In Bombay und der Umgegend .
heute in voller Geltung . Auf Malabar Hill , unfern von einer der Vorstädte Bombays , befinden sich zwei Dakhmas , sogenannte „ Thiirme des Schweigens " , die mit einer Mauer umzogen sind . Dorthin bringt man die Todten , um sie den Geiern zu überlassen . Diese thurmartigen Gebände ( — welche man mit einem Gasometer verglichen hat , von welchem die Gewichtträger hinweggenommen sind — ) sind rund und oben offen . In dieses Beinhaus darf nur ein Parsi treten , man hat aber Modelle und Abbildungen dieser Dakhmas , die sich Uberall gleichen . ( — Wir haben früher , im „ Globus " Band XIV , die Abbildung eines solchen Thür -
mes geliefert . — ) Sie haben drei mit Steinen gepflasterte Geschosse , die nach innen zu gegen eine Oeffnnng geneigt sind , in welche die Gebeine hinabfallen . Im ersten Geschosse finden die Leichen der Männer ihren Platz , im zweiten jene der Frauen , im dritten die der Kinder ; in Städten jedoch , wo die Zahl der Parfis nicht beträchtlich ist , enthält ein Dakhma nur ein einziges Gerüst , welches durch Zwischen - mauern in drei Abtheilungen geschieden ist . Diese Art der Leichenbestattung steht in Verbindung mit der Annahme , daß der menschliche Leib ein Sitz der Sündhaftigkeit fei ; die Leiche wird in ein weißes Gewand gehüllt . Glücklich gilt der , wel -
Parsifrau mit
chem die Geier , bevor sie an andere Körpertheile gehen , die Augen aushacke» , denn seine Seele ist des himmlischen Rei - ches sicher und gewiß . Kahlköpfige Geier halten sich immer in Menge bei einem Dakhma auf und warten auf die An - kunft willkommener Beute .
Man fragt wohl , weshalb die Parfis ihre Todten nicht begraben oder verbrennen ? Die Antwort ist gegeben , wenn man erwägt , daß durch ein Begräbniß die Erde verunreinigt würde , und durch Verbrennen würde man das Feuer , dieses heilige Element , besudeln ; es gilt ja für das Allerreinste , für das Sinnbild des ewigen und barmherzigen Gottes . In
ihrer Tochter .
das Gemach eines Sterbenden bringt man einen Hund , deuu er vertreibt die böseu Geister , welche darauf lauern , sich der Seele zu bemächtigen . Den Todten bringt man , wie schon gesagt , mit einem weißen Gewände nrnhüllt , aus einer eiser - nen Bahre nach dem Thurme des Schweigens und stellt einige Lebensmittel uebeu ihn , weil die Seele noch um die irdische Hülle schweift , in der Hoffnung , wieder in dieselbe hinein - schlüpfen zu können . Der Parsi besucht die Todteustätte nur , wenn er befreundete oder verwandte Todte dorthin ge - leitet .
Die Parfis bilden unter den Asiaten die betriebsamste