In Bombay und der Umgegend«
Gebäude sind insgemein mit hübschen Gärten umgeben , auch das Innere ist gemächlich und mit Rücksicht aus das Klima und die Lebensverhältnisse Indiens eingerichtet . Der . An - blick des Forts , dessen Felsenboden nur wenig über das Ni - veau des Meeres sich erhebt , bietet doch von jeder Seite Profile stattlicher Häusergruppen , die zumeist mit Maga - ziuen Verseheu und deshalb sehr hoch gebaut sind . Trotzdem treten der Palast des Gouverneurs und das Stadthaus , welches unsere Illustration zeigt , sehr deutlich hervor . Aus der Insel Kolaba erhebt sich der mehr als 50 Fuß hohe Leuchtthurm .
Die ersten Europäer , welche in Bombay erschienen , waren Portugiesen , im Jahre 1509 ; zwanzig Jahre später hatten sie bereits den Hafen und die Insel sich angeeignet . An die englische Krone kam Bombay als Theil der Brautgabe , welche die portugiesische Jnsantin Catharine erhielt , als sie König Karl den Zweiten heirathete . Von der Krone erhielt es die Ostindische Compagnie gegen eine Jahresrente yon 10 Pfund Sterling ; sie machte es zum Hauptsitze ihrer Niederlassungen , und 1728 wurde Bombay zur Präsidentschaft erhoben .
Bombay bietet mit seiner Einwohnerschaft und den den , welche dort unablässig ab - und zuströmen , eine wahre ethnographische Musterkarte dar . Die Zählung von
1867 ergab 816 , 562 Seelen . Davon waren Europäer 8415 Köpse ; Jndo - Europäer ( sogenannte Eurasier , Ab - kömmlinge von europäischen Vätern und indischen Müttern ) 1801 ; eingeborene Christen 19 , 903 ; Juden 28 , 72 ; Asri - kauer 2074 ; Chinesen 358 ; Parsis 49 , 201 ; Brahminen 30 , 604 ; Buddhisten 8021 ; Bhatia 21 , 771 ; Hindus 523 , 974 ; Lingaet 1598 ; Mohammedaner 145 , 880 Köpse . Dazu kommen noch Araber , Perser , Abyssinier , Armenier , Malayen : e . Bunt ist auch das Sprachengemisch . Das Urdu oder Hiudustaui ist vorherrschend , daneben das Guze - rati , Marathi und Marwari ; auch viel Arabisch und Per - sisch wird geredet ; das letztere ist Hos - und Diplomatensprache in vielen Theilen Indiens und spielt in den Regierungsver - trägen eine große Rolle . Das Guzerati ist sowohl litera - rische wie Umgangssprache der Parsis . Nicht selten hört man , namentlich unter den Halbeuropäern , Portugiesisch .
Einen der interessantesten Bestandteile dieser gemischten Bevölkerung bilden die Parsis . Die traurige Lage und die Verkommenheit ihrer Stammesbrüder und Religionsge - nossen in Persien , der Gebrn , ist jüngst in unserer Zeit - schrist durch Hermann Vambery aus eigener Anschauung dargestellt worden . In Indien dagegen sind diese persischen Flüchtlinge gediehen , sie haben dort seit Jahrhunderten eine
Stadthaus inWombay .
ihnen zusagende Heimath gefunden und nehmen eine geach - tete Stellung ein . „ In Bezug auf Civilisatiou und Kennt - nisse stehen sie den Europäern am nächsten ; auch haben ihre religiösen Schriften viel Moral und richtige Begriffe . "
Schon in der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhun - derts , als die mohammedanischen Araber Persien mit Feuer und Schwert verwüsteten , um den neuen Glauben zu ver - breiten , flüchteten viele Anhänger der alten Zoroasterlehre außer Landes , und in Indien haben sie schwere Zeiten über - standen , bevor sie in die günstige Lage kamen , welcher sie heute sich erfreuen . Bombay ist , nebst Surat , Puna und einigen anderen Städten jener Gegend , ihr Centrum ; aber wir finden Parsis als Kaufleute in allen Handelshäusern von London und Liverpool bis nach Schanghai und N»ko - hama . Ueberall sind sie wegen ihres Fleißes , ihrer Betrieb - samkeit und ihres rechtschaffenen Wandels hochgeachtet ; doch bleiben sie in fremden Ländern nur zeitweilig ; nach Jahren kehren sie alle in die Heimath zu den Ihrigen zurück .
Die Parsis sind bekanntlich sogenannte Feueranbe - ter ; sie bekennen sich zur Religion des Lichtes ; das Feuer gilt ihnen für das heilige , weil reinigende Element , und in der Enthaltung vom profanen Gebrauche des Feuers ge - hen sie so weit , daß sie keine Feuerwaffe benutzen und kein
Feuer auslöschen . Sie glauben an ein höchstes , ewiges , allmächtiges Wesen , das alle Dinge geschaffen hat , und an dieses richten sie ihre Gebete . Sie nehmen einen Gegensatz des Guten und des Bösen an ; Ormndz ist der Genius des Lichtes , Ahriman jener der Finsterniß . Sie glauben ferner an die Unsterblichkeit der Seele , an die Belohnung der Tu - gend und die Bestrafung des Bösen in einer andern Welt . Die Anbetung Gottes unter der Gestalt der Sonne oder des Feuers wird in den zoroastrifchen Büchern eingeschärft : „ Alles erhält Leben durch die Sonne ; ihr verdankt die Erde Fruchtbarkeit , die Seele ihr Dasein , die Pflanze ihr Wachs - thum . Sie giebt Allen Bewegung , sie ist Ursache , daß Alles mit einander in Verbindung steht ; ihr Einfluß ist so alt , wie die Welt . "
Mit großer Zähigkeit hängen die Parsis an ihren alten Sitten und Gebräuchen , und man kann wohl behaupten , daß sich darin im Lanse von mehr als tausend Jahren nur wenig geändert hat . Ein eigentliches Sectenwesen ist bei ihnen nicht zu finden , und wenn man zwei Claffeu der Parsis annimmt , fo bezieht sich doch das , worüber dieselben abweichender Meinung sind , nicht aus den Glanben und die Lehre , denn in Bezug auf diese sind die Schahanschahis oder Rasmis mit denKadimis nicht in Zwiespalt . Im