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Full Text: Globus, 27.1875

76 Biscachas und Biscacheras i 
Klafter . Doch sind solch übergroße Biscacheras nicht gerade häufig , da nach und nach sich einzelne Pärchen von dem Stamme trennen , um , wenn irgend thunlich , in der Nähe ihrer Geburtshöhle neue Colonien anzulegen . 
Während in der Peripherie einer Biscachera zumeist ein nur sehr dürftiger Graswuchs angetroffen wird , zeichnet sich dagegen sehr häusig der innerhalb des äußern Umsangs des Baues gelegene Raum durch reichlichere , üppigere Vegetation einer gewöhnlich 2 bis 2' / z Fuß hoch werdenden , cylinder - artigen Grasart von ungemein zäher Beschaffenheit aus , welcher Umstand es oft bei Tage oder bei Heller Mond - belenchtung gestattet , eine Biscachera aus größerer Ferne her zn erkennen . Anch fallen dem vorbeipassirenden Reiter die dort vorhandene größere oder geringere Menge verschieden - artiger Thierknochen oder auch eine aufgespeicherte Anzahl kleiner Baumäste und Zweige auf , welche Aufstapelungen als charakteristische Merkmale einer Biscachera gelten können . 
Die respectiven Bodenverhältnisse bedingen das Vorwalten von Knochenresten oder Holzanhänsungen . So findet man ausschließlich Knochen bei den Biscacheras , welche so häusig in den baumlosen ausgedehnten Pampas vorkommen , während dagegen in den wälderreichen Gegenden von Cordoba , Men - doza nnd 1 ) en anderen Provinzen Argentiniens die Holzan - sammlnngen entschieden vorherrschen . Letzterer Umstand bietet den von einem Walde etwas entsernt campirenden Wagenkarawanen oder Reiterhansen manche Bequemlichkeit bei Einsammlung des für die Bereitung des Essens nöthigen Brennholzes , da die mit dieser Eigenheit der Biscacha ver - trauten Landesbewohner statt nach dem oft eine halbe Meile und mehr entfernten Waldsaum zu eilen , die iu der Nähe liegenden Biscacheras aufsuchen nnd sich des dort oft in grö - ßeren Massen aufgespeicherten Holzes bemächtigen , welches die emsigen Thiere zur Nachtzeit aus dem Walde mit gewiß vieler Mühe herbeigeschleppt haben . Zu welchem Zwecke die Biscacha solche Aufspeicherungen macht , in denen man nicht nur Holz oder Kuocheu antrifft , sondern alle anderen möglichen Gegenstände , wie im Camp verloren gegangene Reitpeitschen , Hänteabsälle , Fetzen alter Kleidungsstücke , desect gewordene uud deshalb weggeworfene Fußbekleidung u . s . w . , vermag ich zur Zeit nicht zu sagen und will nur noch erwäh - neu , daß die Thiere oft aus relativ großen Entfernungen für sie schwer trausportirbare Gegenstände nach ihren Bau - teu schleppen , gleichsam als wollten sie sich eine Art Museum anlegen und sich an ihren gesammelten Raritäten in ihren Freistunden ergötzen . 
Bei der sehr starken Fortpflauzuugssähigkeit dieser Thiere sind die Pampas durchgehend sehr reich an Biscacheras ; es gilt dies besonders von den von mir durchstreiften Nord - und Süd - Außeu - Pampas der Provinz Buenos Ayres und der dort aufgeschlagenen Tolderias ( Zeltdörfer ) der In - dianer . Aber auch in der Nähe der Camp - Ortfchaften , der Villas und Pueblos , kann man sich von dem Vorhandensein einer oft unglaublichen Menge solcher unterirdischen Bauten überzeugen , trotzdem man dort namentlich Seitens der Jugend die Thiere durchaus nicht uubelästigt läßt , sie vielmehr ihrer Felle und ihres nicht unschmackhaften Fleisches wegen eifrig jagt . Hat man zu diesem BeHufe keine Feuerwaffe , wie es ja gewöhnlich der Fall ist bei den Gauchos , so kann mau sich auch mit Erfolg eines soliden Stockes oder eines starken Tacuararohres bedienen . Man schleicht sich dann vor ein - 
i den argentinischen Pampas . 
brechender Dunkelheit an eine Biscachera heran , wartet bis die Thiere ihren Schlaf beendet haben und ihre Höhlen ver - lassen , um frische Luft zu schöpfen , und bringt ihnen dann einen tüchtigen Schlag auf den Kopf bei , der die Betäubung des Thieres herbeiführt , vorausgesetzt , daß er stark genug war und gut getroffen hat . Wie gesagt ist diese Jagdart , wenn man nicht einen gut dressirteu Hund zum Gehülfen hat , den man in die Höhlen schickt um die Thiere herauszu - treiben , nur während der Dämmerungszeit anwendbar , denn die Biscacha schläft den Tag über in ihrem sichern Bau und kommt nur bei Sounenuutergaug freiwillig heraus , um ihr Tages - oder vielmehr Nachtwerk zu beginnen . Verdrängt die aufsteigende Sonne die Morgendämmerung , so zieht sie sich wieder in ihre Behausung zurück . 
Am besten kann man daher diese Thiere beobachten , wenn man in der Abenddämmerung einen Ritt durch das Camp macht . Die zu dieser Zeit gewöhnlich in großer Anzahl harmlos vor den Schlupflöchern sitzenden , die einbrechende Nacht erwartenden Familienmitglieder , vom Urgroßvater an bis zu der lustig spielenden jüngsten Schönen des Hauses herab , lassen den Reiter — aber nicht einen Fußgänger — oft so nahe an sich herankommen resp . vorbeiziehen , daß die - ser ihre ganze Gestalt , ihr ganzes Aussehen bis ins Kleinste mustern kann . Ein breiter schwarzer Streifen , der das Ge - ficht in zwei Hälften theilt , große Schnurrbarte , die bei den Alten sich gar martialisch ausnehmen , verleihen den Biscachas ein urkomisches Aussehen , das noch erhöht wird durch das würdevolle Benehmen des Chefs der Familie , die gleich bie - deren Großeltern dem Spiele der heranwachsenden Generation zusehen und augenscheinlich in großem Ansehen stehen bei den übrigen Gliedern der Colonie . Dabei aber sind die Thiere trotz der anscheinenden Harmlosigkeit , mit welcher sie den Reiter herankommen lassen , durchaus nicht uuwachsam , und ein plötzliches Stillstehen des Pferdes oder eine verdäch - tige Bewegung des Reiters genügt , um die ganze Familie zu veranlassen , unter weithin vernehmbarem Schnaufen Hals über Kopf iu ihre Höhle zu stürzen . Ist es aber einmal dem Jäger , einem Spürhunde oder einem Ranbthiere gelun - gen , eine Biscacha zu stellen , wozu vor allen Dingen erfor - derlich ist , ihr den Rückzug nach ihrem Bau abzuschneiden , so weiß dieselbe vou ihrem durchaus nicht zu verachtenden Gebiß einen so ausgiebigen Gebrauch zu machen , daß ihr Feind häusig genug gezwungen wird , sie ihre Flucht fortsetzen zu lassen . Erlegt man nicht auf der Stelle die Biscacha , resp . betäubt man sie nicht , so ist sie doch für den Jäger verloren , denn selbst bis zum Tode verwundet wird sie sich doch noch in die Höhle flüchten . 
Uebrigens dienen die Biscacheras anch häufig anderen Thieren bei herannahender Gefahr zum Zufluchtsort . So sah ich öfters ein oder die andere der großen 2 bis 3 Fuß langen Eidechsen und andere Thiere sich in die Gänge einer Biscachera flüchten . Nicht selten hatte ich auch Ge - legeuheit , Eulen und andere Nachtvögel an den Mün - düngen der Biscacheras wahrzunehmen . Eine Eulenart , die Lechuza , lebt nämlich in Gemeinschaft mit den Biscachas , denen sie in gewissem Sinne als Centinela — Wachtposten — dient , eine Eigentümlichkeit , die auch Hr . v . Monssy in seinem Werke über die argentinische Republik erwähnt . "
	        
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