Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 24.1873

14 Aus allen 
einen Eisbären . Endlich gelang es mit einem Boot , ins Wasser zu kommen und durch das Treibeis eine westliche Richtung zu gewinnen ; sie hofften nun , die Küste von Labrador zn reichen . Am 30 . April , bei dickem Nebel , fand sie die „ Ti - grejj " , ein für den Robbenschlag ausgerüsteter Dampfer , und nahm sie an Bord , unter 53°35' N . , 55° W . , unweit von der Wolfsinsel , 40 Miles von der Küste entfernt . ( - - Diefe Insel ist auf Hermann Berghans' vortreff - licher Chart of the World , Gotha , Perthes , eingetragen . — ) Sie waren halb verhungert , haben sich aber rasch erholt . Die „ Tigreß " brachte sie nach Robertsbai unweit von St . Johns auf Neufundland ; dort trafen sie am 9 . Mai ein und wurden gnt verpflegt ; am 13 . Mai sind sie in St . Johns angekommen , wo sie von den Bewohnern gastlich aufgenom - men wurden . 
Das Vorstehende hat der Philadelphia - Correspoudent der 
Erdtheilen . 
„ Times Mail " ( 30 . Mai ) gemeldet . Die Washingtoner - Regierung hatte sofort einen Dampfer nach St . Johns ab - gefertigt , um die Leute , welche volle 197 Tage auf dem Eife nmhergefchwommen find , abzuholen . Man meint , daß die 16 Mann , welche auf der „ Polaris " blieben , noch am Leben feien , nnd man will , falls nach Verlauf einiger Zeit keine Kunde von ihnen eintrifft , ein Schiff hinausschicken , um sie aufsuchen zu lassen , oder wo möglich ins Klare über ihr Schicksal zu kommen . Tyson ist nach Washington be - ordert worden , um dort eingehenden Bericht zu erstatten . 
Kaue's Expedition kam bis 82° 14' , der alte Hudson bis 81°30' , Hall bis 82° 16' , also etwa eine halbe Wegstnnde weiter nach Norden . 
Wir werden in einer unserer nächsten Nummern noch einige Mittheilungen über diese merkwürdige Polarexpedition geben . 
Aus allen 
Selfridge und die Darien - Canalroute . 
Der nordamerikanische Capitän Selfridge hat schon ein paar Mal die Darien - Canalroute „ gesettelt " ; das große Problem , so ließ er verkünden , war definitiv gelöst , es zeigte sich aber hinterher , daß eben nichts „ gesettelt " worden war , daß man eine praktikable Canalroute nicht gefunden hatte . 
Nun ist sie abermals und wie wieder einmal behauptet wird , „ definitiv gesettelt " worden . Wir legen wie früher so auch diesmal auf diese Behauptung nicht viel Werth . Die $cm - kees hatten sich einmal vorgenommen , eine Canalroute zu finden , und so mußte sie auch verkündigt werden ; bald bot der Isthmus von Tehuantepec die richtige ; dann ging man wieder an die zehn oder zwanzig Mal untersuchte Nicaraguaroute und nun ist der Atrato dreimal an die Reihe gekommen . Wohl verstanden , von einem Canale , wie der große Weltverkehr ihn verlangt , d . h . einer Wasserstraße für die größten Seeschiffe ohne Schleusen , kann in Central - und Südamerika über - Haupt keine Rede sein , aber einen nassen Kunstweg wird die Technik unserer Tage allerdings schaffen können , wenn ihr un - gemessene Summen zur Verfügung gestellt und Opfer an Men - schen nicht gescheut werden . Daß wir unsererseits auf die anschläge eines Schissscapitäns , so weit sie einen Kostenanschlag betreffen , keinen Werth legen , versteht sich von selbst . 
Die Ergebnisse der „ Atratoexpedition von 1873 " finden wir solgendermaßen dargestellt : Es handelt sich darum , eine Canalroute vom Atratostrome über das Rückgrat des Con - tinentes bis zum Stillen Ocean zu finden . Man fährt den Atrato von seiner Mündung aufwärts bis dahin , wo er den Napipi aufnimmt ; in diesen mündet der Doguado , ein Bergstrom , der mit vielem Steingeröll angefüllt ist und etwa eine englische Meile vom Gestade des Großen Oceans entspringt , welcher dort die Chiri - Chiribucht bildet . Auf dieser Strecke soll nun das Problem zu lösen sein und gelöst werden . 
