Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 17.1870

16 
Aus allen Crdtheilen . 
Zinn im Staate Maine . Demselben Schreiben entneh - men wir Folgendes : „ Auf dem Grund und Boden der Stadt Winslow im Staate Maine wurde von Herrn Daniel Moore ein bedeutendes Zinnlager aufgefunden ( Januar 1869 ) , dessen Erze 46 Procent reines Zinn enthalten . Ordentlich ausgeschie - den und mit Säure gereinigt , geben sie aber bis 75 y2 Procent reines Metall . Das Erz kommt in mehr als vierzig kleinen Adern vor , deren Stärke zwischen y4 Zoll und 1 Fuß wechselt . Die anstehenden Felsen sind ein metamorphischer , graublauer Kalkstein , der deutliche Spuren von Schichtung zeigt , und Gneiß . Der Kalkstein bildet die eine , der Gneiß die andere Seite der Adern . Auch kommt dort eine zinnhaltige Trapplage vor . Das Gangmaterial , welches das Zinnerz umhüllt , besteht aus Quarz und Flußspath . Das Zinnmaterial ist krystallisirt oder in Knol - len von der Größe einer Walnuß oder Eichel . " Welcher mine - ralogischen Species es angehört , sagt der in der Akademie des Sciences zu Paris am 22 . November 1869 vorgetragene Be - richt nicht . 
Die Gaviale und die Cholera . Der Franzose Meu - nier hatte vor Kurzem eine Abhandlung veröffentlicht , in wel - cher er die Notwendigkeit hervorhob , daß die Krokodile in den französischen Colonien , wo sie viel Unheil anrichteten , ausge - rottet werden müßten . Ihm antwortet jetzt der Dr . Ch . Bre - tagne , indem er eine Lanze zu Gunsten des Gavials oder Gangeskrokodils einlegt . Dieser Saurier , so behauptet er , ist , trotz seines abschreckenden Aeußern , eine Wohlthat für die Menschen . Bretagne weist nämlich im „ Bulletin de la So - ciete protectrice des animaux " nach , daß die starke Zunahme und Ausbreitung der Cholera in den Gebieten des Ganges und der Dschamna in Ostindien im genauen Zusammenhang oder umgekehrten Verhältnisse mit der Abnahme der Gaviale fte^e . Der Ausschuß , welchen ich zur Beurtheilung dieser Thatsache zusammen - berufen habe und der aus Naturforschern , Reisenden , Aerzten und Kaufleuten bestand , stimmte vollkommen mit meiner Ansicht überein , welche sich darauf gründet , daß dieGaviale die von der Natur berufenen Reiniger der indischen Flüsse sind , da diese Thiere sich vorzugsweise von dem Fleische der in den Fluß geworfenen Leichen nähren . Die Inder müfsen ihren Religionsgesetzen zufolge alle Cadaver , von Menschen wie Thieren , in die Flüsse werfen . Früher wurden diese von den Gavialen als leckere Speise betrachtet , und die Cholera , obgleich surchtbar sür die Eingeborenen , hatte doch nicht jenen . Höhepunkt erreicht , der ihr gestattete , über Mekka ihren Lauf nach Europa zu nehmen . Jetzt aber , wo die Gaviale mehr und mehr ab - nehmen , wo man sie mit den Spitzkugeln der Ensieldbüchsen leicht erlegt , während ihr Panzer den alten Rundkugeln wider - stand , häufen sich die Cadaver im Ganges und an seinen Mün - düngen in ganz ungeheuerm Maßstabe , und ihre gesundheits - schädlichen Ausdünstungen tragen nicht wenig zur Verbreitung der Cholera bei . " Die Gaviale aber , so behauptet Bretagne , seien lebenden Menschen ungefährlich , keinenfalls aber solche Menschenfresser wie die Nilkrokodile . 
