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Band XXXVII .
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Mit besonäerer Berücksichtigung ller Antkroxologie unä Gtknologie .
Begründet von Karl Andree .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr . Richard Kiepert .
SBtOlirt { Avnotn Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten q ma IJIUtlQ zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen . ^ oU *
Hilles Crevaux " erste Reise im Innern von Guayana ( 1876 bis 1877 ) .
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Am 16 . Juli machten die Puka - Neger einen Versuch , die Reisenden im Stiche zu lassen , und führten als Grund au , daß Crevaux einem Brüllaffen , den sie für heilig halten , das Fell abgezogen habe ; doch ließen sie sich rasch besänftigen und zur Fortsetzung der Fahrt bewegen . Wäh - reud der nächsten Tagereisen waren die Ufer des Flusses unbewohnt , was die Reise überaus einförmig machte ; um sich zu zerstreuen , unternahmen sie während der Ruhepausen kurze Ausflüge in das Land hinein . Ganz Guayana ist in seinem Innern mit einem unermeßlichen Waldesdickicht be - deckt , welches nur durch die Flußläufe und einzelne Stellen mit unfruchtbarerem Erdboden Unterbrechungen erfährt . Das Niederland längs der Küste wird von Savannen einge - nommen , dessen Gräser von Viehherden in voller Freiheit abgeweidet werden . Im Innern des Landes fand Crevaux nur eine einzige Savanne , beim Dorfe Kotika im Lande der Bonis . Von dem äquatorialen Walde macht man sich sel - ten eine richtige Borstellung ; Palmen ohne Zahl und sonder - bar gestaltete Bäume , von Schmarotzerpflanzen bedeckt und von Lianen umschlungen — das findet sich nur auf den Inseln längs der Küste und an den Mündungen der Flüsse . Der Urwald , „ das große Holz " , wie man in Guayana sagt , macht einen kältern , strengern Eindruck : Tausende vonStäm - men steigen säuleuartig bis zu 35 und 40 Meter Höhe ein - por und tragen dort ein Laubdach , welches fast keinem ein - - ^gen Sonnenstrahle den Durchlaß gestattet . Auf dem Boden sieht man kein Kraut , kein Grün , nur Pilze , Farne und dergleichen sowie trockene , mit Schimmel bedeckte Blätter und Aeste . Es fehlt an Luft ; man riecht förmlich das dort lauernde Fieber . An den Ufern der Flüsse aber gelangen Globus XXXVIl . Nr . 2 .
auch die niederen Pflanzen , die Gesträucher und kleinen Bäume zur Geltung , erhalten ihren Theil an Luft nnd Licht und treten mit ihren Blüthen und Früchten und Schling - pflanzen an die Stelle der Pilze und Farne ; der Pflanzen - wuchs gewinnt an Zierlichkeit und wird malerisch , die Thier - welt mannigfaltiger .
Erst am 18 . Juli begegneten sie wieder Menschen , einem Boote mit sieben Weibern ; eines hinter dem andern sitzend und die älteste in der Mitte , so fuhren sie nach dem jensei - tigen Ufer , um Reis zn ernten . Gleich darauf erreichten sie das Dorf Paramaka . Dasselbe wird von etwa 100 Negern bewohnt , früheren Sklaven , welche um 1826 ihren Herren in Holländisch - Guayana entliefen . Nach Pater Krönner , welcher lange Zeit " bei diesen wieder zn Wilden ge - wordenen Schwarzen zugebracht hat , kommt der Name Para - maka vou den beiden Worten para == Fluß und maka , die Frucht eines dort vielfach wild Wachsenden großen Bau - mes . Dem Häuptlinge des Dorfes schenkte Crevaux einen grünen Sammetmantel , welchen er nebst anderen ausgemu - sterten Theaterkostümen auf seine Bitte vom französischen Unterrichtsminister geliefert erhalten hatte — nebenbei gesagt , eine sehr praktische uud nachahmenswerthe Verwendung sol - cher werthlosen Dinge , wenn auch beklagenswerth vom ethno - graphischen Standpunkte aus . Anfangs war der beschenkte Schwarze sehr glücklich , nachher aber zeigte er sich enttäuscht , als er erfuhr , daß der Reifende noch prächtigere Stücke un - ter seinem Vorrathe mit sich führe . Sein Aerger war so groß , daß Crevaux es für nöthig hielt , Nachts seine Boote bewachen zu lassen ; vielleicht war das auch der Grund , daß er sich am folgenden Morgen dem Wunsche der Missionäre ,
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