Die Erforschung der Napipiroute im Jahre 1871 , als die Sache auch „ gesettelt " war und angeblich gar keinen Zweifel mehr auskommen ließ , erforderte einen Durchstich von nur 30 Miles und einen 5 Miles langen Tunnel . Das Fahrwasser sollte 25 Fuß Tiefe haben , die Kosten waren auf 85 , 000 , 000 Dollars veranschlagt . „ Aber Selfridge war auch mit diefem so großartigen Erfolge noch nicht zufrieden gestellt . Er hatte den Napipi unter ungünstigen Umständen während der Regen - zeit erforscht und war verhindert worden , genau zu prüfen ( I ) . Da kam es ihm nun in den Sinn , daß es zweckmäßig sein würde , einen Fluß zu erforschen , der von Süden her dem Na - 
erdtheilen . 
pipi zuströme , und zu diesem Zwecke wurde die jüngste Expe - dition ausgerüstet . Dieser Fluß ist der Doguado , welcher in seiner ganzen Länge für den Canal benutzt werden soll ; da - durch würde die Länge der eigentlichen Canalistrung von 30 auf 23 Miles reducirt , die Länge des Tunnels von 5 auf nur 3 Miles und die Durchstiche demgemäß auch . Von 28 Miles dieser Linie führen 22 über eine beinahe flache Ebene ; sie steigt fanft an und im Ganzen werden nur neun Schleusen erfor - derlich sein . Für die Ingenieure bieten nur 6 Miles Schwie - rigkeiten dar , falls überhaupt von folchen die Rede sein kann . Denn was wollen 6 Miles Gestein im neunzehnten Jahrhundert bedeuten ? Was , in diesem Zeitalter des Dampfes und Staunen erregender Unternehmungen : c . : c . Mögen die Vereinigten Staa - ten wohl auf der Hut sein und zugreifen , damit die tigen Vortheile , nach denen sie nur die Hand auszustrecken brauchen , ihnen nicht entgehen . " 
Wir wollen hier beifügen , daß die peruanische Regierung großes Interesse an einer interoceanischen Verbindung nimmt ; auch sie rüstete eine Expedition aus , welche sich bei den Arbeiten Selfridge's betheiligen sollte . Dieser war jedoch schon fertig ; die Peruaner waren von Panama gen Süden am 18 . April nach der Cupicabay in einem kleinen Dampfer abgegangen , wel - cher während der Dunkelheit an jenem vorüber fuhr , an dessen Bord Selfridge sich befand , und so verfehlten sich beide . Die Peruaner sind dann in der Chiri - Chiribucht ans Land ge - gangen und wollen mit eigenen Augen prüfen . 
Die Herstellung des Atrato - Napipi - Doguadocanales ist von Selfridge auf nur 70 , 000 , 000 Dollars veranschlagt wor - den . Wir wollen sehen ! 
Die geologische Landesuntersuchung Sachsens . 
Durch Verordnung vom 31 . Januar 1873 übertrugen die Ministerien der Finanzen , des Innern und des Cultus dem Professor Dr . Hermann Credner in Leipzig die Bearbeitung einer neuen geologischen Karte Sachsens . Die Wahl des Be - arbeiters muß eine glückliche genannt werden , denn unter den jüngeren Geologen zeichnet Credner , der Verfasser der „ Ele - mente der Geologie " , sich besonders aus ; seine wissenschaftlichen Sporen verdiente er sich in Amerika , wo er gleichfalls bei geo - logischen Aufnahmen thätig war . Wie Prof . Credner feine Aufgabe erfaßt , erkennen wir aus dem von ihm vertheilten Pro - gramme , wonach er als Endziel seiner Arbeit hinstellt : „ Die möglichst genaue Erforschung des geologischen Baues , des Mineral - reichthumes und der Bodenverhältnisse des Königreiches , sowie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.