Wir lassen dahingestellt , wie weit die Verminderung der Gaviale wirklich die Verbreitung der Cholera beeinflußte ; daß aber die in den Ganges geworfenen Leichen ganz entschieden auf den Gesundheitszustand der Flußanwohner nachtheilig einwirken müssen , dafür wollen wir Schlagint weit als Gewährsmann anführen . Er sagt ( Reisen in Indien und Hochasien I , S . 235 ) : „ In Indien herrscht die unheilvolle Sitte , daß es als besonders glücklich für die Todten gilt , von den Fluthen eines geheiligten Flusses fortgeführt zu werden , und ungeachtet der ebenfalls 
stehenden Sitte des Verbrennens wird doch das letztere wenig ausgeübt , wo Flüsse von so hoher Würde wie der Ganges zu erreichen sind . Selbst Kranke werden bereits an das Ufer ge - legt , mit den Füßen in das Wasser getaucht , was in den meisten Fällen statt zur Heilung nur auf das Bestimmteste zum tödt - lichen Ausgange beitragen und ihn beschleunigen kann . In jenen Theilen des Delta , wo , wie hier in Calcutta , Ebbe und Fluth noch so deutlich austreten , geschieht es nicht selten , daß dieselben Cadaver tagelang an flachen Uferstellen , die Luft verpestend , hin - und hergespült werden , ehe sie , stärkeren Fluthen oder den Gavialen zur Beute , verschwinden . " 
Acclimatisation fremder Gewächse in Frankreich . Die 
Franzosen haben in der Eingewöhnung fremder Thiere und Pflanzen bisher im Vergleich zu anderen Völkern die Vorzug - lichsten Ergebnisse erzielt . Die Wälder ihres Landes sind , einige Gegenden im Innern und Süden abgerechnet , ziemlich aus - gerottet , und sie haben aus diesem Grunde ihr Augenmerk auf den Anbau fremder , schnell wachsender Nutzhölzer gewandt , die den heimischen Mangel wieder ausgleichen sollen . Zunächst hat der australische Gumbaum ( Eucalyptus globulus ) im südfranzösischen Departement Var sehr gute Resultate ergeben . Er hat mit Erfolg dem heftigen Mistral Widerstand geleistet , und wächst dort zehnmal schneller als unsere Eiche , hat vor dieser aber das voraus , daß er zur Wiederbeholzung kahler Berg - gehänge sich vorzugsweise gut eignet . Indisches Bambusrohr wächst jetzt bei Tours , Macon und Angers ; es hat die letzten zwei Winter schon vortrefflich überstanden , so daß sein Fort - kommen gesichert erscheint . Selbst bei Paris kommt es im Freien fort ; man findet es dort in den Gärten der Eingewöhnungs - gesellschaft im Bois de Boulogne , sowie in mehreren Privat - gärten . 
* * * 
— Hirschkühe mit Hörnern . Der „ American Natura - list " , December 1869 , erwähnt mehrere merkwürdige Beispiele von Hirschkühen mit Hörnern ; gewöhnlich sind diese Thiere un - fruchtbar ; aber in einem Falle warf eine solche Hindin ein Junges . Bei unserm Hausvieh , wenn die Kuh Zwillinge wirft , von denen das eine ein Männchen , das andere ein Weibchen ist , ist das Kuhkalb gewöhnlich unfruchtbar und gleicht in der äußern Erscheinung dem männlichen Thiere . Diese Kälber ha - ben beim Schlachten oft hermaphroditische Natur gezeigt . Wir wollen hier noch an die Thatsache erinnern , daß alte weibliche Vögel zuweilen den männlichen Charakter ihrer Art annehmen . Alte Hennen , die aufgehört haben , Eier zu legen , beginnen zu krähen wie ein Hahn und erhalten bogenförmige Schwanzfedern . 
— Das Klima von Neusüdwales ist heiß , hat pfindliche Extreme , ist aber gesund . Amtlichen Nachweisen zu - folge beträgt der Durchschnitt der Geburten ( für das Jahrzehnt 1857 bis 1868 ) 43 auf 1000 , die Zahl der Sterbesälle aber nur 18 auf 1000 . Die Colonien Victoria und Queensland sind nun längst von Neusüdwales abgetrennt worden , dennoch hat sich binnen 30 Jahren die Volksmenge des letztern von 114 , 000 Köpfen auf 467 , 000 gesteigert , also mehr als vervierfacht . 
— Die Baumwollenausfuhr Brasiliens nach Eng - land betrug 1840 nur 14 , 779 , 000 Pfund ; sie stieg 1864 auf 38 , 017 , 000 , 1865 auf 55 , 403 , 000 , 1866 auf 68 , 522 , 000 , 1867 auf 70 , 421 , 000 und 1868 auf 98 , 796 , 000 Pfund . — Die fuhr Großbritanniens nach Brasilien stellte sich 1866 auf 7 , 358 , 141 Pf . St . , 1867 auf 5 , 822 , 918 ; die Einfuhren aus silien nach England stellten sich in den beiden respectivenIah - ren auf 7 , 237 , 793 und 5 , 902 , 011 Pf . St . 
Inhalt : In Bombay und der Umgegend . Mit fechs Abbildungen . — Zur Kennzeichnung der Mischlinge aus verschie - denen Menschenracen . Von Karl Andree . — Aus allen Erdtheilen : Livingstone . — Der Sternschnuppeyschwarm vom 12 . bis 14 . November 1869 . — Chemische Einwirkung des Sonnenlichts auf der Erde . — Schiffsbau am Clyde und in den Vereinigten Staaten . — Französisches Telegraphenwesen im Jahre 1869 . — Wie die Bevölkerung Großbritanniens wohnt . — Die minen am Obern See . — Zinn im Staate Maine . — Die Gaviale und die Cholera . — Acclimatisation fremder Gewächse in Frankreich . — Vermischtes . 
Herausgegeben von Karl Andree in Dresden . — Für die Redaction verantwortlich : H . Vieweg in Braunschweig . 
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.