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In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
Mai Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , ä , 4Sgr . 1870 .
Aus Alfred Grandidier's Reisen im südlichen Indien .
IV .
Die Sieben Pagoden von Mahabalipuram . — Der Monolith - Tempel und die Grottentempel . — Umwandlungen in der Architektur Indiens . — - Veränderungen an der Coromandelküste . — Pondichery . — Erfolglose Missionsbestrebungen . —
Eurasier . — Die Mohammedaner in Madras .
Etwa zwei deutsche Meilen nördlich von Sadras liegt Mahabalipuram , die „ Stadt des großen Bali " ( 12°37' N . ) , das auch Mamallapnram genannt wird ; man be - zeichnet sie auch wohl als die Sieben Pagoden .
Dort stehen an einem öden , sandigen Gestade , über wel - ches oftmals die Meereswellen hinrauschen , eine Anzahl von Tempeln und Grotten , welche zumeist dem Cnltns Wifchnn's gewidmet sind . Dieser Gott wurde vor Zeiten an der Küste Coromandel allgemein verehrt .
Von Sadras her kommt man zunächst durch einen Wald von Palmyrapalmen und dann an eine Graniterhebnng , welche inselartig aus der Ebene emporsteigt . Am westlichen Ab - hange gewahrt man eine Grotte , deren Porticus aus einer Doppelreihe von je vier Säulen gebildet wird . Die vier vorderen haben einen achteckigen Schaft , während Unterlage und Obertheil würfelförmig sind ; jene der hintern Reihe sind Polygon und haben Capitäle von der Gestalt eines Pilzes . Im Innern befanden sich einst fünf Sanctuarien , in welchen Lingams aufgestellt waren ; diese sind nicht mehr vorhanden , aber man sieht noch die steinernen Untergestelle , auf denen sie gestanden haben . An jeder Seite der Eingangspforten befindet sich eine vier Fuß hohe Statue , die weiter nichts Be - merkenswerthes darbietet . Das Ganze ist aus dem Gestein herausgehauen worden , und der äußere Fries mit glockeuarti -
Globus XVII . Nr . 13 . ( Mai 1870 . )
gen Figuren verziert . Sie sind für die dortigen Tempel kennzeichnend , und deuten , wie Fergnsson ganz richtig gehoben hat , die Zellen der buddhistischen Mönche an .
Links von diesem Tempel befindet sich ein anderer , dessen Scnlptnren unvollendet geblieben sind ; man kann an dem - » selben noch Spuren von Meißelschlägen der Arbeiter ecken - nen . Die Vorderseite einer andern kleinen Grotte hat zwei Säulen , deren Basis und Capital würfelförmig , die Schafte aber achteckig sind ; am Eingange zum Allerheiligsten stehen zwei sehr roh gearbeitete Statuen . Ganz nahe dabei sind in den Felsen drei Nischen gehauen , in deren jeder ein nn - förmliches Standbild Platz gefunden hat ; im Hintergrunde dieser Nischen steht ein vierarmiger >Gott , desseu Attribute sich nicht mehr deutlich erkennen lassen ; über demselben slie - gen Zwerge , die mit ihrem dicken Leibe , krummen Beinen und häßlichen Gesichtern sich widerwärtig ausnehmen . Sie gemahnen an ähnliche Figuren , die wir an allen buddhisti - schen Denkmälern auf Ceylon finden , uud stellen Daksas oder Dämonen vor . Unter denselben knien zwei betende Gestal - ten . Uebrigens fehlt es allen diesen Figuren an Grazie und Ausdruck .
An dem Hügel auf der Nordseite bemerkt man zwei Affen , die eine wunderliche Gruppe bilden ; der eine kratzt dem an - dern auf dem Kopfe . Weiterhin gelangt man wieder an
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Band xvn .
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