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Full Text: Globus, 17.1870

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Band XVII . 

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JS 16 . 
Mit besonderer Herücksiclttigung ller Antkropologie unü Gtknologie 

Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl A n d r e e . 
Ät tll Monatlich t Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , ä 4 Sgr . 
Mitteilungen aus Iapa« . 
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Die Vorbereitungen zum Neujahrsfeste . 
Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen , daß der Japaner die freie Natur liebe . Der Bürger von Aeddo geht , so oft ihm seine Geschäfte erlauben , bei schönem Wetter hinaus in die Umgegend . Befreundete Familien veranstalten ein Picknick in irgend einem schattigen Haine ; man macht Musik , die Kinder spielen , die Erwachsenen verschmähen einen Tanz nicht . Die Damen tanzen allein , indem sie eine Quadrille bilden und auf derselben Stelle bleiben , ohne sich fortzubewegen , außer wenn sie die Tanzfigur zu wechseln haben . Sie machen Bewegungen mit den Armen , wiegen den Oberl . eib hin und her , wenden den Kopf bald nach der einen , bald nach der andern Seite , oder lassen ihn hängen . Das Ganze erscheint uns Europäern sehr einförmig , ist aber nicht ohne eine gewisse Grazie . Männer erlauben sich einen Tanz fast nur im Familienkreise und wenn sie durch reich - lichen Genuß von Saki sich etwas angeheitert fühlen . Dann singen sie auch wohl die beliebten Verse , welche der berühmte Dainoqong Ootomo , welcher 731 starb , zu Ehren dieses Nationalgetränkes und des bei Osaka wachsenden Weines ge - dichtet hat : 
„ Sagt mir : Wer war der weise Mann , welcher die Wahrheit aussprach , daß der Wein eine geheiligte Sache ist ? Wie richtig hat er gesprochen ! Denn giebt es etwas Köst - licheres auf der Welt ? Wäre ich kein Mensch , so möchte ich ein Faß sein ! " 
Es ist schon früher gesagt worden , daß alte Bäume 
Globus XVII . Nr . 16 . ( Mai 1870 . ) 
mit einer gewissen Ehrfurcht betrachtet werden , namentlich auch Cedern . An solche Patriarchen des Hains oder Wal - des knüpft der Japaner allerlei Sagen . Da steht in einem Klostergarten ein Baum , welcher in uralten Zeiten von Halb - göttern gepflanzt worden ist ; die Bonzen haben darüber eine alte Urkunde , die natürlich für echt gilt . Ein anderer , dessen Abbildung wir nach einer japanischen Zeichnung mittheilen , hat in der nutern Verzweigung des Stammes eine Höhlung , die Wasser enthält ; dasselbe ist gegen mehr als eine Krank - heit sehr wirksam . Wer Hülfe sucht , befestigt eineu Becher an eiue Bambusstange und schöpft sich einen Trunk . Der Bürgersmann , als ansgeklärter Stadtmensch , spöttelt zwar über den Köhlerglauben , nimmt aber doch auch seinerseits einen Schluck , der ja auf keinen Fall Schaden anrichten kann . Der Bonze , welcher den wnnderthätigen Baum unter seiner Obhut hat , bekommt natürlich ein kleines Doneenr . Manche Bonzen machen sich , beiläufig bemerkt , recht nützlich ; einige sind eifrige Bienenväter , und das Kloster hat aus dem Ver - kaufe von Honig und Wachs eine hübsche Einnahme ; andere züchten Geflügel , wieder audere verstehen sich trefflich aus die Fischzucht , und verkaufen namentlich Gold - und Silber - fische , die in keinem Aquarium wohlhabender Leute fehlen . Einige Mönchsorden züchten vorzugsweise Schildkröten , an - dere Mandarinenenten , noch andere verfertigen , wie das ja auch in manchen europäischen Nonnenklöstern vorkommt , allerlei Confect , überhaupt Süßigkeiten . Ein Kloster ist 
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