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Band xvii .
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Mit besonderer Herüclisiclüignng Äer Antkropologie unü Gtknalogie»
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Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
3ull Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , » , 4Sgr . 1870 +
Eine Wanderung zu den Gletschern im Canton Wallis .
Das Thal der Visp . — Theodulpaß . — Observatorium auf demselben und meteorologische Beobachtungen . — Das horn . — Tyndall's und Giordano's Versuche zur Besteigung desselben . — Die Theodulgletscher . — Gletscherbildung und Moränen . — Der Gornergletscher und der Zmuttgletscher . — Der Monte Rosa .
Zermatt im obern Wallis bildet den Punkt , von wel - chem aus die Touristen ihre Wanderung nach den Gletschern des Matterhorns und des Monte Nosa antreten . Es ist ein an sich armseliges Dorf , mit einigen guten Gasthöfen , in denen man für theures Geld Unterkommen , Speise und Trank findet ; — kein Wunder ; denn dort haben die Mit - glieder des englische» Alpenclubs ihr Hauptquartier .
Von Vispach , einem kleinen Orte an der Rhone und der Straße nach dem Simplou , legt der Wanderer den Weg bis Zermatt in neun bis zehn Stunden zurück . Bei Stal - den spaltet sich das Thal ; jenes von Saas führt über den Monte - Moro - Paß nach Macuguaga , und das Nikolaithal nach Zermatt , wohin ein guter Weg , zunächst über Wiesen und unter Nußbäumen hin mit mäßiger Steigung nach St . Niklaus führt . Das ist ein schmutziges Dorf iu 3583 Höhe über dem Meere , welches oft vou Bodenerschütteruugeu heimgesucht worden ist und im Jahre 1856 nicht weniger als 41 starke Erdstöße verspürte . Weiter aufwärts , beim Weiler Lerch , hat man einen prächtigen Blick auf das stets im Schnee erglänzende Weiß Horn , das bis zu 13 , 900 Fuß aufgipfelt ; dasselbe ist 1861 zum ersten Mal erstiegen worden vom englischen Physiker Tyudall , der auf die Er - forschung der Waliser Gletschergruppen viel Zeit und Mühe verwandt hat . Etwas weiter aufwärts gelangt man nach Rauda , 4448 Fuß , das fchon oftmals durch Gletscher - brüche und Lawinenstürze gelitten hat . Bei Täsch wird
Glvbus XVII . Nr . 21 . ( Juli 1870 . )
dann das Vispthal eng ; nach und nach tritt das Matter - Horn hervor , und man gewinnt auch einen Blick auf den Gornergletscher .
Auf der Straße von Rauda nach Täsch kommt auch der Theodul - Gletscher in Sicht . Zwischen dem Breithorn und dem Matterhorn ist eine Bodeneinsenkung vorhanden , der Theodulpaß , welcher aus dem Thale von Zermatt nach Piemont führt ; er ist der höchste gangbare Gebirgspaß in Europa , 10 , 242 Fuß über dem Meere , aber nur vom Ende des Juli bis zur Mitte Septembers gangbar , und dann führt der Weg mehrere Stunden weit über Gletscher und Firnfelder . In einer Höhe von 9790 Fuß sieht man noch Spuren einer Schanze , welche einst die Piemontesen aufgeworfen haben , um einem etwaigen Eindringen der Wa - liser Widerstand zu leisten , — ein Festungswerk in einer Eiswüste .
In unseren Tagen sind in jener Höhe an die Stelle der Kanonen wissenschaftliche Instrumente getreten . Herr Doll - fus - Auffet hat dort ein Observatorium eingerichtet , um meteorologische Beobachtungen und Forschungen über die Ent - stehung der Gletscher anzustellen . Karl Grad , welcher dort 1866 einige Tage verweilte , fand eine aus Holz erbaute Hütte , deren Außenwände mit einer Steinmauer bekleidet sind und die aus einem Gemache besteht ; dasselbe ist zugleich Schlassaal , Küche , Arbeitszimmer , Bibliothek und physikali - sches Cabinet . Dort haben mit Herrn Dollsus die Gebrüder
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