W * CJK - - ' —
°8
&
T
Jänber -
Band XXV .
Mit besonderer Jerücksicktigung 6er Antkropologie unä Gtknologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
SV * frf Vn ' Jährlich 2 Bände . Jeder Band enthält 24 Nummern . Monatlich 4 Nummern .
OXCtUtl Ü ) u ) CtCj Preis pro Band 4 Thlr . Einzelne Nummern 5 Sgr .
1874 .
Im Urwald am Madeirastrome .
Der Ueberblick einer Karte von Südamerika macht sofort anschaulich , welche ungeheure Ausdehnung das Stromgebiet des Amazonas hat . Außer einem sehr beträchtlichen Theile Brasiliens sind an demselben noch fünf andere Staaten betheiligt : Bolivia , Peru , Ecuador , Neugranada und Venezuela . Diese ganze Region ist nur erst seit etwa einem Bierteljahrhundert und ganz allmälig für den großen Verkehr von Bedeutung und seitdem auch in manchen bisher noch unbekannten Gegenden von wissenschaftlichen Reisenden erforscht worden . Sie ist durchaus üppig und ihr Pflanzen - wuchs geradezu überschwenglich reich . Zu überwiegendem Theile besteht dieselbe aus Waldeiuödeu , in welchen die Jndia - nerhorden ihre schmalen Pfade ans festem Boden haben , aber als eigentliche Wege können nur die Flußläufe betrachtet werden , von welchen diese mächtige Hyläa von allen Seiten her durchzogen wird .
Erst seit 1853 laufen Dampfer auf dem Amazonas und mehreren seiner Nebenflüsse ; im Jahre 1867 ist die Fahrt bis zn bestimmten Punkten für alle Handelsflaggen frei gege - ben worden . Seitdem pnlsirt mehr Leben . Die Wald - prodncte gelangen leichter in den großen Handel und werden in größerer Menge auf die Märkte gebracht .
Diese Stromregion des Amazonas erstreckt sich vom At - lantischen Oeean bis in die Andes hinein und reicht von 4° nördl . bis zu 18° südl . Br . Alle Gewässer , welche innerhalb dieses Bereiches an der Ostseite des Hochgebirges entspringen , ergießen sich in den Hauptstrom und dazu kommen noch jene , welche aus Norden her vom Parimegebirge und den Grenz - gebirgen Guyanas herabfließen . Das Flußgebiet umfaßt , je
Globus XXV . Nr . 24 .
nachdem man den Tocantins ( 17 , 800 Geviertmeilen ) mit einrechnet oder nicht , einen Flächenraum von etwa 92 , 000 bis etwa 110 , 000 Quadratmeilen ; jenes des La Plata nur 60 , 000 bis 71 , 000 und das des Orinoko 15 , 000 . Die Länge des Amazonas selbst beträgt gegen 800 deutsche Mei - leu und die Gewässer , welche sich in ihn ergießen , bilden , mit ihm zusammengenommen , fahrbare Wasserwege in einer Länge von mindestens fünf - tausend Meilen . Seine Wasserfülle ist gewaltig , und weit beträchtlicher als jeue des Euphrat , Indus , Ganges , Obi , Lena , Amur , Jaugtsekiang und Hoang ho zusammen - genommen ; die Stromverflechtung derart , als ob sämmtliche Gewässer vom europäischen Notdcctp bis Gibraltar sich in eine einzige Mulde ergössen . Alle beträchtlicheren Neben - slllsse sind auf größeren Strecken zu Berg fahrbar , der von Chandleß erforschte Pnrus z . B . bis in die Nähe der Quelle , die meisten jedoch haben Stromschnellen , welche der Schiff - fahrt Hindernisse in den Weg legen .
Das gilt auch vom Madeira , diesem wichtigsten Neben - ströme des Amazonas , in welchen er am rechten , südlichen Ufer seine Mündung hat , etwas unterhalb jener des Rio Negro , der aus Norden kommt . Er bildet sich aus den Quellströmen Guaporä - Jtenes , Mamor« und Bern , welche in Bolivia eine überaus fruchtbare Region bewässern . Diese wird erst nutzbar gemacht werden können , wenn ihr Absatz - wege nach dem Amazonas hin zu Gebote stehen ; der Trans - Port der Producte über das Hochgebirge uach den Häfen am Stillen Ocean ist so beschwerlich und so thener , daß er allen Nutzen verschlingt . Das Land am rechten Ufer des Madeira