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Band XXXVI1^
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Mit besonderer DerüellsicKtigung l ! er Antllroyologie unet Gtlinalggie .
Begründet von Karl Andree .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr . Richard Kiepert .
' Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 Q Q A - ü taiin f et ) XU CtQ zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen . * o Ol' .
Edouard Andw's Reisen im nordwestlichen Südamerika 1875 bis 1876 .
IV .
Hinter la Union geht es steil bergauf , und bald hat ntait die Höhenlinie von 2000 in hinter sich . In dem Gebüsche dort wächst die wilde Kartoffel ( Solanum tuberosum ) , deckt mit großen , schönen , violetten Blüthm , und die Sträu - cher daneben sind Myrtaceen , deren Holz für die Knnsttisch - lerei sehr brauchbar wäre . Wiederum steigt man auf schlechtem , schlüpferigem Pfade hinunter nach dem Dorfe Berruecos ; aber die Rast daselbst wurde abgekürzt , als man erfuhr , daß die schwarzeu Blattern herrschten und seit mehreren Tagen namentlich die Kinder hinwegrafften . So eilte man weiter nach Oloya ( 1913 m ) , wo Obdach und Beköstigung sehr viel zu wünschen übrig ließen . Um so großartiger , wenn auch etwas kahl , war der Blick von dort auf das Thal des Rio Juanambn und die Berghänge , zwi - scheu denen seine Zuflüsse strömen . Am nächsten Morgen ritt Andrv hinab zu jenem Flusse , dein „ fürchterlichen Jua - itambü " , wie ihn die colombianischen Dichter nennen . Der wilde Strom entspringt auf dem Paramo von Apout« und hat sich ein enges Bett zwischen senkrechten , nackten Porphyr - felfen gegraben ; riesige Steinblöcke hemmen feinen Lauf und schäumend jagt das Wasser über dieselben hinweg . Es ist ein ergreifendes Schauspiel , das den Reisenden lange fest - hält ; vergeblich wird er versuchen , seine wilde Größe zu schildern .
Beim Hinabsteigen kommt man bei einem kleinen tra - piche ( Mühle zun : Zerquetschen des Zuckerrohres ) vorbei ; die Maschine besteht nur aus zwei Cylindern von grobem Holz und ist so primitiv , als man nur denken kann ; aber ihre Lage ans einer kleinen Ebene ist überaus malerisch . Wenig südlich von la Canada ( 1551 in ) überschreitet man
Glvbus XXXVII . Nr . 14 .
den Juanambn in einer Höhe von 1250 m anf einer schönen , aus Hau - und Ziegelsteinen erbauten , sünsbogigen Brücke . Dieselbe ist 60 m lang , 15 m hoch nnd wurde in den Jahren 1866 bis 1863 von dem Architekten Barretti erbaut ; an der Brüstung erinnert eine Inschrift daran , daß „ am 2 . Mai 1814 die republikanische Armee unter km General Antonio Narino die Engschlucht des Juanambn , welche von 1300 Mann unter Befehl des Melchior Ayme - rida vertheidigt wurde , forcirte . " Die Brücke liegt an einer Stelle , wo sich das Thal etwas erweitert . Dicht dabei , in einer Entfernung von nur 200 m , ergießt der Rio Bnefa - gnillo sein schwarzes Gewässer in den Juanambn ; sein steiniges Bett , an dessen trockenen Ufern Kakteen vom Ge - nns Pilocereus wachsen , muß durchfurchet werden . Daun beginnt einer der längsten nud mühsamsten Anstiege , die in Colombien Sanmthieren überhaupt zugemuthet werden . Bon 1250 m muß man nach Ortega in 1986 m Höhe hinauf - klettern , d . h . 736 m hinter einander nnd zwar in engen Schluchten , wo sich zwei Maulthiere nicht ohne Gefahr ans - weichen können , nud die von riesigen Sandstein - und Por - phyrblöcken übersäet sind , deren glatte Oberfläche die Thiere alle Augenblicke zn einem gefährlichen Sprunge zwingt . Zu - letzt führt der Pfad au wilden Abhängen hin , die großartige Ausblicke gewähren , und man erreicht die wenigen Hütten von Ortega . Damit verließ der Reifende für lange Zeit die warme Region und hatte das Hochland , das Gebiet " der kalten Nebel , der Bromeliaceeu und Odontoglossen , wieder erreicht , in welchem er nun , sich stets dem Aequator nähernd , Wochen lang zubringen sollte . Zn beiden Seiten des Weges senken sich nun ansehnliche Thäler , von größerer Länge und
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