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Band XXV .
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Lt besonäerer Herücksicktigung äer Antkrogologie unö Gtknologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
Braunschweig
Jährlich 2 Bände . Jeder Band enthält 24 Nummern . Monatlich 4 Nummern . Preis pro Band 4 Thlr . Einzelne Nummern 5 Sgr .
1874 .
Unter den Laosvölkern am obern Mekong .
in .
Die gefährlichsten Stromschnellen des Mekong . — In Muong Mai . — Virmanische Handelsleute . — Der Holländer Duyshart als Geograph des Königs von Siam . — Pak Lay . — Alte Karawanenstraße der Chinesen . — Bang koksay . — Der wilde
Stamm der Chmus . — Fischreichthum .
Von Vien fchan ab beginnt die gefährlichste Strecke , welche der Mekong überhaupt für die Stromfahrt tet . Er ist dort zwischen Uferhöhen förmlich zusammenge - drängt . Bisher floß er ruhig , majestätisch und mit häusigen Windungen durch die weite Hochebene des centralen Laos ; nicht selten nahm seine Breite mehrere Kilometer ein ; nun aber betrug dieselbe kaum 590 bis 600 Meter ; bei niedrigem Wasserstande nimmt er überdies nur einen Theil dieses mes ein und das ganze Bett ist mit Steinmassen uud Felsen in wirrer Art förmlich übersäet . Dieses Steinlabyrinth bildet eine colossale Mosaik aus Mustern aller metamorphischeu Gesteine : Marmor , Schiefer , Serpentin , selbst Jadestein : c . und alle sind so glatt als wären sie polirt . In der Milte ist man kann wohl sagen ein Spalt , eine Rinne von oft nur 40 Me - ter Breite als Fahrwasser , das nicht selten eine Tiefe von über 100 Meter hat . In ihr drängt sich das Wasser des Stro - nies zusammen , der wie rasend zwischen steil emporragenden Felsenmassen hindurch stürmt . So ist der Mekong , verein - zelte Stellen abgerechnet , so weit Lagree's Expedition ihn verfolgte uud vielleicht behält er diefen Charakter bis nach Tibet hinein . „ Kein anderer Strom auf Erden bietet auf einer so weiten Strecke eine so eigentümliche und dige Physiognomie dar . "
Globus XXV . Nr . 9 .
Zwölf Miles oberhalb Vien schan beginnt diese Region der Stromschnellen ; bis dahin sind die User noch augebaut und man sieht viele Dörfer . Da wo dann die Felsen zuerst dicht an den Strom treten , verengt dieser sich sofort bis anf 200 Meter , hat aber noch ruhiges Wasser und ist hart am Ufer 48 Meter tief . Bald war der Fluß nur noch kaum 100 Meter breit , aber 60 Meter tief ; nirgends eine Spur von Menschen und Wohnungen ! Noch waren die Anhöhen bewaldet , aber bald nachher wurden sie von da an , wo die eigentlichen Stromschnellen beginnen , nackt und kahl . Die Bootsleute erklärten , daß sie außer Stande seien die Fahr - zeuge durch dieses Labyrinth von Klippen zu schaffen ; man mußte daher Männer aus einem oberhalb der Katarakten lie - genden Dorfe holen , welche dann auch hülfreiche Hand lei - steten um die Boote , so leicht diese auch waren , bis zum nächsten Muong ( Ortschaft ) zu bringen , das Xieng Kang heißt .
Der Strom hat in diesem Gewirr während der trocke - neu Zeit eine Fahrrinne ; jetzt , da eben die Regenzeit be - gönnen hatte , war er an mehreren Stelleu über dieselbe ausgetreten uud bildete eine Reihenfolge kleiner Seen , von denen manche keinen Abzug hatte» ; viele standen mit ein - ander derart in Verbindung , daß der Abfluß kleine Kala -
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