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Full Text: Globus, 17.1870

106 Karl Andree : Zur Kennzeichnung der 5 
Bringt der Bauer ein neugekauftes Stück Vieh nach Haus , so wird zunächst der Leitestrick um ein Tisch - beiu im Haus gewunden , ehe das Vieh in den Stall gebracht wird . Das soll ebenfalls vor dem Beschreien sichern . 
Aeugstlich und allgemein vermeidet man , daß ihrer Drei - zehn zum Abendmahl gehen oder zu Tifch sitzen ; man fürchtet , es sterbe einer im folgenden Jahre . In den Zim - mern , in welchen Leichen liegen , werden die Fenster verhängt , damit der Todte nicht wiederkehre und im Hause spuke . Spielen Kinder „ Begrabens " , so wird es ihnen verboten , weil sonst Jemand im Hause stirbt . Manche gehen bei Begräbnissen nicht zuerst aus dem Sterbehause , sie mei - nen , zuerst uach dem Todten zn sterben . Frauen scheuen sich , doppelte Früchte zu esseu , in der Furcht , Zwillinge zu bekommen . 
Um nicht Unglück in der Ehe zu haben , dürfen Bräute keine Perlen zur Trauung tragen , und dürfen überhaupt Brautleute bei der Trauung sich nicht umsehen , nicht zu weit von einander stehen und dergleichen , auch soll beim Verlassen der Kirche die Frau zur Linken des Mannes gehen . 
Mädchen und Frauen holen auch hier zu Lande in der Nacht zum ersten Osterseiertag Wasser aus einem nahen Bache , um sich mit ihm zu waschen und ihre Schönheit zu erhalten . Sie dürfen dabei nicht reden . 
Früher kamen Banerweiber in die Stadt und verkauften sogenannte „ Glückspätschchen " , angeblich die breitgedrückte und getrocknete Frucht der Wassernuß oder die wie eine Hand geschnitzte sprossende Wurzel des gemeinen Farrukrantes . Sie wurden Kindern in die Kleider genäht , damit sie Glück haben sollten . 
Beim Gange zur Jagd vermeiden Manche , Abschied von den Ihrigen zu nehmen , damit ihnen kein Glück ge - wünscht werde , ebenso vermeiden sie Schweinen zu begegnen , da sie in beiden Fällen Unglück fürchten . 
Unter den gemeinen Leuten herrscht hier und da der Glaube , die Wirkung des Eides dadurch ableiten zu kön - nen , daß sie beim Schwören die Schwurfinger der linken Hand hinter dem Rücken nach der Erde zu ausstrecken , des - halb fordern die Richter zuweilen die Schwörenden auf , die linke Haud an der Seite herabhängen zn lassen . 
ischlinge aus verschiedenen Menschenracen . 
Um vor Gericht zu bestehen und ein günstiges Urtheil zu erlangen , sprechen die Strolche und Gauner vor dem Ein - tritt in das Gerichtshaus : 
Ich trete vor das Gerichtshaus , 
Drei große Herren seh'n heraus , 
Der eine hat keinen Mund , 
Der andere hat keine Zunge , 
Der dritte muß vor seiner eigenen Rede verstummen . 
Im Namen Gottes u . f . w . f f f 
Häufig kommen handschriftlich noch im Herzogthum so - genannte Segen vor , welche den Schutz des Leibes gegen feindliche Waffen ( Schutzbriefe , Himmelsbriefe ) , oder nachtheilige Einwirkungen von außen ( Segensbriese , sym - pathetische Briese ) , den Schutz des Haufes gegen Feuers - uud andere Nöthen ( Feuersegen , Haussegen uud der - gleichen ) bezwecken , und bei sich zu tragen oder unter der Schwelle des Hauses zu vergraben sind . Meist beginnen diese Segen mit einer Erzählung oder einer Handlung , aus der sich die Kraft der Hülfe ableitet . 
Da dieselben meist nur Copieu aus bekannten Büchern , z . B . dem „ Nomanusbüchlein " sind , in ähnlicher Weise auch schon öfter abgedruckt sind , so dürfte eine Wiederholung der - selben an dieser Stelle überflüssig sein . Meines Wissens sind dergleichen Segen znletzt veröffentlicht worden von Karl Auen in der Zeitschrift des Vereins für thüringische Ge - schichte und Alterthumskunde , zweites Heft ( Jena , F . From - mann 1853 ) , und eine Verweisung aus diese Mittheilung möge genügen . 
Ich schließe diesen Aussatz mit der Hoffnung , es möge bald eine Zeit kommen , die gediegene ärztliche Hülfe Uber finstern und thörichten Aberglauben stellt und für jene Dinge nur ein Lächeln der Erinnerung hat * ) . 
* ) Herr Ministerialsecretär Meißner war so freundlich , diesem Aufsätze für uns einige gedruckte Piöcen beizulegeu . Z . V . einen „ heiligen Sympathiebrief " und das Recept zu einer „ Wun - dersalbe " ; beide sind in der allerneuesten Zeit veröffentlicht , es fehlt aber der Druckvrt . Dazu kommen uvch zwölf Blätter aus einem offenbar im vorigen Jahrhundert gedruckten Buche mit allerlei Recepten zu Wundercuren . Wir werden gelegentlich einige Proben daraus mittheilen . Red . 
Zur Kennzeichnung der Mischlinge 
Von Karl 1 
Vor nun beinahe vierzig Jahren begleitete der späterhin so berühmt gewordene Charles Darwin als Naturforscher den Capitän Fitz Roy , welcher mit dem Schiffe „ Beagle " zu Ende des Jahres 1831 eine Reise um die Welt machte . Unweit von Bahia Blanca , am Rio Colorado , in der Pro - vinz Buenos Ayres , fand Darwin eine Abtheiluug von Sol - daten , mit welchen der Dictator Rofas Krieg gegen die In - dianer führte . „ Schwerlich ist je zuvor eine so nichtswürdig - abscheuliche , banditenhaste Armee beisammen gewesen . Der größte Theil der Leute waren Mischlinge von Negern , In - dianern und Spaniern . Menschen von solchem Ursprung haben selten einen guten Gesichtsausdruck . " ( I should 
* ) Vergleiche S . 9 ff . 
aus verschiedene» Menschenracen . 
Andree . 
* ) . 
think , such a villanous , banditti like army was never before collected together . The greater number of men were of a mixed breed , between Negro , Indian and Spaniard . I know not the reason , but men of such origin seldom have a good expression of counte - nance . — Ch . Darwin , Journal of researches into the natural history and ffeology etc . Londoner Ausgabe von 1860 , S . 71 . ) 
In den argentinischen Landen sinden wir einige Hunderttausend Mischlinge , zu welchen auch ein großer Theil der Gauchos gehört . In den Provinzen Cordova und San Lnis herrscht auch auf dem platten Lande die spanische Race vor ; in Santiago del Esten ) spricht die Mehrzahl der Be - völkernng das peruanische Onechna , in Corrientes redet man
	        
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