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Full Text: Globus, 17.1870

23G Wilhelm Krebs : Ein Besuch bei den 
Der Sultan schien also mit Arami versöhnt , ohne nn - sere Auslieferung von ihm zu beanspruchen . Schon jetzt bestand unsere Nahrung in zweimaliger maßiger Dattelliefe - rnng per Tag ; doch unsere Trauslociruug zu ihm , der selbst , so zu sagen , nur vou den Bardaiern unterhalten wurde , würde einen langsamen Hungertod bedeutet haben . Bon der Erlanbniß und Sicherung unserer Abreise , die ich kräftig reclamirte , war noch nicht die Rede . Der Dardei versprach mir , nach seiner Wiederherstellung mich zu besuchen und dann an unsere Reiseprovisionen zu denken . 
Indessen wandte sich die ganze Wnth der Bevölkerung und mit dieser des Sultans gegen Kolokomi , als die Ursache meines Kommens , in so drohender Weise , daß derselbe flüch - tig wurde . Wenn auch seiue unbedeutende Persönlichkeit mir von keinerlei Nutzen bei seinen Landsleuten gewesen war , so war er mir doch als Wegweiser und Besitzer der schönen Kameelstnte , die er von meinem Oelde gekauft hatte , äußerst nothwendig und zu meiner Abreise geradezu unentbehrlich . Seine Flucht war daher ein harter Schlag für mich , indem sie unsere Abreise unbestimmt hinausschob . Zugleich aggra - virte sich das Unwohlsein des greisen Fürsten mehr und mehr , und seine heimliche Sendung Bu Zid's behufs einer Erpressung von 7 Thalern , der ich weder Folge leisten wollte noch konnte , war das letzte directe Lebenszeichen , das ich von ihm hatte , für lange Tage . Man fürchtete fogar für fein Leben , und ich beschloß also , in Geduld den Ausgang seiner Krankheit zu erwarten . 
Dies würde mir sehr leicht geworden und eine Quelle der werthvollsten Instruction und Erfahrung gewesen sein , wenn es mir vergönnt gewesen wäre , hernmznschweisen und mit den Bewohnern zu commnniciren . Doch ich war an das Zelt gebannt , das bei einer durchschnittlich höchsten Tages - temperatnr von circa 40 " C . , einfach , wie es war , mir einen unvollständigen Schutz gegen die Sonne gewährte . 
Da lag vor mir das pittoreske Thal mit feinen anmnthi - geu Gruppen von Dattelbäumen und Dumpalmen , die sau - beren Hütten der Bewohner nur halb verbergend , mit seinen Gärten , seinem erfrischenden Grün und seinen kühlenden Schatten ; da vollzog sich in meiner unmittelbaren Nähe das Leben seiner Bewohner in Familie nnd Gemeinwesen , in Sitten und Jdeenkreisen , wie ich sie so gern stndirt hätte : und ich , auf einen nackten Felsen gebannt , der sengenden Sonne , dem Hunger und dunkler Besorgniß anheimgegeben , konnte mich nur in stiller Resignation üben . 
halbcivilisirten Indianern Nebraskas . 
Zwei Mal wagte ich , mich auf Momente dieser ertödten - den und entmutigenden Gefangenschaft zu entziehen ; doch beide Versuche lehrten mich in sehr eindringlicher Weise , daß die Außenwelt noch größere Unannehmlichkeiten für mich berge , als mein Zelt mit feiner drückenden Hitze und seinem er - müdenden Einerlei . Das eine Mal wollte ich die Zeit der größten Tageshitze , in welcher sich die Tibbn ruhiger in ihren Wohnungen hielten , als selbst zur Nachtzeit , benutzen , um einmal des verlockenden Baumschattens zu genießen , der nur einige hundert Schritt entfernt lag . Doch unglücklicher Weife hatte mich ein junges Mädchen von 13 bis 14 Jahren , das stets meine ärgste Feindin gewesen war und blieb , erspäht , in der Geschwindigkeit gleichalterige und jüngere Genossen und Genossinnen zusammengelockt , nnd begann mit diesen , als ich kaum den ersehnten Platz erreicht hatte , einen so ener - gischen Angriff mit Steinwürfen anf mich zu machen , daß ich au schleunigen Rückzug denken mußte . Ein momentaner Versuch , der Anführerin begreiflich zu machen , daß mein Herz ihr gegenüber von nichts weniger als feindlichen Ge - fühlen beherrscht sei , erweckte durchaus kein zarteres Gefühl in ihrem jugendlichen Tibbn - Bnfen , sondern wurde mit einem Wurfe belohnt , dessen Folgen ich für Wochen fpürte . Diefe Kinder schleuderten mit einer solchen Kraft und Geschicklich - keit so ansehnliche Geschosse , daß ich bei größerer Entfernung meines Zufluchtsortes ernstliche Besorgnisse hätte hegen sen . So kam ich mit zahllosen Contnsionen davon , deren Schmerzen mich für lange Zeit in jedem Augenblicke daran erinnerten , wie machtlos und abhängig ich war . 
Das andere Mal wollte ich , als ich alle männlichen Ein - wohner bei einem gemeinsamen Feste und die übrigen durch die Mittagszeit iu ihren Hütten zurückgehalten glaubte , einen Brunnen ganz in der Nähe in Bezug auf seine Tiefe in - fpiciren . Im Handumdrehen waren anch hier die Kinder wieder da und griffen mich unter dem lauten Kriegsgeschrei : Auf deu Heiden ! auf den Heiden ! mit den oben erwähnten Waffen an . Doch zu der Gefahr der Steinigung kam hier noch ein lagbitrunkener Mann mit Wurfeisen und Speer , der , angefeuert durch die Kampfeswnth der Kinder und er - mnthigt durch meinen Rückzug , den ich so würdevoll als möglich auszuführen bestrebt war , von seinen Waffen Ge - brauch machen zu muffen glaubte . Glücklicherweise machte ihm Palmwein Auge und Hand unsicher nnd ich erreichte uugeschädigt meinen Zufluchtsort . 
( Schluß folgt . ) 
Ein Besuch bei den halbcivilisirten Indianern Nebraskas . 
Von Professor Wilhelm Krebs in Omaha . 
II . 
Die Sprache der Pahnis ist ein Dialekt der früher einmal von jenen Indianern gesprochenen Hauptsprache , welche von den Franzosen den Namen Algonqnin erhielt . Eine Schrift für dieselbe giebt es nicht . Anch die Religion zeigt mit derjenigen der übrigen Jndianerstänime große Ueberein - stimmnng . Der höchste Gott ist Manitn oder der „ große Geist " , die Verkörperung der das Universum regierenden Gesetze , der Inbegriff aller dem Indianer mystisch erschei - nenden Kräfte . Außerdem verehrt er noch unzählbare , dem „ großen Geist " untergeordnete Gottheiten , z . B . einen Gott 
der Sonne , des Mondes und der Sterne , des Wassers und der Stürme . Ferner glaubt er an Geister der Seen , Flüsse , Thäler , Berge und Wälder . Ueberhaupt schreibt er alle ihm unbegreiflichen Dinge , die er weder zu erschaffen noch zu zerstören vermag , einem Geiste zu . Auch glaubt der Indianer an eine Unsterblichkeit der Seele und ein znkünf - tiges Leben ; denn wenn er bei Sonnenuntergang den Todten zur Erde bestattet , wird derselbe beim nächsten Sonnenauf - gang wieder erwachen , um seine Reise nach den glücklichen Jagdgründen des Manitn anzutreten , zu welcher man ihm
	        
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