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Band xvii .
Ja 9 .
Mit bcjondmr Hrrürlislrlitizung der Antlrrigologie and flfüinologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl A n d r e e .
Äpri ! Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , Ä4Sgr . 1870 .
Streifzüge unter den Indianern des nordwestlichen Amerika .
ii .
Fischerdörfer am Hukon . — Station Newikargut . — Teufelaustreiben . — Die Tanana - Indianer bei Nuklukayette . — Die große Stammgruppe der Thlinkith oder Koliuscheu . — Die Stämme des Wolfes und des Raben . Totems . — Sitten , Gebräuche , glauben , Industrie . — Der Mythus von Jejchl , dem Schöpser aller Dinge . — Fluthsage .
Der Vukon ist in derThat ein großartiger und gewal - tiger Strom . Er ist bei Nulato , das mehr als einhundert deutsche Meilen landeinwärts liegt , eine Viertelmeile breit , und weiter aufwärts dehnt er sich an mehr als einer Stelle zu Seen aus , die mit unzähligen Juselu bedeckt sind . Im obern Laufe macht er viele Biegungen ; der Eisgang findet gewöhnlich in der zweiten Hälfte des Maimonates statt .
Auf der Stromfahrt nach Fort gittern kam Whymper au mehreren Lagerplätzen der Indianer vorüber , und seinem Fahrzeuge schloß sich eine förmliche Flotte vou Kähnen an , welche nach den Dörfern Nuklukayette und Newikargut ruderten . Diese Fahrzeuge bestehen aus einem festen Ge - zimmer von Weidenholz , sind mit Birkenrinde bedeckt und 8 bis 16 Fuß laug , je nachdem sie für eine Person oder für drei Männer dienen sollen . Die einzelnen Streifen der Birkenrinde sind vermittelst seiner Tanueuwurzelu an einan - der befestigt ; zum Kalfatern nimmt man Baumharz . So - bald die Indianer einen Leck bemerken , rudern sie ans Ufer , machen ein Feuer an , über welchem sie den Kahn hin und her wenden und ihn dann mit Harz bestreichen ; von dem letztern haben sie stets Vorrath bei sich . Insgemein bedienen sie sich nur eines Schaufelruders . Ruder mit doppelten Schaufeln , welche bei den Grönländern im allgemeinen Ge - brauche sind , kommen nur feiten vor . Ausdauer im Rudern haben sie nicht ; die Reisenden fanden , daß diefe Indianer
Globus XVII . Nr . 9 . ( April 1870 . )
überhaupt nicht im Stande sind , längere Zeit eine Anstren - guug auszuhalten .
Am 31 . Mai erreichte Whymper das Fischerdorf Sa - chertelutiu ; bis zu diesem Punkte war Sagoskin gekom - men . Oberhalb desselben bildet der Strom eine lange und breite Lagune ; die Ufer sind steil , die Landschaft bietet einen wilden und großartigen Anblick dar . In dieser Gegend ist nur spärlich Wild vorhanden ; die Reisenden erlegten in drei Tagen nur zwei Enten , einen Reiher und einen Biber . Die Indianer genießen in knappen Zeiten anch Marder , Falken , Eulen und Raben . Mit dem Fleische von diesen Thieren müssen sich die alten Leute begnügen ; diese werden nicht schlecht behandelt , aber man überläßt sie sich selbst , und sie gehen dann in ihrer Hülslosigkeit bald zu Grunde .
Am 2 . Juni trieb eine große Menge von Baumstämmen stromab , zumeist von der Schwarztanne , welche in dieser Gegend in großer Menge und bis zu einer beträchtlichen Höhe wächst . Schon in den ersten Tagen des Juni wurde die Hitze so drückend , daß man es vorzog , bei Nacht zu reisen . Bei dem Jndianerdorfe an der Mündung des Newikargut hatten die Russen eine Station , auf welcher sie Handel trie - ben . Vor wenigen Tagen waren wohl anderthalb hundert Indianer angekommeu , Alle in ihrem besten Putz und mit bemalten Gesichtern ; der lederne Rock war mit Glas - und Porcellanperlen besetzt ; ihre Pulverhöruer , Messerscheiden