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Band XVI .
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Mit besonderer HerürltsicütiIung iler Intllroyologie unck Oilrnologie .
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Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl A n d r e e .
Ociober Wöchentlich 2 Bogen . Halbjährlich 3 Thlr . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , Ä 4 Sgr . 18ö9 .
Das Möharremfest bei den fchiitischen Tataren zu Schnscha
in Karabagh .
Die Mohammedaner zerfallen bekanntlich in zwei große , einander feindlich gegenüberstehende Abtheilungen , die söge - nannten Sunniten , welche die drei ersten Chalifen : Abu - bekr , Omar und Osman , als rechtmäßige Nachfolger des Propheten anerkennen , uud die Schiiteu ( d . h . Abtrünnige ) , welche sich selbst als Aliten bezeichnen . Ihnen gilt ledig - lich und allein Mohammed's Schwiegersohn , Ali , für den rechtmäßigen Nachfolger , und sie verwerfen die Ueberlieferung ( Suunah ) der andern Partei .
In Persien und den einst von den Schahs unterworfenen angrenzenden Gebieten herrscht der Schiitismus vor . Zu demselben bekennen sich mich die Tataren in der nun russi - schen Landschaft Karabagh , insbesondere auch iu deren Haupt - stadt Schuscha , die wir vor einiger Zeit geschildert haben . Als der Reisende Wereschtschagin dort eintraf , wurden gerade große Feste gefeiert , welche er als Augenzeuge schildert .
Iu der Geschichte und Sage des Islam spielen bei den Schiiten die beiden Märtyrer Hassan und Hossei'n eine große Rolle . Der Jmam ( d . h . Nachfolger Ali's ; Jman ist ein Priester ) Hassan war Nachfolger Ali's als Chalif von Arabien und Herr von Medina , ein gerechter und groß - milchiger Mann , gegen welchen Aezid , König von Syrien , große Feindschaft hegte . Ein von diesem angestifteter Böse - wicht versuchte jenen , der ans einer Reise nach Kufa ( im Euphratlande ) begriffen war , zu vergiften , aber Hassan wurde gerettet . Eiu zweiter Mordauschlag gelang ; Ali starb . Sein Sohn Kasim war für die Regierung noch zu jung ; Ali über - trug dieselbe seinem Bruder Hossei'n .
Auch gegen diesen setzte Aczid mancherlei böse Anschläge
Globus XVI . Nr . 9 . ( Dcfpficr 1869 . )
ins Werk . Für Hossein war es unter solchen Umständen von Wichtigkeit , die Bewohner der großen Stadt Kufa für sich zu gewinnen ; er schickte seinen Better Muslim dorthin , und dieser wurde glänzend empfangen , ^ezid ließ der Stadt mit Vernichtung drohen , wenn sie nicht ihm sich anschlösse . Die Knfaner erschraken und baten Muslim , vorsichtig zu sein . Er verbarg sich in dem Hause eiues gewissen Haiti ; als aber Uezid's Statthalter Abdullah uach Kufa zurückkam , verlangte er Muslim's Auslieferung . Hani verweigerte dieselbe und wurde deshalb zn Tode gepeitscht ; gleich darauf wurde auch Muslim ermordet .
Der Letztere hatte seine beiden Söhne , Knaben von sechs und sieben Jahren , mit nach Kufa gebracht . Sie wurden eingesperrt , aber der Wärter , ein Anhänger Hossein's , schickte sie insgeheim zn einer Frau , Namens Schnrra . Abdullah verkündigte nnn , daß der , welcher den Knaben Obdach ge - währe , den schmerzhaftesten Martern unterliegen solle . Darob wurde Schurra ängstlich , unfc sie gab ihrem Sohne den Auf - trag , die Kinder zu einer bei Kufa lagernden Karawane zu bringen , welche am andern Tage nach Medina abziehen wollte . Während der Nacht verirrten sich die Kleinen in einem Walde ; sie krochen in einen hohlen Dattelbaum , der neben einer Quelle stand . Als am andern Morgen eine junge Sklavin dort Wasser schöpfen wollte und die Knaben sah , sprach sie : „ Seid Ihr Muslim's Kinder ? " Sie gaben bejahende Antwort und ließen sich nach^ dem Hause eines Mannes Namens Haris führen , dessen Frau sehr gütig ge - gen sie war , ihnen zu essen und zu trinken gab und dann in einem Winkel verbarg .
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