig geregelt würde , wie es mit jener der indischen Kulis der Fall gewesen ist . Aus der Zucker - infel Mauritius sind mehr als 100 , 000 derselben beschäftigt ; sie befinden sich wohl und gehen nach Ablauf ihrer Arbeitsverträge
entweder mit ihren Ersparnissen in die Heimath zurück , oder blei - ben ganz auf der Insel . Diese wäre ohne die fleißigen Mala - baren zu Grunde gegangen , weil die freien Neger nicht arbeiten wollen . Da das Ende der Negersklaverei auch aus Euba und in Brasilien vorauszusehen ist , so kann es nicht fehlen , daß man künftig immer mehr Arbeiter aus Asien holen wird .
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— Richard Brenner ist von seiner gefahrvollen Reise in Ostasrika glücklich zurückgekehrt . Er war in der Mitte des April wieder in Merseburg .
— Bei der Stadt Omaha in Nebraska wird über den Missouri eine eiserne Brücke gebaut , die 2500 Fuß lang ist und etwa 2 Millionen Dollars kostet . Die große Westbahn uach San Francisco führt über dieselbe .
— In der zweiten Woche des Aprilmonats wurden 15 , 552 Fässer mit Eiern nach Neuyork zugeführt ; jedes Faß enthält 1000 Stück . Eine der vielen Eierhandlungen verkaufte in sechs Tagen 2550 solcher Fässer .
— Die amerikanische Schriftstellerin Frau Oaksmith hat in Neuyork eine Abhandlung veröffentlicht , in welcher sie die na - türlichen und gesellschaftlichen Rechte der Frauen erörtert . Sie verlangt mit Entschiedenheit , daß die böse Unsitte aufgehoben werde , dergemäß es für nicht geziemend erachtet wird , daßMäd - chen oder Wittwen Heirathsanträge stellen . Es soll fortan nicht als Verstoß gegen Anstand und gute Sitte betrach - tet werden , wenn Wittwen und Jungfrauen den preiswürdigen Muth haben , ihrerseits mit der Anfrage herauszuplatzen ( to pop the question ) . — Für das Stimmrecht und Wahl - recht der Frauen hat sich in England nun auch die Wohlthä - teriu der Kranken , Florence Nightingale , erklärt .
— Die zu Melbourne erscheinende „ Germania " schreibt : Im Unterhause sand am 26 . Februar wieder einmal ein großer Scandal statt . Herr Mc Pherson eiferte gegen „ die schurkischen Nachtreter des Ministeriunls " , worauf Herr Lee seinen Sitz ver - ließ und Herrn Mc Pherson einen Faustschlag ins Gesicht ver - setzte . Darüber entstand große Aufregung und die Galerien wur - den sofort geräumt . Herr Mc Pherson verließ den Sitzungssaal und kam mit einem Stocke zurück . Er prügelte Herrn Lee durch , während die Versammlung über den Privilegienbruch discutirte .
— Es ist eine auffallende Erscheinung , daß in der Colonie Südaustralien die Anzahl der Geburten seit fünf Jahren successive abgenommen hat .
— In Indien sind bekanntlich frühe Heirathen gar nicht selten . Ein Vater verheirathet seine Tochter schon , wenn sie einige Wochen alt ist . So enthält die Zeitung „ Gram - barta Prokaschicka " einen Bericht aus Naddia , in welchen : es heißt : „ Ein Vater im Dorse Kumulapur , der gern seine Toch - ter an den Mann bringen wollte , verheirathete dieselbe als sie bald sechs Monat alt war , mit einen : Bräutigani , der 25 Jahre zählte . Dieser ist nun gestorben und die Frau eine Wittwe in dem Alter von achtzehn Monaten . " Die Reformbe - weguug , welche in Indien unter den Eingeborenen mehr und mehr um sich greift , ist auch gegen jenen widersinnigen Miß - brauch gerichtet .
— Italienische Blätter erzählen Folgendes . Als im Jahre 1867 an 9000 Priester in Rom sich zusammengefunden hatten , nahete sich auch ein schwarzer Priester , welcher des Italienischen unkundig war , dem Papste Pius dem Neunten . Er kniete vor demselben nieder und versuchte sich in gebrochenem Latein verständlich zu machen . Seine Heiligkeit gab ihm den Segen und sprach dabei halblaut : „ Figlio mio , come sei brutto ! " Zu deutsch : „ Mein Sohn , wie häßlich bist Du ! "
Herausgegeben von Kart Andree in Dresden . — Für die Nedaction verantwortlich : H . Vieweg in Braunschwelg . Druck und Vertag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig .