Viscachas und Biscacheras in
Leben , das an Bord geführt wurde . Die Leute wohnen in sehr schmutzigen , armseligen Hütten , sind Mohammedaner und auf ihre Frauen so eifersüchtig , daß die Schiffsmann - schast keine derselben zu sehen bekam .
Der „ Challenger " nahm seinen Weg durch die B aud a - See ( in welcher bisher einige Inseln auf den Karten falsch eingetragen sind ) und fuhr nach Banda , der südlichsten unter den holländischen Gewürzeilanden . Die größte Insel der Gruppe war dicht mit Gewürznelkenbäumeu bepflanzt , deren Helles Laub gegen das dunkele Grün der dichtbelaubten Canarienbänme absticht . Diese hat man stehen lassen als der Wald für den Anbau der Gewürznelken gelichtet wurde ; sie geben den letzteren Schutz gegen heftigen Wind . Außer - dem sieht man vielfach Gruppen von Kokospalmen , Bana - nen , Bambus und Arekapalmen ; auch ist an mehreren Stel - len noch Urwald vorhanden . In jeder kleinen Bucht sind die Wohnhäuser der Pflanzer und ihrer Arbeiter von Lich - tnngen umgeben und das Ganze gewährte einen sehr freund - lichen Anblick .
Der holländische Resident lud die Engländer zum Besuch einer Plantage ein . Er begleitete die Dampfpinasse des „ Challenger " in seinem festlich geschmückten Boote , das von 18 Mann gerudert wurde . Diese halten das Blatt des Ruders senkrecht über dem Kopfe zwischen jedem Ruder - striche den sie machen und dabei geht der Takt nicht verloren . Dazu wurden Gongs und Tamtams geschlagen und die Nu - derer saugen . Das Ganze war eben so fremdartig als ma - lerisch . Die Gesellschaft wurde in einem Plantagendorfe von den Einwohnern festlich empfangen . Sie waren in Roth und Gelb gekleidet , trugen Schwerter uud Lanzen , einen schmalen Messingschild am Arm und einen flachen Helm von Silberfiligran , der mit Federn des Paradiesvogels geschmückt war . Zur Musik eines Gong und einer Trommel führ - ten sie einen Kriegstanz auf und hielten dabei vortrefflich Takt .
Die eingeborenen Ruderer sind als solche so tüchtig , daß sie in der Minute 42 Ruderschläge machen ; sie waren ein -
den argentinischen Pampas . 75
mal acht Seemeilen an der Arbeit ohne auch nur eine Mi - nute auszuruhen .
Die Plantagen wurden früher für Rechnung der hol - ländischen Regierung durch Sklaven bearbeitet , nun aber ist sowohl die Sklaverei wie das Monopol aufgehoben worden . Jedermann kann eine Pflanzung anlegen , indeß der Urwald ist niit Schling - und Kletterpflanzen derart durchwachsen , daß es zu theuer kommt ohne Sklavenarbeit ihn zu lichten und urbare Stellen zu gewinnen . Die vorhandenen Plantagen werden in jedem Jahre und zwar mit großer Mühe um ein Kleines erweitert ; es erfordert unablässige Thätigkeit , um auch ans dem geklärten Lande das üppig aufschießende Un - kraut uud Gestrüpp zu vertilgen . Die Arbeiter kommen aus Java , verpflichten sich auf eine bestimmte Zeitdauer und die Holländer sehen es gern , wenn sie ihre Frauen mitbringen . Es ist aber schwierig die bessere Classe der Javaueu für die Auswanderung zu gewinnen . Also auch hier , wie in allen tropischen Gegenden , ist die Arbeiterfrage von großer Wichtig - keit . Die Kulis aus Java sind sorglos , denken nicht an morgen , legen auch keine Ersparnisse zurück ; sie haben so geringe Bedürfnisse und die Natur ist so verschwenderisch mit ihren Gaben , daß sie für den Lohn einer ein - oder zweitägigen Arbeit die ganze Woche sich ernähren können . Woher soll da Lust zu mehr arbeiten kommen ? Es ist nicht leicht , Ordnung unter ihnen zu erhalten , da Körperstrafen verboten sind ; der Pflanzer kann einen Kuli einsperren lassen , aber dann verliert er bis auf Weiteres dessen Arbeit . Ein Europäer , welcher einen Eingeborenen schlägt , wird mit Ge - sängniß bestraft , Geldbuße statt dessen ist unzulässig . So - mit ist übele Behandlung ausgeschlossen , aber wenn der Pflanzer gerechterweise eine Strafe verhängt , so ist es doch unbillig , nicht die Zügel etwas freier und lockerer zu lassen und z . B . eine Geldstrafe statt des Gefängnisses zu erlauben .
