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Band XXV .
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lit besonderer Berücksichtigung üer AntkroVologie und Gtllnologie .
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Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree .
Braunschweig
Jährlich 2 Bände . Jeder Band enthält 24 Nummern . Monatlich 4 Nummern . Preis pro Band 4 Thlr . Einzelne Nummern 5 Sgr .
1874 .
Unter den Laosvölkern am obern Mekong .
ii .
Krieq der Siainesen gegen den König von Vien schart . — Zerstörung der Hauptstadt . — Königspalast und Tempelruinen .
Im Wat Si Saket .
Dic Uebm - este der Königsstadt Vien schan liegen in einem dichten Walde und man kann auf verschiedenen Pfaden zu denselben gelangen ; der breiteste derselben führt auf den Palast zn , dessen Dimensionen noch jetzt sehr wohl zu erkennen sind . Dauerhafte Baustoffe waren zu demselben uicht verwandt worden , sondern nur Ziegelsteine und Holz ; die Höfe haben ein Pflaster von Cement , mit welchem auch die Wände und Treppen bekleidet sind . Der Gesammtein - druck ist gut , der Charakter des Baues zierlich und mit Or - nameuten ist man nicht sparsam gewesen ; die hölzernen Säulen hatten Schnitzwerk und man sieht noch Spuren von Vergoldung .
Seit Zerstörung dieser Stadt durch die Siamesen ist noch kein halbes Jahrhundert verflossen und fchou heute ist sie unbewohnbar . Nach dem Siege wurde ein großer Theil eingeäschert und viele Einwohner schleppte man als Sklaven fort . Vien fchan hatte Mauern und Bastionen , war auch mit einem sehr breiten Graben umzogen und konnte den Strom als Vertheidigungslinie benutzen , aber es unterlag trotzdem rasch , weil König Ann nicht auf eiueu ernstlichen Kampf vorbereitet war . Um das Jahr 1825 war er nach Bangkok gegangen , um als Vasall dem Könige von Siam seine Huldigung darzubringen ; man hatte ihn am Hofe sehr zuvorkommend behandelt . . Als er dann nach Vien schan
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zurückgekehrt war , gerieth er in Irrungen und Zwist mit den siamesischen Mandarinen , welche die Grenze zu tigen hatten . Dieselben erhoben von den Laoskaufleuten über - mäßig hohe Zölle und drückten den Handel . Darüber be - schwerte sich König Anu iu Bangkok ; als er dort kein Ge - hör fand , griff er zu den Waffen um jene Mandarinen zu Paaren zu treiben . Das wurde dann als Ausbruch einer seit langer Zeit insgeheim vorbereiteten Nebellion hinge - stellt , ganz Siam gerieth in Bewegung , gegen das letzte noch übrig gebliebene laotische Königreich wurden zahlreiche Heer - schaaren ins Feld geführt und man nahm die Sache so ernst , daß alle fünf siamesischen Grenzbezirke , die zusammen kaum 150 , 000 Bewohner zählten , 19 , 000 Krieger zu stellen hat - ten - Der Vorsteher des Bezirks Tieng Mai , wurde vom König Ann aufgefordert , gemeinschaftliche Sache mit ihm zu machen und dem Laosvolke die alte Unabhängigkeit wieder zu erringen , aber der Seüa , d . h . der Rath der Mandarinen , von Tieng Mai widerrieth einen so kühneu Schritt und Anu blieb auf seine eigenen Hülfsmittel beschränkt .
Der Praya Mitop oder „ siamesische Feldherr " , wcl - cher gegen denselben heranzog , war ein ausgezeichneter Krie - ger aber ein grausamer uud gewaltthätiger Mann , von welchem noch jetzt die Leute mit Schrecken reden ; er trieb die Besiegten unter Schuppen , welche er dann in Brand stecken
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