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lit besonderer Herücksicktigung xtcr Antkrogologie und Gtknologie .
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Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree .
April Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thlr . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , 4 Sgr . 1873 .
Thomms Lehrbuch der Zoologie * ) .
Die gewaltige Umwälzung , in welcher die Zoologie be - griffen ist , welche mehr und mehr als vergleichende Auato - mie gelehrt und wobei auf das Eutwickeluugsgefetz der größte Nachdruck gelegt wird , beginnt sich auch allmälig in unseren Lehrbüchern bemerkbar zu machen . Es wächst da eine ganz neue Literatur heran , und diejenigen Bücher , welche nicht in dem angedeuteten Sinne mit der rasch vorwärts schreitenden Wissenschaft gleichen Schritt zu halten vermögen , verfallen unbedingt der Veraltung . Es ist daher dankbar anzuerken - nen , daß gerade in diesem passenden Augenblicke der Ver - fasser des anerkannt tüchtigen , in demselben Verlage erschie - nenen „ Lehrbuch der Botanik " mit diesem für weitere Kreise und Mittelschulen bestimmten Lehrbuche der Zoologie her - vortritt . Schon dadurch , daß Thoms den Menschen sehr ausführlich auf gerade 100 Seiten bespricht , erwirbt er sich ein Verdienst , denn die immer wichtiger und bedeutungsvoller werdende Lehre vom Menschen ist in unseren Schulbüchern bisher fast ganz vernachlässigt gewesen . „ Wenn auch die Schule , " schreibt er im Vorworte , „ sich nicht in anatomische und physiologische Details verlieren darf , so muß sie doch gewiß eine mehr als oberflächliche Kunde des eigenen Baues und Lebens ihren Zöglingen bieten . Wie viel Irrwahn wäre unmöglich , wie viel Gefahr für Gesundheit und Leben der Einzelnen vermieden , wenn die Menschen ihren Körper nur in etwas kennen gelernt ! "
* ) Lehrbuch der Zoologie für Gymnasien , Realschulen , forst - und landwirthschaftliche Lehranstalten , pharmaceutische Institute u . s . w . , sowie zum Selbstunterrichte von Dr . O . W . Thomv . Mit 544 verschiedenen in den Text eingedruckten Holzstichen . Braunschweig , Friedrich Vieweg und Sohn . 1872 .
Globus XXIII . Nr . 13 . ( Ausgegeben 10 . Marz 1873 . )
Dhonie beginnt demgemäß mit der Anatomie und Phy - siologie des Menschen , und hier , bei diesem Abschnitte , sei gleich darauf hingewiesen , wie vortrefflich die in der That schönen und instructiven Holzschnitte , die das ganze Werk zieren , geeignet sind , das Wort zu unterstützen und es zu beschränken . Ohne die Holzschnitte hätte sich wahrlich ein tüchtiges Lehrbuch der Zoologie in ihrem ganzen Umfange nicht aus 400 Seiten zusammenpressen lassen . Um zu zei - gen , wie Thomv die Anatomie und Physiologie des Men - schen behandelt , wählen wir den Abschnitt über den schmackssinn alsProbe aus . DerSitz des Geschmacks - organs ist die Zunge , und zwar besonders deren Wurzel ( Fig . 1 von I bis d ) , Spitze und Ränder . Es scheint in - dessen auch der weiche Gaumen Geschmacksempfindung zu vermitteln .
Die Zunge besteht aus in den verschiedensten Richtun - gen verlaufenden Muskelfasern . Dieser Muskelkörper wird überzogen von der Mundschleimhaut , welche als Fortsetzung der äußern Haut an den Lippen beginnend die Mundhöhle aus - kleidet und sich dann weiter hinabstreckt , einerseits in den Verdauungsapparat , andererseits durch den Kehlkopf zu den Lungen . Die Zuugenschleimhaut besitzt viele Wärzchen ( Papillen ) . Dieselben sind indessen nicht wie die der Lederhaut ganz von den Zellen der oberflächlichen Schicht so übergos - sen , daß alle Vertiefungen zwischen ihnen ausgeglichen wer - den , sondern sie ragen über das Niveau der Schleimhaut hervor und geben dadurch der Zunge ihr eigenthümlich - sammtartiges Aussehen . Man unterscheidet drei Arten von Zungenwärzchen : fadenförmige ( papillae filiformes ) , pilzförmige ( p . fungiformes ) und wallförmige ( p .
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