Banda ist berühmt wegen der häufigen Erdbeben ; neben dem Ankerplatze , welcher offenbar das Innere eines alten , zusammengestürzten Kraters bildet , erhebt sich ein thätiger Vulcan , der ohne Schwierigkeit erstiegen wurde .
Biscachas und Biscacheras ii
Die Biscacha ist ein Charakterthier der Pampas , wie der sogenannte Prairiehund , Arctomys ludoviciana , als ein solches auf den hochgelegenen Prairien Nordamerikas betrachtet werden kann . Der letztere wirft Erdhügel auf , unter denen er wohnt , die erstere gräbt sich Höhlen . Dr . I . Taiber , welcher als Arzt Abtheilungen argentinischer Sol - daten in den südlichen Theilen der Provinz Buenos Ayres begleitete , hat in der reichhaltigen „ La Plata Monatsschrift " die merkwürdigen Thiere sorgfältig beobachtet und wir ent - lehnen ihm die nachstehenden Schilderungen :
„ Das Marschiren zur Nachtzeit geschieht , wenn der Mond uicht hell leuchtet , immer etwas langsamer und aus solchen Nachtmärschen wird , wenn nicht dringende Veranlassung vor - ^egt , nicht galopirt und zwar schon der vielen Biscacheras toegen , welche den Reiter nöthigen , den Boden scharf zu beob - achten , will er nicht sich und sein Pserd der Gefahr eines bösen Sturzes ausfetzen . Gar oft kommt es nämlich vor , daß Roß und Reiter zu erheblichem Schaden in Folge sol - cher Stürze gelangen , und der argentinische Grenzsoldat , ein so tollkühner Reiter er auch sonst ist , weiß es genau , wel - chen Gefahren er ausgefetzt wäre auf einem zu Schaden
den argentinischen Pampas .
gekommenen Pferde , als daß er anders als in einem drin - genden Nothfall diese Vorsicht bei einem Nachtmarsche nicht beobachtete .
Diese Biscacheras sind nichts Anderes als die durch mehr oder weniger ausgedehnte Unterminirungen hergestellten , mit zahlreichen Eingangsöffnungen versehenen unterirdischen Behausungen einer dem Erdhasen ähnelnden , hier sehr stark vertretenen Thierart , Biscacha genannt . Die erwähnten Eingänge bilden in ihrer Gesammtheit gewöhnlich concen - irisch laufende Kreise mit von außen nach innen und unten schief laufenden weittrichterförmigen , nach außen hin stark aufgeworfenen Mündungen , welche in der Regel so groß sind , daß mittelgroße Hunde durch sie bis in das In - nere des Baues gelangen können . Eine Biscachera umsaßt also , wie gesagt , eine mehr oder minder kreisförmige , beziehent - lich ovale Bodenfläche , deren Durchmesser je nach dem Alter der den Bau bewohnenden Biscachas verschieden ist resp . sich danach richtet . Es kann derselbe z . B . bloß sechs Fuß be - tragen ; bei zunehmender Anzahl der patriarchalisch vereint lebenden , sich sehr stark vermehrenden Bewohner steigt die Ausdehnung des Baues jedoch auf fünf , selbst zehn und mehr
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