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Aus Alfred Grandidier's Reisen im südlichen Indien .
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Je mehr man also nach Norden hinkommt , um so findet man bei dieser Kaste auch das Fleischessen .
Jedermann kauet Betel . In heißen Ländern , wo die Menschen sich nicht viel körperliche Bewegung machen , ist der Magen trag , und man kann nicht die Speisen genießen , welche für kältere Klimate passen , auch isset man weniger . Die Pflanzenkost , auf welche der Inder sich fast ausschließlich an - gewiesen sieht , ist nicht reich an Stickstoff , und sie würde im Magen unbequeme Gase erzeugen , wenn man dagegen nicht ein alkalisches Reizmittel anwendete . Das ist eben dieAreka - nuß , welche man mit etwas Kalk und Betelblatt genießt . Dieser „ Siri " färbt Lippen und Zunge roth , ist nachtheilig für die Zähne , befördert aber ganz entschieden die Verdauung . Uebrigens wird auch'Taback geraucht ; man umwickelt ihn mit einem grünen Blatt und raucht ihn als Cigarre . Uebri - geus sind auch Hukahs , lange Pfeifen , im Gebrauch , und Nargilehs , Wasserpfeifen nach persischer Art .
Bekanntlich redet man in Indien eine große Anzahl ver - schiedener Sprachen ; die Linguisten zählen deren nicht wem - ger als achtnndfnnfzig auf , doch haben nur zehn ein be -
sonderes Alphabet und eine Literatur . Die fünf derselben , welche im Norden vorkommen , bezeichnet man als die fünf Gaurs , und jene imDekhan als die fünf Dravirs . Das Sanskrit , die heilige Sprache , wird nicht mehr geredet , und dasselbe gilt von den aus ihm abgeleiteten Sprachen , dem Pali und dem Prakrit . Aber etwas mehr oder weniger von ihm ist in alle anderen Idiome übergegangen . Wäh - rend es im Norden die Unterlage der Sprachen bildet , welche dort geredet werden , ist es im Süden anderen Sprachen so zu sagen aufgepfropft worden und kommt oft nur in sehr schwachen Spuren vor . Die verschiedenen Alphabete sind offenbar unabhängig von einander erfunden , aber durch die Annahme der regelmäßigen Reihenfolge , welche das De - wanagari , d . h . das Sauslritalphabet , hat , verbessert wor - den . Uebrigens haben alle lebenden Sprachen Indiens einen sehr einfachen , grammatikalischen Ban .
DasSanskrit kann als Typus der vollendetsten Flexions - spräche betrachtet werden ; der Name bedeutet das Wohlge - ordnete , Zusammengemachte , Geschmückte , Vollendete , in sich Beendigte . Es ist klangvoll , reich an Lauten und wird auch
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Landkutsche bei Madras .
als Göttersprache ( Surabani oder Devabaui ) bezeich - uet . Prakrit bedeutet „ abgeleitet , untergeordnet , unvoll - kommen " ; der Name wird auch allen secnndären Sprachen Indiens beigelegt , welche vom Sanskrit abstammen .
In Hindustau hat jede Provinz ihre besondere Sprache . Das Hindi allein hat nicht weniger als sieben Dialekte , nnd diese Hindi - Jdiome werden in der ganzen Gegend gesprochen , welche zwischen dem Pendschab nud dem Himalaya bis zum Mudhyagebirge reicht , Bengalen jedoch ausgenommen ; am reinsten in Kamaou und Gherwal . Das Hindnstani oder Urdu , d . h . die Lagersprache , ist bei den höheren Classen Cen - tralindiens im Gebrauche , vou Calcutta bis Bombay , hat eine große Menge von persischen und arabischen Ausdrücken und wird auch im Handelsverkehr vorzugsweise angewandt .
Im Dekhan herrschen drawidische Sprachen vor , und unter diesen ist das Tamnlische am reichsten und am besten entwickelt ; man redet es au der Ostküste vom Cap Komorin , also der Südspitze der Halbinsel , hinauf bis Palikate , nörd - lich von Madras . Danu das Teliuga , welches in einem breiten Landstriche an der Küste von Palikate bis Gandscham herrscht nnd sich ain untern Godavery und Kistna weit
einwärts erstreckt . DasKanara grenzt an das Tamnlische und ist über die Hochebene zwischen den östlichen und den West - lichen Ghats verbreitet und auch im obern Becken des Kistna . Auch das Malayalam und das Karnataka gehören dem Dekhan an . —
Beim Inder tritt der Geist der Kaste in alle Lebens - Verhältnisse bestimmend ein ; er ist viel mächtiger als das Band der Familie , welches ihm gegenüber fast ganz ver - schwindet . Der Mann hat Frau und Kinder recht gern , aber seine Neigungen werden durch das Gebot der Kaste be - stimmt . Es kann Jemand aus vielerlei Ursache» aus der Familie verstoßen werden , namentlich wenn er gewisse Vor - schriften der Religion verletzt . Ausgestoßen wird auch ein weibliches Wesen höherer Kaste , das mit einem Manne aus einer tieser stehenden Kaste vertrauten Umgang gehabt hat . Die Brahminen wie die Sudras , ja selbst die Pariahs siud in eine Menge von Unterkasten geschieden , und kein Mitglied einer solchen dars mit Jemand aus einer andern Unterkaste gemeinschaftlich essen oder sich verheirathen . So ist Alles zerrissen und zerklüftet . Einer , der seine Kaste verloren hat , d . h . aus derselben verstoßen worden ist , verliert jede